Gojko Mitic Gojko Mitic: Was der legendäre "DDR-Chefindianer" über den Filmdreh verrät

Wolfen - Die Worte von DDR-Staatschef Walter Ulbricht vor 50 Jahren „Nu nu, macht weiter so“, waren der symbolische Startschuss für die erfolgreiche Reihe der Indianerfilme, in denen der deutsch-serbische Schauspieler Gojko Mitic die Hauptrollen spielte. Zwölf Streifen sind es geworden, die scharenweise die Menschen in die Kinos zogen. Und immer wieder war es der Sportstudent Mitic, der in die Rolle der unterschiedlichsten Häuptlinge schlüpfte und das Leben der Indianer in der Zeit der Kolonialisierung Amerikas zeigte. Das hat ihm den Namen „DDR-Chefindianer“ eingebracht.
Im Campus-Hörsaal des Wolfener Rathauses wurden Freitagabend die Erinnerungen an die Zeit vor 50 Jahren noch einmal wach, als „Die Söhne der großen Bären“ über die Leinwand flimmerten. Mitic sorgte damit für einen Besucherrekord der Campus-Reihe.
Schon vor 50 Jahren bei der Premier dabei
Zwei Männer, die sich genau an die Premiere vor 50 Jahren erinnern, sind Hans Malgut und Gerald Schmidt aus Halle. „Wir wollten diese Vorführung im Hörsaal auf keinen Fall verpassen“, sagt Malgut, der unterm Arm die Langspielplatten von „Die Söhne der großen Bärin“ und „Der letzte Mohikaner“ trägt. „Die werde ich heute von unserem Idol unterschreiben lassen.“
Seit er die erste Folge gesehen habe, sei er ein Fan von Gojko und seinen Filmen, erklärt Malgut. Das sei in seiner Jugend so weit gegangen, dass er und sein Freund einige Szenen nachgespielt und auf Super-8-Schmalfilm gedreht hätten. „Das hat uns riesigen Spaß gemacht und wir haben dadurch viel von der Geschichte der Indianer kennengelernt“, so die Freunde. „Wir haben die Filme mehrfach gesehen, aber in diesem Hörsaal waren wir noch nie“, ergänzt Gerald Schmidt. Die Wolfener könnten stolz sein, solch ein Kleinod zu haben.
Für Mitik kamen erst die Filme, dann die Bücher
Und Gojko Mitic, der damals in die Rolle des Häuptlings Tokei-ihto der Bärenbande vom Stamm der Oglala schlüpfte? „Ich habe da nicht ahnen können, dass die Filme solch ein Erfolg werden.“ Neben dem Neuen, was da plötzlich auf der Leinwand zu sehen war, habe wohl auch die Authentizität des Inhaltes, der das Leben und die Unterdrückung der Indianer widerspiegelt, die Filme so erfolgreich gemacht, zollt er der Buchautorin Liselotte Welskopf-Henrich Respekt.
Diese Frau habe sich mit der Geschichte auseinandergesetzt und den Ureinwohnern Amerikas mit ihren Büchern ein Denkmal gesetzt. „Ich habe zuerst die Filmrolle gespielt und mich dann mit dem Buch beschäftigt“, blickt Mitic zurück. Danach sei es ihm klar geworden, dass die Realität doch weit entfernt von der Darstellung seines ersten Idols, Karl May, liege. „Ich habe bei der Arbeit viel von den Indianern gelernt“, ist sein Fazit.
Die Moldau gab den Missouri
Auf die Frage, wie und wo denn der erste Filmdreh lief, erinnert sich Mitic. „Wir haben viel in Jugoslawien gedreht, aber auch auf dem Flugplatz bei Saarmund.“ Und der Missouri war nicht der Missouri, sondern die Moldau. Bei Saarmund sei auch die Szene entstanden, in der ihn der Bösewicht Red Fox hinter seinem Pferd herschleift. Damit er nicht verletzt wurde, lag Mitic - unsichtbar für die Zuschauer - auf einem schützenden Stück Leder.
Und zu Red Fox, der später in die Rolle des Clown Ferdinand schlüpfte, fällt ihm noch etwas ein. „Jírí Vrštla, der den Bösewicht spielte, hatte eine Heidenangst vor Pferden und ließ sich in den Szenen im Sattel doubeln. Nur einmal nicht, aber da habe ich ihn auch festgehalten“, sagt Mitic lachend. Die Rolle des Clown Ferdinand habe ihm dann wohl wesentlich besser gelegen. (mz)
