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Ein Heimatheft für Heiner Heiner Hinrichs: Bobbau will einem der berühmtesten Söhne des Ortes eine letzte Ehre erweisen

Der berühmteste Bauleiter von Halle-Neustadt stammte aus Bobbau. Dem gerade verstorbenen Heiner Hinrichs wird eine besondere Ehre zuteil.

Von Christine Färber 25.12.2021, 12:00
Heiner Hinrichs und Halle-Neustadt - das gehört zusammen. Schon mit 27 Jahren trug er dort als Bauleiter   eine große Verantwortung.
Heiner Hinrichs und Halle-Neustadt - das gehört zusammen. Schon mit 27 Jahren trug er dort als Bauleiter eine große Verantwortung. (Foto: Uwe Mann)

Bobbau/MZ - Helden wie ihn gab es wohl nicht viele in der DDR: Klug, tüchtig, mutig, kantig, unbequem. Mutig, weil Heiner Hinrichs bereits im zarten Alter von 27 Jahren eine riesige Verantwortung auf sich nahm, indem er ab dem Jahr 1965 als einer der Bauleiter von Halle-Neustadt für Gesellschaftsbauten wie Schulen, Gaststätten und Einkaufszentren verantwortlich war. Allein dies dürfte Hinrichs zu einem der bekanntesten Bobbauer gemacht haben.

Kürzlich ist er in seinem letzten Wohnort Stralsund 84-jährig gestorben. Dies hat der Heimatverein Bobbau nun zum Anlass für die jüngste Ausgabe seiner „Heimathefte“-Reihe genommen.

Ein echter, unverwechselbarer Typ, „ein Urvieh! Und eine Persönlichkeit“

Hinrichs war ein echter, unverwechselbarer Typ, „ein Urvieh! Und eine Persönlichkeit“, sagt Dieter Ullmann (CDU), Bobbaus einstiger Ortsbürgermeister, der Hinrichs noch selbst gekannt hat. „Doch er war Schwimmer und ich war Handballer“, erinnert er sich - woraus auch folgt, dass andere weit mehr mit Hinrichs zu tun hatten als er selber. Und also auch viele Erinnerungen an ihn beisteuern konnten.

Am heutigen Aussehn von von Halle-Neustadt hat Hinrichs maßgeblich mitgewirkt.
Am heutigen Aussehn von von Halle-Neustadt hat Hinrichs maßgeblich mitgewirkt.
(Foto: imago/Felix Abraham)

So zum Beispiel Helga Uschmann, die in Bobbau die Goldenen Konfirmationen organisiert. Und die - wie Ullmann sagt - „ein unglaubliches Wissen hat“. Bis 1967 hat Hinrichs in Bobbau gewohnt. Und das letzte Mal, erinnert sich Ullmann, war er 2016 Gast des Wasserturmfestes in Bobbau. Dennoch, meint der Chef des Heimatvereins, findet er Hinrichs Bobbauer Zeit in der öffentlichen Darstellung „etwas unterbelichtet“, zu wenig beachtet. Mit dem Heimatheft hat sich das geändert. „Ich habe mit vielen Leuten gesprochen. Ja, er war ein Hansdampf in allen Gassen, aber wohl nie großspurig. Was er anpackte, wurde zu Gold - ja, so kann man’s sagen.“

Dokumentarfilm gibt Einblicke in das eigenwillige Privatleben dieses Baulöwen

Aus dem, was man weiß, ergibt sich das Bild eines Mannes, der sich vielleicht vergleichen lässt mit jenem Brigadier Balla aus Erik Neutschs „Spur der Steine“, dem in dem berühmten, gleichnamigen Film einst der große Manfred Krug sein Gesicht gegeben hatte. Dabei war Heiner Hinrichs auch selbst quasi ein Filmheld. In zahlreichen Filmberichten versäumte es etwa das DDR-Fernsehen nicht, den eindrucksvollen Mann als Protagonisten des Aufbaus landesweit bekannt zu machen.

Und schließlich hat auch der Dokumentarfilmer Uwe Mann vor Jahren Hinrichs als einen Zeitzeugen der Halle-Neustädter Aufbaujahre aufgespürt und über ihn einen eigenen Film gedreht: Einen, der über das Thema Neustadt und Bau allerdings weit hinausgeht, denn er gewährt auch Einblicke in das eigenwillige Privatleben dieses Baulöwen, der sich zu einer langjährigen und funktionierenden Dreiecksbeziehung zu zwei von ihm geliebten Frauen freimütig bekannt hat. Damit lag für Uwe Manns Doku-Film der Titel „Im Dreieck“ wohl nahe.

Zu den Erinnerungen anderer an ihn gehört auch, wie willensstark und vielseitig Heiner Hinrichs als Sportler war

Quasi für eine Dreiecksbeziehung zu seiner Bobbauer Heimat blieb in Hinrichs’ bewegtem Leben aber immer noch Platz. Er kam häufig zu Klassentreffen und pflegte so auch alte Freundschaften und frischte Erinnerungen auf. Zu den Erinnerungen anderer an ihn gehört auch, wie willensstark und vielseitig Heiner Hinrichs als Sportler war. „Noch im Alter von fast dreißig war er für Chemie Wolfen Bezirksmeister im Brustschwimmen“, sagt Ullmann. Auch DDR-Meister im Kajak sei er geworden. „Hut ab.“