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Historisches in Angriff genommen

Von Iris Lademann 18.05.2007, 16:58

Priorau/MZ. - Dazu hat der 71-Jährige nicht nur eine Spitzhacke dabei, sondern auch Brechstange, Wasserwaage, Besen und verschiedene andere Werkzeuge.

Richard Preuße ist ebenso wie seine Ehefrau Ursel Mitglied im Heimatverein Priorau, der sich am 20. Februar 2005 gegründet hat und heute 24 Mitglieder im Alter von 16 bis 79 Jahre zählt. "Fast alle der heutigen Mitglieder gehörten früher zum Bauernverband, der sich überwiegend mit der Vorbereitung des jährlichen Dorffestes beschäftigt hat", erzählt Vereinsvorsitzender Andreas Schaaf und erklärt, dass das auf die Dauer ihm und einer Hand voll Gleichgesinnter zu wenig gewesen sei. Insbesondere Richard Preuße, der sich seit seinem Rentenstand intensiv mit der Dorfchronik beschäftigt und auch schon seine Ehefrau infiziert hat, habe neben Andreas Schaaf angeregt, doch einen Heimatverein zu gründen.

Inzwischen hat sich der Verein zu einer festen Größe im Ort gemausert, der sich nun nicht nur um die Feste im Dorf - gemeinsam mit der örtlichen Feuerwehr - kümmert, er hat inzwischen auch Gebäude rund um das ehemalige Gut erworben. Das betrifft zum einen die Waage, auf der noch zu DDR-Zeit die LPG-Fahrzeuge mit den Futtermitteln gewogen wurden, und die einstige Schmiede, die peu á peu zu einer Heimatstube mit Vereinsraum und Sanitärtrakt umgebaut werden soll. Die Gebäudesicherung und Entrümpelung war der erste Schritt - was beide Gebäude betraf. Denn in diesem kleinen Waage-Häuschen, das malerisch gelegen unter wuchtigen Kastanien steht, sollen einmal landwirtschaftliche Geräte aus Urgroßmutters Zeit ausgestellt werden - so die Vorstellungen des Vereins.

Das Dachgeschoss der einstigen Schmiede ist bereits soweit in Schuss, dass die Vereinssitzungen hier stattfinden können. Das Dach ist isoliert und die Holzbalken ausgebessert und versiegelt. "Genug Raum", wirft Vereinsmitglied Jens Heinze ein, "um alte Küchengeräte und andere historische Gegenstände so abzustellen, dass am Ende ein richtiges kleines Museum daraus wird." Doch das sei noch ein langer Weg. Denn es sei noch recht wenig Gerätschaft vorhanden.

Auf dem bis in die 60er Jahre hinein noch genutzten Friedhof - der neue befindet sich seit 1957 vor den Toren der Gemeinde - hat der Heimatfreund Preuße gerade eine Entdeckung gemacht. "Diese Grabplatte haben wir unter dem umgekippten Sockel gefunden", spricht er gleich für seine Frau mit. "Die ist noch so gut erhalten, die stellen wir wieder auf", sagt sie bestimmt. Und schon gehen beide an die Arbeit. Ringsum wird ein wenig ausgegraben, der Sockel mit Ziegelsteinen in die Waage gebracht und ringsum wieder alles verfüllt. Nun kann der Efeu, der den alten Friedhof der evangelischen Kirche fest im Griff hat, auch wieder von diesem Grabstein Besitz ergreifen.

"Hier hat bis ins 19. Jahrhundert hinein die alte Kirche gestanden", zeigte der Chronist auf einige von Efeu überwucherten Steine. Deshalb befinde sich auch an dieser Stelle der Friedhof, und nicht am heutigen Gotteshaus, das 1817 / 1818 gebaut wurde.