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Praktizierter Tierschutz In stacheliger Mission: Familie aus Thalheim hat im Keller eine Pflegestelle für Igel eingerichtet

Bei Familie Gulitz in Thalheim gibt es im Keller eine Pflegestelle für Igel. Die Tiere werden meist abgegeben, aufgepäppelt und wieder in die freie Wildbahn entlassen.

Von Sylvia Czajka Aktualisiert: 22.09.2024, 13:17
Vorsicht, Stacheln! Ronja und Anja Gulitz aus Thalheim sorgen für ihre Pflegeigel.
Vorsicht, Stacheln! Ronja und Anja Gulitz aus Thalheim sorgen für ihre Pflegeigel. (Foto: Sylvia Czajka)

Thalheim/MZ. - Ginger, Grinsch und Grümel – Vorsicht, Stacheln! Die Drei-G-Igel-Schwestern wurden in Leipzig neben ihrer toten Mutter am Straßenrand entdeckt und futtern jetzt genüsslich im Keller von Familie Gulitz in Thalheim. 100 Gramm wogen die Babys noch vor ein paar Tagen, mittlerweile haben sie 300 Gramm zugelegt. Welpenmilch und Fencheltee sorgen dafür, dass die Bäuche der stacheligen Mädchen etwas praller werden. „Wir päppeln sie auf.“ Ausgewachsene Igel können bis zu 1.500 Gramm auf die Waage bringen.

Konsequente Buchführung

Ronja und Anja Gulitz haben täglich straff zu tun. Die eine nach der Schule, die andere nach der Arbeit. Der Nachwuchs hat nämlich eigentlich immer Hunger. Und fast täglich stellt sich neuer ein. Es ist die Babyzeit der Igel. Die Pflegestellen des Tierschutzvereins Zörbig in Thalheim und Jeßnitz haben Hochkonjunktur. Über die Neuzugänge wird streng Buch geführt.

Vor zwei Jahren wurde Gulitz’ Keller zur „Igel-Krankenstation“. Bisher waren 22 der possierlichen Tiere ihre Gäste. Namenlos verlässt übrigens keines das Haus. Die Auswahl wird nach dem Alphabet getroffen. Derzeit sind es eben Ginger, Grinsch und Grümel.

Die Leib- und Magenspeise

Der Igel wurde übrigens von der Deutschen Wildtierstiftung zum „Tier des Jahres 2024“ auserkoren. Die Säugetiere gehören inzwischen zu den bedrohten Arten. Dafür gibt es gewichtige Gründe: Denn dem Igel fehlt mittlerweile ausreichend Nahrung. Er ist nämlich ein reiner Fleischfresser. Käfer sind seine Leib- und Magenspeise. Äpfel und anderes Obst aus dem Garten – wie irrtümlich oft angenommen – gehören nicht dazu, erzählt Ronja Gulitz. Die Igelfreundin kümmert sich gern. Denn irgendwie sind sie doch alle „so süß“.

Der älteste Igel erreichte übrigens ein stattliches Alter von 16 Jahren. In der freien Wildbahn schaffen sie es maximal auf vier Jahre. Denn es lauern viele Gefahren auf sie. Dafür sorgt meist der Mensch: im Straßenverkehr zum Beispiel oder durch Mähroboter und Trimmer, aber auch durch Pflanzengifte, erzählen Ronja und Anja Gulitz.

Stachelige Schönheit
Stachelige Schönheit
Foto: Gulitz

Der könnte aber auch helfen. Und wie? Die Gärten einfach mal nicht aufräumen, dafür lieber wilde Ecken, Totholzhaufen, Laub liegenlassen, Zäune unten frei räumen, kein Gift verwenden. Oder einfach nur Wasser aufstellen und wenn Igel im Garten sind, unbedingt zufüttern. Auch gern ganzjährig. Katzenfutter mit hohem Fleischanteil, ohne Gelee, Soße, Zucker und Getreide, informiert Anja Gulitz.

Die Deluxe-Variante wäre: ein Schlafhäuschen bauen (perfekt mit Labyrinth-Eingang). Und noch perfekter wäre: Wenn sich Leute für die Einrichtung einer Auswilderungsstelle an oder in ihrem Haus zur Verfügung stellen, wünscht sich Anja Gulitz.

DerZörbiger Tierschutzverein ist unter der Telefonnummer 0157/51 91 83 06 erreichbar.