«Gnadenhof» Moschwig «Gnadenhof» Moschwig: Ein tierisch gutes Heim
Moschwig/MZ. - "Wir haben im Zirkus so viel Tierelend miterlebt", erzählt Frank Emmrich. War ein Tier alt, so habe das nur eins bedeutet: Es wurde eingeschläfert, weil es nicht mehr gebraucht wurde. Deswegen der Entschluss des Ehepaares: "Man muss den alten Tieren genau wie alten Menschen eine Möglichkeit geben, den Lebensabend zu verbringen." Und schon war der "Gnadenhof" der Emmrichs geboren - eine Art Pflegeheim für alte oder kranke Tiere.
Ein Blick in das Wohnzimmer der Riesenfamilie liefert so ungefähr folgendes kurioses Bild: Da tummeln sich zahlreiche Vierbeiner und buhlen um die Aufmerksamkeit ihrer Besitzer. So streiten Katze "Nase" und Mischlingshund "Keule" um den besten Sofaplatz. Kaum sitzt das Herrchen, kann es sich auch schon über einen Gast auf seinem Schoß freuen.
Aber auch im Außenbereich ist immer "viel Betrieb" und muss gefüttert, gereinigt und regelmäßig geimpft werden. Ob in den verschiedenen Katzenhäusern, im Leguangehege, im Vogelhaus, im Wasserschildkrötenbecken oder auf dem Gestüt von Pedro, dem afrikanischen Zwergesel und seinem Kumpanen Max, einem Shetland-Pony: Überall muss nach dem Rechten gesehen werden.
Einmal in der Woche bekommen Emmrichs Unterstützung von einer Kindergruppe aus Bad Schmiedeberg und Umgebung. "Vor kurzem waren geistig Behinderte aus Merseburg zu Besuch", sagt Frank Emmrich. Der Gnadenhof sei schon eine kleine Touristenattraktion, aber es werde keine Werbung betrieben - schließlich stehe das Wohl der Vierbeiner im Vordergrund. So sind täglich 30 Katzen mit mindestens 25 Büchsen Katzenfutter zu versorgen. "Was uns am Herzen liegt, ist die Katzenkastration", so Frau Emmrich. Im Herbst und im Frühjahr erhält so ein Muttertier Nachwuchs. Wenn die Jungtiere ein bestimmtes Alter erreicht haben, werden sie von ihrer Katzenmutter vertrieben. "So werden aus ihnen Wildtiere", erklärt Frank Emmrich. Unter Tierschutz versteht das Ehepaar: Futterstellen für die Streuner aufstellen, einfangen und kastrieren lassen.
Das ist den Emmrichs aber nicht genug. Aufklärungsarbeit liegt ihnen mindestens genauso am Herzen. "Die Leute sollen sich die passenden Tiere für die Umstände bei ihnen zu Hause anschaffen", appelliert Hansi Emmrich. Ergo: Ältere Leute sollen sich ältere Tiere zulegen. Die Tierfreunde statten auch öfter Schulen einen Besuch ab und halten Vorträge zum Thema Tierschutz. Beide sind der Meinung: "Die Tierschutzgesetzte in Deutschland sind nicht streng genug." Fünf Jahre Gefängnis blühen für Tierquälerei - für die Emmrichs viel zu wenig: "Wer einem Tier absichtlich Schaden zufügt, hat sicher auch keine Skrupel, Kindern etwas anzutun", finden Emmrichs.