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In den Fußstapfen des TV-Malers Bob Ross

Von IRIS LADEMANN 25.11.2009, 17:23

ZÖRBIG/MZ. - Dann beginnt die Zeit, in der der heute 75-Jährige in seinem Atelier verschwindet und zu malen beginnt. "Manchmal steht er ganz spontan vom Fernsehen auf und sagt nur knapp, dass er jetzt malen geht", sagt seine Ehefrau Gudrun über ihn.

Doch das war nicht immer so, erzählt der gelernte Maler, der eigentlich viel lieber Fahrzeugmechaniker geworden wäre. Weil zum damaligen Zeitpunkt, also vor gut 50 Jahren, im Malerberuf kein Geld zu verdienen war, wechselte der gebürtige Zörbiger ins Alu-Werk und später zum CKB. Von 1961 bis 1992 war er dann als Fahrer für die Notschlachtung bei der Stadt Zörbig angestellt.

Solange er gearbeitet hat, war seine Freizeit ausgefüllt. Doch mit dem Eintritt in den Vorruhestand sah das plötzlich ganz anders aus. Vor allem in den Wintermonaten war massig Zeit. Auf der Suche nach einem Hobby sei seine Ehefrau auf die Idee gekommen, dass er doch ein Musikinstrument erlernen sollte. Doch so recht glücklich sei er damit nicht gewesen. Deshalb führt das Keyboard in seinem Atelier wohl auch ein recht armseliges Dasein.

Und dann plötzlich eine Sendung im Fernsehen. Ein bekannter amerikanischer Maler, Bob Ross, stellte die von ihm entwickelte Technik, die Nass-in-nass-Malerei unter Verwendung weniger Farben, vor. "Das ist was für mich", gibt Gerhard Schneider seine Gedanken von damals wider. Die Fernseh-Malkurse mit Bob Ross habe er sich wieder und wieder angeschaut und war stets aufs Neue fasziniert, in welch kurzer Zeit - eine Folge dauerte rund eine halbe Stunde - das Bild fertig war. "Mit ruhiger, sanfter Stimme motivierte er seine Zuschauer, selbst zum Pinsel zu greifen und ihre ganz persönliche Welt, in der alles erlaubt und nichts verkehrt sein kann, auf die Leinwand zu bringen", blickt Gerhard Schneider gut fünf Jahre zurück. Denn just zu dem Zeitpunkt war für ihn klar, das versuchst du auch.

Doch kaum hatte er sich für diese Maltechnik entschieden, stand die nächst Frage im Raum. Wo bekommt man die Farben, Pinsel, Leinwände und all die übrigen Arbeitsmittel? Eine Institution in den Niederlanden fand sich. "Dort kann man diese Maltechnik auch erlernen", sagt der Autodidakt, der niemals dort war. Und er erklärt, dass bei dieser Technik jedes Bild weder skizziert noch irgendwie vorgezeichnet werden kann. Weshalb auch jeder Pinselstrich sitzen muss. Und es muss schnell gehen. Maximal sieben Stunden Zeit blieben ihm. Dann ist der Untergrund trocken und es geht nichts mehr. Er erklärt, dass Schicht auf Schicht gemalt werde. Und das beginne beim Hintergrund, setzte sich mit Details in der Mitte des Bildes fort und ende im Vordergrund. "Bevor ich beginne, muss deshalb im Kopf alles schon fertig sein", sagt Schneider.

Dass seiner Ideenvielfalt keine Grenzen gesetzt sind, widerspiegeln die zahlreichen Bilder in seinem Atelier in anschaulicher Weise - Landschaften, Stillleben, markante Gebäude, einzelne Blüten auf ganz unterschiedlichem Hintergrund. Hin und wieder ist er nicht immer ganz zufrieden mit seinen Arbeiten, die trotzdem ein breites Kaufinteresse finden. Manchmal komme man auch mit bestimmten Vorstellungen zu ihm, die er dann umsetze. Außerdem sei ein von ihm signiertes Bild auch immer ein individuelles Geschenk bei Festen und Feierlichkeiten.

Gerhard Schneiders Arbeiten waren auch schon auf Ausstellungen zu sehen. Darauf ist der Hobby-Maler besonders stolz. Stolz sei er auch darauf, dass seine jetzt 35-jährige Tochter Susen, die mit ihrer Familie der Arbeit wegen jetzt in Schleswig-Holstein lebt, sein Hobby übernommen hat. "Sie malt fast schon besser als ich", meint der Vater anerkennend.