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"Hört das denn niemals auf?" "Hört das denn niemals auf?": Friedersdorfer Buchautor Peter Hoffmann blick in menschliche Abgründe

Von Christine Färber 26.01.2019, 11:00
Schriftsteller Peter Hoffmann aus Friedersdorf in seinem Arbeitszimmer
Schriftsteller Peter Hoffmann aus Friedersdorf in seinem Arbeitszimmer André Kehrer

Friedersdorf - „Menschen zerbrechen - Menschen zerbrechen Menschen“. So steht es auf dem Cover von Peter Hoffmanns neuem Buch. Für den in Friedersdorf lebenden Schriftsteller braucht es nur fünf Worte, um ein Schicksal zu beschreiben. In seinem jetzt erschienenen Buch, das den Titel trägt „Hört das denn niemals auf?“, benutzt er freilich mehr.

In neun Geschichten macht er die Schicksale seiner Protagonisten, die sich - streng genommen - auch in die obigen fünf Worte fassen lassen, für seine Leser erfahrbar. Und hier ist das Wort Schicksal in seiner negativen Auslegung angebracht. Denn es sind Opfer wie Täter, die er charakterisiert.

Die Figuren einerseits, die Hoffmann lebendig werden lässt, sind nicht breitschultrig und robust. Ihre Seelen sind von früheren Episoden gezeichnet, von den Erlebnissen blieben Narben. Sie sind fragil. Und manche sind bereits zerbrochen. Da ist der behinderte Mann, der als Junge immer wieder gehänselt wurde. Das farbige Kind, das in dem fremden Land längst erfahren hat, was Angst ist. Da ist das junge Paar, das durch einen blöden Witz auf seine seelische Nacktheit zurückgeworfen wird.

Das Buch wurde von Hoffmanns Ehefrau Annegret illustriert

Doch da sind auch die anderen. Die, die Menschen zerbrechen. Der Vater, der die Tochter missbraucht. Die Kollegen, die die Unangepasste mobben. Oder einfach nur ein paar nebenbei aufgefangene Worte, die tief treffen, weil sie gedankenlos dahingesagt wurden. Und da ist keiner, der letztlich Verantwortung für diese kaputten Seelen übernimmt.

Hoffmann gelingt es auch mit diesem Buch, das übrigens seine Ehefrau Annegret illustriert hat, den Leser zu fesseln, ihn mitzunehmen in diese Welt menschlicher Abgründe. Das gelingt nicht zuletzt durch eine unangestrengte Erzählweise und eine anschauliche Beschreibung ohne voyeuristisch zu werden. Dennoch plätschert das Geschehen niemals nur so dahin. Manche Geschichte nimmt eine plötzliche Wende. Wie manch andere hingegen ausgehen wird, ist zu ahnen.

Der Autor entlässt den Leser nicht, ohne ein scharfes Licht auf die Täter

Immer aber ist es spannend und fordernd, sich in die Menschen einzudenken. Hoffmann hinterfragt. Hand aufs Herz: Wer macht sich im Alltag schon diese Mühe? Und wer kann das überhaupt? Wieviel Kraft erfordert es von den Opfern, ihre Angst, ihre dumpfen Ahnungen, ihre Niederlagen auszuhalten? Und wer versteht das schon? Ja, verdammt, warum hört das nicht auf?!

Diese Frage wird sich manch Leser am Ende des Buches selbst stellen. Aber der Autor entlässt den Leser nicht, ohne ein scharfes Licht auf die Täter, die, die Seelen zerstören, zu werfen. Er macht deutlich, dass auch diese dunkle Seite eines Menschen nicht aus dem Nichts kommt, dass sie Ursachen hat.

Hoffmanns Buch ist eine Mahnung, genau hinzuschauen

Fragen über die dunkle Seite des Lebens, über Befindlichkeiten und tiefliegende, gar verschüttete Gefühle, Fragen nach nach Abgründen - das sind die nach Anstand. Nach Moral. Sie sind das, was Hoffmann angetrieben hat, seinen zweiten Band der Geschichtensammlung nach „... wird man jemals verstehn“ zu verfassen.

Gewalt in der Familie, Missbrauch, Verletzung von Kinderseelen, enttäuschte Hoffnungen, Gleichgültigkeit, Angst - Hoffmann zeigt: Das sind Erscheinungen, die in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommen. Sie sind Teil der Wirklichkeit, der oft genug vom schönen Schein überdeckt wird. Hoffmanns Buch ist nicht zuletzt eine Mahnung, genau hinzuschauen und eben nicht hinzunehmen. (mz)

Das Cover von Hoffmanns Buch
Das Cover von Hoffmanns Buch
Edition Winterwork