Grab unter der grünen Wiese
Petersroda/MZ. - Anlass war die beabsichtigte Erhöhung der Friedhofsgebühren. Die Kosten für die laufende Pflege haben sich in den vergangenen Jahren erhöht, so dass die Anlage, Eigentum der Kirche, nicht mehr kostendeckend betrieben werden kann. Bislang, sagte Sylvia Rösicke, habe die Kirchengemeinde verschiedene Aufgaben wie beispielsweise den Rasen mähen unentgeltlich mit erledigt. "Doch immer öfter sammeln sich jetzt Abfälle wie Blumentöpfe, Plastikverpackungen und Ähnliches an. Das können wir nicht so nebenbei mit erledigen", erklärte sie. "Dazu sind ja auch die Gebühren da."
Rund 100 Grabstellen sind auf dem Gottesacker. Für jede wird derzeit eine Gebühr von bis zu fünf Euro im Jahr erhoben. Darin sind Müllentsorgung, Wasserverbrauch sowie Unterhaltung der Anlage enthalten. "Doch die wahren Kosten sind inzwischen so gestiegen, dass sie eigentlich 15 Euro ausmachen", so Rösicke. Lagen beispielsweise die Wasserkosten 2004 noch bei 300 Euro im Jahr, waren es drei Jahre später schon 20 Euro mehr. Gravierender macht sich das bei der Müllentsorgung bemerkbar. Allein durch Fällen und Abtransport eines großen Baumes hatten die Petersrodaer 2006, die bis dato mit 650 Euro für Müllentsorgung auskamen, gleich insgesamt 1 300 Euro auf der Rechnung stehen.
Auf den gepflegten Friedhof sind die Senioren stolz. Doch eines fehlt ihnen, teilten sie mit: "Wir sind dafür, eine grüne Wiese anzulegen." Und das sagen sie nicht ohne Hintergrund. Manche haben keine Verwandten in der Nähe, die sich um das Grab kümmern können, andere leben ganz ohne Familie. Bis jetzt gibt es für Petersrodaer nur die Möglichkeit, sich auf einem anonymen Urnenfeld in Roitzsch bestatten zu lassen. "Wenn man mal Blumen bringen will, muss man den ganzen Weg in Kauf nehmen", meinte Hedwig Fink, die unlängst dort war. Doch gefallen hat ihr der Zustand der Anlage gar nicht. So soll es in Petersroda nicht aussehen. Deshalb wünscht sie sich auch "was Würdiges zum Gedenken".
Die Bestattungskultur hat sich in den letzten 100 Jahren gravierend verändert. Dazu gehört das Urnengrab unter der grünen Wiese statt des traditionellen Familiengrabes. Die Diskussion darüber wird auch in der Kirche geführt: Die religiöse Individualisierung führe auch im Bestattungsbereich zur Suche nach Alternativen, stellten Theologen während einer Tagung der ostdeutschen katholischen Akademien unlängst in Bad Kösen fest. Kirche dürfe nicht zu eng denken, hieß es.