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Innenstadtverein, Stadt und Midewa Innenstadtverein, Stadt und Midewa: Frischwasser gegen Fischsterben im Bitterfelder Schwanenteich

Von Frank Czerwonn 28.08.2019, 08:54
Über einen Schlauch fließt das kalte und dadurch sauerstoffreiche Trinkwasser vom Hydranten zum Teich.
Über einen Schlauch fließt das kalte und dadurch sauerstoffreiche Trinkwasser vom Hydranten zum Teich. André Kehrer

Bitterfeld - Seit Dienstagmittag steigt der Wasserspiegel des Großen Teichs in Bitterfeld wieder an. Die Midewa pumpt über einen Schlauch Frischwasser aus einem Hydranten in das Gewässer mitten in der Stadt. Dessen Pegel war in den vergangenen Wochen massiv gesunken und hatte zudem ein Fischsterben zur Folge. Die rettende Wasseraktion ist ein Gemeinschaftswerk von der Stadt, dem Bitterfelder Innenstadtverein, der eine Spendensammlung der Bürger organisierte, und dem Wasserversorger Midewa.

„Innenstadtverein und Stadtverwaltung haben sich mit uns in Verbindung gesetzt und wir haben einen Weg gefunden, das Wasser im Teich wieder ein Stück weit aufzufüllen“, sagt Midewa-Chef Uwe Störzner. Um 13.30 Uhr habe man am Dienstag begonnen, Wasser einzuleiten. Dazu wurde laut Midewa-Mitarbeiter Ralf Stüwe ein 20 Meter langer Feuerwehrschlauch am Hydranten angeschlossen, der am Teichwall steht.

Der Schlauch mit Zähler wird gesichert über den Spazierweg bis ins Restwasser des Teichs geführt. „Doch das Einspeisen geht nur langsam, denn wir müssen ja die Trinkwasserversorgung aufrecht erhalten“, erklärt Störzner, der Bitterfelder ist. Die Midewa unterstütze aber diese Rettungsaktion gern. „Denn das ist etwas Wichtiges und Gutes für die Stadt.“

Das Einspeisen des Trinkwassers könnte sich über drei Wochen hinziehen

3,5 Kubikmeter Wasser pro Stunde fließen vorerst in den Großen Teich, den viele auch Schwanenteich nennen. Nachts werde man versuchen, die Menge schrittweise hochzufahren. Insgesamt wolle man laut Stadtsprecherin Katrin Kuhnt „mehrere tausend Kubikmeter“ einspeisen. Am Mittwoch sollen erneut Messungen stattfinden. Letztlich dürfte es sich um mindestens 3.000 Kubikmeter handeln. Das wären umgerechnet drei Millionen Liter. Das Einspeisen des Trinkwassers könnte sich also locker über drei Wochen hinziehen.

Auslöser für dieses gemeinschaftliche Engagement war der dramatisch gesunkene Pegel. Weder Regen noch der Lober brachten in den vergangenen Wochen neues Wasser in den Teich. So stieg dessen Temperatur und der Sauerstoffgehalt sank. Vor knapp zwei Wochen hatten Spaziergänger die ersten toten Fische am Ufer entdeckt. Ein paar Tage später fischte der Anglerverein viele Kadaver ab und versuchte, noch lebende Tiere zu retten. Wie viele Fische jetzt noch im Teich sind und wie ihre Überlebenschancen stehen, weiß niemand.

Noch liegt der Zufluss zum Schwanenteich trocken

Die Stadt hatte daraufhin drei Varianten für schnelle Hilfe im Blick: Zum einen wurde die Pumpe aktiviert, die Wasser vom Strengbach in den Lober bringt, der den Teich speist. Zwar füllt sich der Lober langsam, doch noch liegt der Zufluss zum Schwanenteich trocken. Zudem versuchte man, Wasser aus der Goitzsche zu nehmen. Aber dafür verweigerte der Landkreis die Ausnahmegenehmigung. Variante drei war die Auffüllung mit Trinkwasser. Das musste wegen der Haushaltssituation erst geprüft werden. „Aber die Lage ist so dramatisch, dass wir das machen müssen“, so Kuhnt gestern.

Bereits vor Tagen ergriff der Innenstadtverein die Initiative und rief die Bürger zu Spenden auf - was wohl auch die Stadtverwaltung zusätzlich motivierte. „Wegen des Wetters zählt jede Stunde“, sagt Vereinsvorsitzender Kay-Uwe Ziegler. Man sprach mit Midewa, Feuerwehr, Stadtwerken, Anglerverein. „Sie haben uns Unterstützung zugesagt.“

Eine Million Liter war das Erstziel. Bei einem Wasserpreis von 1,59 Euro pro Kubikmeter wären dafür 1.500 Euro nötig. Inzwischen hat man schon mehr als 1.100 Euro zusammen. „Und wir sammeln weiter, zum Beispiel beim Stadtfest am Wochenende“, so Ziegler. Er hofft durch die Aktion zugleich auf eine Stärkung des Gemeinschaftsgefühls der Bitterfelder. „Sie erleben hier, dass man zusammen schnell etwas Gutes bewegen kann.“ (mz)