Hochwasser in Bitterfeld Hochwasser in Bitterfeld: Von Anfang an im Wasser-Einsatz

bitterfeld/MZ - Die Frauen und Männer der Wasserwehren im Altkreis Bitterfeld sind oft die Ersten, die vor allem bei Hochwasser die Organisationsfäden in die Hand nehmen. Ausgestattet mit entsprechender Technik, dem Wissen um die Gefahren durch das Wasser und jeder Menge persönlichem Engagement haben sie auch bei diesem Hochwasser wieder Außergewöhnliches geleistet. Grundlage für die Arbeit ist das Wassergesetz des Landes Sachsen-Anhalt.
Einsatz rund um die Uhr
Mit 42 Mitgliedern ist die Wasserwehr Bitterfeld-Wolfen zahlenmäßig die Zweitgrößte im Altkreis Bitterfeld. 30 bis 35 Frauen und Männer waren während der Hochwasserzeit durchschnittlich im Einsatz, und das rund um die Uhr. „Durch das tatkräftige Zupacken und die Organisation unserer Mitglieder hat die Wasserwehr an Akzeptanz in der Bevölkerung zugelegt“, sagt Claudia Elze, die für diesen Bereich die Leiterin der Wehr ist. Auch über einige Neuanmeldungen könne man sich freuen. Viele Menschen hätten bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht gewusst, das es eine solche Einrichtung neben den Feuerwehren gibt.
„Wir haben uns schon Freitagabend, 31. Mai, in unserem Stützpunkt in Greppin eingefunden, um über eventuelle Maßnahmen wegen des Starkregenfalls zu beraten“, blickt Elze zurück. Dammkontrollen wurden durchgeführt und die Pegelstände der Mulde überwacht. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch nicht gewusst, dass uns schon nach nur elf Jahren wieder ein Hochwasser dieser Größenordnung ereilt“, sagt sie. Auch der überaus schnelle Wasseranstieg habe alle bisherigen Erkenntnisse über den Haufen geworfen. Aus diesem Grunde habe man sich auch entschieden, schon am 2. Juni den Stab der Stadt Bitterfeld-Wolfen zu aktivieren. „Allein auf den Schultern der Wasserwehr war das Problem nicht mehr zu stemmen“, ergänzt Ernst Rossow, der gemeinsam mit Claudia Elze die Organisation der Helfer aus Bitterfeld-Wolfen sowie der vielen Helfer aus ganz Deutschland in der Hand hatte. „Es waren nicht nur Sandsäcke und die Transport-Logistik, die bewältigt werden mussten, auch die Verpflegung spielte eine große Rolle bei der Arbeit der Frauen im Zentrum der Bitterfeld-Wolfener Wasserwehr. Auf die Frage, wieviel Brötchen sie geschmiert hätten, konnten die Frauen nur mit den Achseln zucken. „Keine Ahnung, aber wir haben schon Blasen an den Händen“, sagten sie lachend.
Unterstützung durch Ehepartner
Ria Geller von der Raguhn-Jeßnitzer Stadtverwaltung hält die Fäden für die Wasserwehren ihres Bereiches, der sich in fünf Abschnitte untergliedert, fest in der Hand. Altjeßnitz, Jeßnitz, Raguhn, Schierau und Retzau gehören dazu, und 75 Frauen und Männer leisten in den Wehren ihren Dienst zum Wohl der Stadt und gegen das Wasser. „Für mich ist es besonders wichtig, dass fast hinter jedem Wasserwehrmitglied noch ein helfender Ehepartner steht.“ Anders würde es auch gar nicht funktionieren, sagt Geller. „Wenn unsere Leute manchmal tagelang im Einsatz sind und das eigene Haus, dass manchmal auch vom Wasser beschädigt wurde, nur kurz sehen, dann ist das Verständnis des jeweiligen Partners unbedingte Voraussetzung.
Mit 13 Mitgliedern ist die Wasserwehr der Gemeinde Muldestausee zahlenmäßig die Kleinste, auch wenn Pierre Kulik mit seinen Männern elf Kilometer Muldedeich zu betreuen hat. „Wir haben in der kurzen Zeit schon allerhand erreicht“, sagt der Chef der Wehr. Ende 2011 konnten wir in Rösa unseren neuen Stützpunkt übernehmen, in dem schon eine Reihe von wichtiger Technik und die beiden Fahrzeuge untergebracht sind.
„Unser Betreuungsbereich zieht sich von Rösa, Brösa bis zum Muldestausee und von Pouch bis nach Löbnitz“, erklärt Kulik. Hauptschwerpunkt dabei seien die Rösaer Aue und auch die Fährhaussiedlung. „Strategisch wichtige Bereiche, wie die Abwasser- und Trinkwasserversorgungsanlagen, konnten wir wirkungsvoll schützen, so dass es zu keinen Problemen in dieser Richtung gekommen ist“, sagt der Wasserwehrchef. Gleich nach der ersten Lagebesprechung am 1. Juni habe man einen 24-Stunden-Dienst eingerichtet, um Kontrollen durchzuführen und Maßnahmen zu koordinieren.
Hervorheben möchte Kulik die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk, das während der Spitzenzeit des Hochwassers im Objekt der Wasserwehr stationiert war. „Die Kameraden haben uns mit moderner Pegelmesstechnik unterstützt, so dass man minütlich die Wasserstände, aber auch die Temperaturen des Muldewassers übermittelt bekam.“ Das sei wichtig, um sich ankündigende Dammbrüche schon anhand der Temperaturänderung des Wassers erkennen zu können, so Kulik. „Wir haben in diesen Tagen viel von den Profis gelernt“, freut sich Kulik über die prima Zusammenarbeit. Auch die schnelle und unbürokratische Hilfe der Agrarunion Schlaitz mit Sitz in Rösa möchte er nicht unerwähnt lassen. „Technik und Folie standen immer bereit, wenn wir etwas benötigt haben.“
Alles in allem hat die Wasserwehr des Bereiches Muldestausee in der Hochwasserzeit etwa 1 000 Mann-Stunden absolviert, was bei 13 Mitgliedern schon eine beachtliche Zahl ist. „Etwa 91 000 Sandsäcke haben wir in der Zeit verbaut“, nennt Kulik eine weitere beeindruckende Zahl. „Für die Zukunft wollen wir für unsere Mitglieder weitere Schulungen und Lehrgänge anbieten, damit wir für ein nächstes Hochwasser noch besser gerüstet sind“, sagt der Wasserwehrchef abschließend. Dass das nächste Wasser kommt, das stehe fest, meint er. „Aber wir müssen in jeder Hinsicht vorbereitet sein.“