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Hilfe für den vierjährigen Abdul vom Hindukusch

Von ULF ROSTALSKY 16.09.2008, 16:47

BITTERFELD/MZ. - Die Augen sind schneller als die Beine. Sie streifen umher, nehmen alles auf. Abdul möchte spielen, toben. Dabei sein, wenn die anderen Mädchen und Jungen in der Kinderklinik des Gesundheitszentrums Bitterfeld / Wolfen trotz Krankheit die Welt auf ihre Weise erkunden. Er macht es, leicht hat er es allerdings nicht.

Der Vierjährige stammt aus Afghanistan und hat auf schmerzliche Weise erfahren, was Kriegsgerät bedeuten kann. Das rechte Bein steckt in einem dicken Verband. "Eine Splitterverletzung", erklärt Chefarzt Dr. med. Thomas Beier. Die sei zwar im Heimatland des Jungen versorgt worden, jedoch nicht ausreichend. Der Knochen entzündete sich, Abdul musste weiter behandelt werden.

Friedensdorf International ist eine vor mehr als vier Jahrzehnten durch private Initiative ins Leben gerufene Hilfsorganisation, die sich der Versorgung von Kindern aus Krisengebieten verschrieben hat. Mit der Organisation arbeitet das Gesundheitszentrum seit Jahren zusammen. Beiers Vorgängerin, Dr. Ursula Lübbe, hatte den Stein ins Rollen gebracht. Und so ist Abdul ein Kind von vielen, dem in Bitterfeld-Wolfen geholfen werden konnte.

Im Klinikum wurden Mädchen und Jungen aus Afrika behandelt, immer wieder sind es jetzt aber Kinder aus dem Land am Hindukusch. Das versetzt Klinik und kleine Patienten in eine durchaus günstige Lage. Sprachschwierigkeiten könnten überwunden werden, so Beier. Mittlerweile habe man Kontakt zu in Deutschland lebenden Afghanen, die im Falle des Falles als Übersetzer weiter helfen würden. "Der Kleine lernt schnell. Sein Lieblingswort ist Eis", sagt Viola Döhrmann, die Sekretärin des Chefs. Sie schaut immer mal wieder bei Abdul vorbei, der nicht anders als die anderen Patienten ist.

Thomas Beier erklärt, dass die Behandlung des Jungen wohl noch einige Wochen dauern wird. Seit 21. August ist das Kind in Bitterfeld, seine Verletzung wird im Verbund von Kinderärzten und Chirurgen behandelt. "So, wie es jetzt aussieht, braucht er keine Behandlung in anderen Fachkliniken. Alles ist auf einem sehr guten Weg." Das Problem der Verständigung ist gelöst, doch im Raum stehen bei jeder Hilfe auch die Kosten der Behandlung. Da würde schon einiges zusammenkommen, erklärt der Chefarzt. Deshalb sei man dankbar über jede Unterstützung.

Lutz Bernhardt, Chef der Bitterfelder Qualifizierungs- und Projektierungsgesellschaft (BQP) hat gespendet. "Geld statt Blumen zu meinem 65. Geburtstag habe ich mir gewünscht. Ich war selbst erstaunt, was da zusammenkam. Schön, dass dem Jungen damit geholfen werden kann", sagt er. Auch Mitarbeiter der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) spendeten - den Erlös aus ihren Wetten zur Fußball-EM. Das Klinikum hat ein Spendenkonto eingerichtet.