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Gloriole in neuem Glanz Gloriole in neuem Glanz: Kirche Mühlbeck hat dank Spende ein neues Schmuckstück

Von Christine Färber 28.11.2020, 13:00
Klein aber fein und über 800 Jahre alt: die Kirche von Mühlbeck
Klein aber fein und über 800 Jahre alt: die Kirche von Mühlbeck André Kehrer

Mühlbeck - Ein echtes Schmuckstück ist die Mühlbecker Kirche schon lange. Dank des inzwischen aufgelösten Fördervereins, der Gemeinde und vieler, vieler engagierter Bürger ist aus einem Gebäude in jämmerlichem Zustand ein Hingucker geworden. Außen wie innen übrigens.

Doch wer denkt, alles sei hier bereits erledigt, der irrt. Und der kennt offenbar Heidrun Meißner und Martina Brück, die zu den Gründungsmitgliedern des damaligen Fördervereins zählen und ihn über all die Jahre geleitet und vorangebracht haben, nicht. Sie finden immer noch was.

Jetzt gerade war es die Gloriole, ein großes Wandbild mit der Darstellung einer biblischen Szene. „Das war mein größter Wunsch, dass die restauriert wird“, sagt Heidrun Meißner. Und nicht nur ihrer.

„Die Familie Haberland hatte bei der Beerdigung des Vaters um Spenden für seine Heimatkirche gebeten“

Den zu erfüllen, haben die Mühlbecker nun geschafft. Für insgesamt 6.100 Euro. Der Großteil des Geldes - 4.500 Euro - ist eine Spende des Berliner Professors Christoph Haberland, Sohn eines ehemaligen Mühlbecker Pfarrers. Den Rest hat die Gemeinde aufgebracht. „Die Familie Haberland hatte bei der Beerdigung des Vaters um Spenden für seine Heimatkirche gebeten“, erklärt Heidrun Meißner, die mit Martina Brück selbst in Berlin zur Beerdigung war.

Martina Brück holt ein Foto des Wandbildes aus einer Mappe. Es ist so dunkel, als lagerte der Staub der Jahrhunderte auf dem Bild. Zu sehen ist kaum noch etwas. Ganz anders das heutige Original: Die Farben sind wieder zum Vorschein gekommen. Die Arbeit hatte Restauratorin Angela Günther aus Dessau übernommen. „Sehr akribisch“, wie Martina Brück findet. Sie hat nicht nur das Bild gereinigt, sie hat auch Teile der Umrahmung erneuert. Unter anderem den Aufsatz, einen Pelikan, der seine Jungen füttert - ein biblisches Gleichnis.

Woher die Gloriole stammt weiß niemand

Woher die Gloriole stammt und wo genau sie hingehört, die bei Aufräumarbeiten vor der Sanierung der Kirche im Glockenstuhl gefunden worden ist, weiß niemand. Kein Hinweis hat sich bis heute gefunden. „Wir wissen lediglich, dass sie aus dem Jahr 1730 stammt und nach 1932 eine Zeit lang auf dem Altar stand. Aber dort gehört sie nicht hin“, sagt Heidrun Meißner. Das ist schon deshalb unmöglich, weil der Altar eine Arbeit der Hochgotik ist, die Gloriole aber eindeutig dem Barock zuzuordnen ist.

Nach der Sanierung der Kirche stand sie neben dem Altar. Jetzt hat sie ihren Platz an der Wand neben der Kanzel gefunden und wird von einem eigens für sie kunstgeschmiedeten Gestell gehalten.

Neue Projekte haben die Mühlbecker freilich auch schon im Blick

Eigentlich sollte das nun wieder strahlende Kunstwerk feierlich geweiht werden - die Spender sollten dazu eingeladen werden. „Schade. Na, nun haben wir einen Brief nach Berlin geschrieben und Fotos reingelegt“, sagt Heidrun Meißner.

Neue Projekte haben die Mühlbecker freilich auch schon im Blick: Der Altar erhält im kommenden Jahr eine Notsanierung, der Förderantrag dafür ist gestellt. Die Sommer 2018 und 2019 haben ihm geschadet. Das Holz hat sich durch die Trockenheit zusammengezogen, dadurch fällt hier und da die Farbe ab. Auch an der 1996 restaurierten Kanzel zeigt sich das Phänomen. Das schlägt nochmal mit rund 4.500 Euro zu Buche.

Für das Weihnachtsfest und die Adventssonntage in diesem Jahr musste sich die Gemeinde etwas einfallen lassen. Entfallen wird am ersten Advent nach dem Gottesdienst die traditionelle Zusammenkunft an der Feuerschale. Am zweiten Advent, 6. Dezember, gibt es eine kleine Adventsandacht mit Weihnachtsliedern. Die Veeh-Harfengruppe Mühlbeck spielt, auch die Orgel erklingt.

Der heilige Abend beginnt in Mühlbeck um 14 Uhr, wenn der Turmbläser vom Kirchturm aus seine Trompete spielt. Der festliche Weihnachtsgottesdienst dann soll beim geschmückten Baum vor der Kirche stattfinden. Kerzen weisen schon von weitem den Weg. Vergangenes Jahr waren immerhin rund 150 Leute an Heiligabend in die Kirche gekommen.

Der Turm soll schon bald mit Einbruch der Dunkelheit angeleuchtet sein

„Eine richtige Sanierung ist nicht nötig, das wäre auch zu teuer“, so Heidrun Meißner. „Außerdem meinen wir, man soll auch ruhig sehen und fühlen, dass unsere Kirche alt ist. Das haben wir von Anfang an gesagt.“ Deswegen bleibt die Bemalung der Emporen so, wie sie ist. Und auch die Jahrhunderte alten Fußbodenfliesen bleiben liegen.

Dennoch werden Arbeiten an der kleinen Feldsteinkirche nicht ruhen: Der Turm soll schon bald mit Einbruch der Dunkelheit angeleuchtet sein. Und das Geläut soll nun endlich elektrifiziert werden. Bis heute werden die Glocken von Küster Gunter Heßler oder von Heidrun Meißner per Hand geläutet - um 17 Uhr im Winter, um 18 Uhr im Sommer. (mz)

Innenansicht: So schön ist das Gotteshaus.
Innenansicht: So schön ist das Gotteshaus.
André Kehrer