Grundschule «Geschwister Scholl» Grundschule «Geschwister Scholl»: Ein Chef und viele Chefchen
Wittenberg/MZ. - Die Vorbereitungen der Hundertjahrfeier in der Karlstraße, an der heutigen Grundschule "Geschwister Scholl", haben bereits begonnen.
450 Kinder wurden in neun Klassen nach der Eröffnung in der Schule unterrichtet. Mädchen und Jungen streng getrennt, sie benutzten sogar separate Aufgänge. Ihren Höhepunkt - die Schülerzahl betreffend - erreichte die Einrichtung nach dem zweiten Weltkrieg: Für 2 250 Schüler standen nur sechs Räume zur Verfügung. Ihren Namen bekam die Geschwister-Scholl-Schule am 15. Juni 1949 verliehen. Die weiße Rose, das Symbol der Widerstandsgruppe um Hans und Sophie Scholl, soll auch die Festplakette zieren.
Mit der Umstrukturierung des Bildungswesens nach der Wende in Ostdeutschland wurde die Schule reine Grundschule, was Schulleiter Hardy Köpsel als großen Vorteil bei der Ausgestaltung von Schulhof und Schulflur sowie auch bei der inhaltlichen Arbeit sieht.
So alt die Hülle auch ist - modernen Unterrichtsmethoden gegenüber ist das Lehrerkollegium sehr aufgeschlossen. "Wir praktizieren verschiedene Formen des Offenen Unterrichts", erklärt Köpsel. Dafür, so erzählt er, seien alle seine Lehrerinnen, selbst ältere, freiwillig und auf eigene Kosten in den Ferien zur Weiterbildung gefahren.
Die Kinder werden angehalten, weitgehend selbständig zu arbeiten. Besonders deutlich wird das im Werkstattunterricht, wo die Schüler ein Thema fachübergreifend nach unterschiedlichen Aspekten bearbeiten. Zwar bleibt der Lehrer der Chef, doch unterstützen ihn in jeder Klasse die "Chefchen": Die Kinder kontrollieren sich gegenseitig bei den Aufgaben.
Mit Kreativität kompensieren die Pädagogen die Finanzlücken des Trägers bei der Ausstattung mit Lehr- und Lernmitteln. Unter anderem haben sie eine Sinneswand selbst gebaut. Unterstützung kommt auch von ortsansässigen Unternehmen.