Kampf um Goitzsche-Zuständigkeit Schwieriger Geburtstag - Hat Zweckverband in Bitterfeld nach 30 Jahren eine Zukunft?
Der Zweckverband Goitzsche feiert in Pouch Jubiläum mit Rückschau auf Meilensteine und Blick voraus. Trotz großer Probleme sieht man Chancen. Doch in den Mitgliedskommunen sieht das teils ganz anders aus.

Bitterfeld/MZ - Seit 30 Jahren ist der Zweckverband Goitzsche für die Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft Goitzsche verantwortlich. Das Jubiläum am 21. Januar wäre ein Anlass für eine große Feier gewesen. Doch aufgrund des „herausfordernden Jahres 2022 und der ungewissen Zukunft des Zweckverbands“ entschied man sich, das Jubiläum nur intern zu begehen, teilt der Zweckverband mit. Mit früheren und aktuellen Akteuren und Mitgliedern wurden Erinnerungen geteilt und „mögliche Zukunftsszenarien für den Verband“ angeschnitten.
Zur Gründung 1993 ging es um die Koordinierung der Planungen zur Sanierung des 62 Kilometer großen Tagebaugebiets. Ein Masterplan I wurde mit den Anrainerkommunen erstellt, der Gestaltungs-, Nutzungs-, Verkehrs- und Grünkonzepte beinhaltete und 1996 zur Grundlage des „Regionalen Teilsanierungsentwicklungsplanes Goitzsche“ durch das Land wurde. „Das konnte nur durch einen abgestimmten Planungsprozess und den Zusammenschluss im Zweckverband erreicht werden“, betont der Verband.
Rundfahrten starteten 1998
1998 begann die Vermarktung mit Rundfahrten per Fahrrad, Tschu-Tschu-Bahn und Bus, Führungen zu Fuß und Vorträgen. Ab 1999 begleitete der Verband die Flutung. Ein Jahr später wurden zur Expo 2000 Landschaftskunstprojekte installiert. Zudem weihte man Pegelturm und Seebrücke ein. Mit dem Ufervertrag 2001 bekundeten die Mitgliedsgemeinden, den Landschaftsumbau gemeinsam zu gestalten. 2002 wurden Orientierungstafeln aufgestellt und das Lichtsystem am Pegelturm installiert. Die Jahrhundertflut zerstörte die Seebrücke. Sie wurde im Folgejahr repariert. Hier fand auch die erste offizielle Befahrung der Goitzsche zum Jubiläum „50 Jahre Poucher Boote“ statt.
Nach den Zerstörungen durch Sturm Kyrill 2007 wurde zwei Jahre später die neue Seebrücke eingeweiht. Zudem wurde der Bereich Pegelturm samt den Parkplätzen erschlossen. 2014 wurde der Parkplatz erweitert. 2019/20 setzte der Zweckverband das touristische Leitsystem, die Wegebeleuchtung und die Installation von Sitzmöbeln um. 2020 wurde der Pegelturm im Advent erstmals zur Kerze.
Natürlich habe über all die Jahre nicht alles so funktioniert, wie man es sich gewünscht habe, teilt der Verband mit. Doch habe man einiges erreicht und gemeinsam vieles richtig gemacht. „Sonst hätten sich der Goitzschesee und die Region nicht so positiv entwickelt.“ Damit reagiert der Verband auf die anhaltende Kritik aus den Mitgliedskommunen und die sich verschärfende Auflösungsdebatte.
Bitterfeld-Wolfen will austreten
So hat der Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen im November 2022 den Austritt beschlossen. Die bisherigen Aufgaben soll die Stadt selber übernehmen oder auf dem Weg der interkommunalen Zusammenarbeit erledigen. In den anderen Kommunen gibt es ähnliche Überlegungen. Noch ist allerdings völlig unklar, welche Folgen durch diesen Schritt auf die Stadt zukommen.

Verbandsgeschäftsführerin Tina Kretschmer setzt trotzdem auf eine Zukunft des Zweckverbandes. In ihrer Rede zum Jubiläum wünschte sie sich, „dass das Potenzial, die Kräfte zu bündeln und auch für die Menschen in der Goitzsche Seeregion weiter etwas gemeinsam zu gestalten, wieder erkannt wird“. Die erfolgreiche Entwicklung in Zeiten von Strukturwandel sei eine regionale Aufgabe, die nicht an kommunalen Grenzen haltmache.
Vereint stärker als einzeln?
Es gehe um Projekte mit zukunftsweisendem Charakter. Der Zweckverband biete sich als Plattform an, um Projekte über die eigenen kommunalen Grenzen hinaus zu entwickeln, Fördermittel und höhere Fördersätze zu akquirieren und knappe Ressourcen zu bündeln. „Jede Kommune einzeln wird zukünftig geringere Chancen haben als ein regionaler Verbund.“