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Hermine-Abpumpen in Sandersdorf Hermine-Abpumpen in Sandersdorf: Kostengünstige Variante hält Wasserspiegel niedrig

Von stefan schröter 21.08.2015, 08:59
In der früheren Grube Hermine senkt die Mitteldeutsche Sanierungsgesellschaft den Wasserspiegel. Das hilft auch Firmen im Areal B des Chemieparks.
In der früheren Grube Hermine senkt die Mitteldeutsche Sanierungsgesellschaft den Wasserspiegel. Das hilft auch Firmen im Areal B des Chemieparks. Thomas Ruttke Lizenz

sandersdorf - Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen könnte ohne Pumpen, die das Grundwasser künstlich niedrig halten, nicht überleben. Doch jetzt hat der Zufall einen Weg offenbart, wie man dies teilweise auch kostengünstiger hinbekommen kann. Dabei spielt die Grube Hermine eine entscheidende Rolle.

Millionen werden im Chemiepark ausgegeben, um Gebäude vor dem Grundwasser zu schützen. Allein rund um den Kulturpalast laufen nach Angaben des technischen Leiters im Chemiepark, Hartmut Müller, dauerhaft drei Pumpen, damit das Kellergewölbe nicht einen Meter tief im Wasser steht. „Ohne das Drainage-System wäre ein Spielbetrieb im Kulturpalast in den vergangenen Jahren nicht möglich gewesen“, erklärt Müller.

Maßnahme läuft seit Ende 2013

Manchmal bringt aber auch der Blick über den Tellerrand eine Lösung: Ein Projekt zwei Kilometer vom Chemiepark entfernt sorgt im Areal B für Erleichterung auf Firmengeländen: Weil Pumpen den Wasserspiegel der Grube Hermine künstlich niedrig halten, zieht sich auch das Grundwasser im Chemiepark-Areal in Greppin spürbar zurück. „Dieser Zusammenhang war für uns eine positive Erkenntnis“, resümiert Müller die Entdeckung. Erkannt haben das Hydrogeologen. Nach einigen Tests warf die Mitteldeutsche Sanierungsgesellschaft MDSE dann die Pumpen an dem Tagebaurestloch bei Sandersdorf an, um den See von 81,6 Metern über Normalnull auf 80 Meter herunterzuregulieren. Die Maßnahme begann Ende 2013. Rund 150 000 Euro an Betriebskosten bezahlt die MDSE seither jährlich, um den Wasserspiegel auf diesem Niveau zu halten. Ein überschaubarer Posten: „Das ist billiger, als im Chemiepark das kontaminierte Wasser abzupumpen“, sagt Ronald Basmer, Bereichsleiter Altlasten bei MDSE. Würde das Grundwasser direkt im Chemiepark nach oben geholt, müsste es aufwändig gereinigt werden. Das Hermine-Wasser kann hingegen ins Reinwassersystem des Chemieparks und dann in öffentliches Gewässer geleitet werden.

Verlängerung bis Ende 2016 im Gespräch

Wie stark sich das Hermine-Abpumpen positiv auf den Chemiepark, Areal B, auswirkt, muss jedoch noch näher untersucht werden. Nach Angaben des technischen Leiters gehen die Experten am Standort vorsichtig von einem rund 20 Zentimeter niedrigeren Grundwasserspiegel durch die abgesenkte Hermine aus. Noch ist aber laut Müller ungeklärt, wie lange die Hermine überhaupt auf dem 80-Meter-Stand gehalten wird. Aktuell stehe eine Verlängerung bis Ende 2016 im Raum. Bis dahin sollen mehrere Dinge geklärt werden: Kann durch den niedrigeren Hermine-Wasserspiegel auf einzelne hydraulische Sicherungsmaßnahmen im Chemiepark verzichtet werden, also Pumpen oder Drainagen?

Können notwendige Weiße Wannen kleiner ausfallen? Wie viel Geld kann eingespart werden? „Bis Ende 2016 müssen alle Beteiligten ihre Hausaufgaben machen und Synergieeffekte ermitteln“, erklärt Müller. Dabei bevorzugen die Verantwortlichen bauliche Lösungen. Denn anders als bei Pumpen oder Drainagen fallen in diesem Fall die Kosten nur einmal und nicht dauerhaft an.

Lage kann sich schlagartig verschlechtern

Insgesamt ist das Grundwasser in diesem Jahr stärker abgesunken als in anderen Jahren. Das liegt vor allem an den geringen Niederschlägen. Daher kann der momentan gemessene Effekt trügen. Deshalb muss laut Müller eine längere regenreiche Phase abgewartet werden, bis die Hermine-Einflüsse auf den Chemiepark deutlicher werden. Die bisherigen niedrigen Grundwasserstände durch den lange Zeit ausgebliebenen Regen sind möglicherweise nur eine momentane Erscheinung. „Das kann sich schon ab Herbst schlagartig verschlechtern“, sagt Müller. (mz)