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"Geschäftlicher Todesstoß" "Geschäftlicher Todesstoß": A9 bei Thalheim wird für Monate zur Großbaustelle

Von Sylvia Czajka 11.03.2016, 19:11
Der Autohof bei Thalheim ist über die B 183 (l.) an die Autobahn 9 (oben) angeschlossen. Doch die Auf- und Abfahrt Richtung Berlin  wird voll gesperrt.
Der Autohof bei Thalheim ist über die B 183 (l.) an die Autobahn 9 (oben) angeschlossen. Doch die Auf- und Abfahrt Richtung Berlin  wird voll gesperrt. Thomas Ruttke

Thalheim - Massive Bauchschmerzen plagen Henry Eichler. Der Geschäftsführer des Autohofes an der A9 bei Thalheim befürchtet, dass seine Kunden ausbleiben werden. Hellseherische Fähigkeiten für die „erwartete Umsatzkatastrophe“ braucht er nicht. Der Grund liegt in dem, was kommen - besser gesagt, was nicht kommen wird: seine Kundschaft von der Autobahn - die Brummifahrer, Pendler und Durchreisenden.

Denn bei den Baumaßnahmen, die von Mai bis Dezember auf der A9 von der Anschlussstelle Bitterfeld-Wolfen bis kurz vor Dessau-Süd geplant sind, wird auch die Abfahrt zu seinem Autohof gesperrt (die MZ berichtete). Wer Richtung Berlin unterwegs ist, kann hier die Autobahn nicht mehr verlassen. Der Autohof mit Tankstelle, Restaurant, Hotel und Lkw-Parkflächen wäre davon ebenso betroffen wie die Burger-King-Filiale. „Das käme einem geschäftlichen Todesstoß gleich“, sagt Eichler.

Das sieht auch Ulrich Möllmann so. Der Eigentümer des erst vor einem Jahr eröffneten Autohofes kritisiert zudem die Vorgehensweise der Landesstraßenbaubehörde als „vollkommen unverhältnismäßig“. Der Bielefelder Bauunternehmer will deshalb Fachunternehmen beauftragen, diese Entscheidung der Behörde zu überprüfen. „Ich bin zwar nicht auf Krawall gebürstet, überlege jedoch, Schadensersatzansprüche gegenüber dem Landesamt geltend zu machen.“

Doch auf eine Änderung der Pläne macht man dort keine Hoffnung. Die Sperrung der Anschlussstelle Bitterfeld-Wolfen sei für die gesamte Bauzeit nötig. „Denn die Fahrbahn ist auch dort stark vom Betonkrebs geschädigt und muss dringend erneuert werden“, teilt Petra Witte, Leiterin des Regionalbereichs Süd der Landesbehörde, mit. Sie liege vollständig im zu erneuernden Abschnitt und könne nicht ausgeklammert werden. Zudem diene sie als Zu- und Abfahrt zur Baustelle. „Alternativen für die Sperrung der Auf- und Abfahrten Bitterfeld-Wolfen in Richtung Berlin gibt es nicht.“

Als Eichler und Möllmann vom Autohof in der MZ erstmals über die geplante Sperrung lasen, hatte sie fast der Schlag getroffen. „Aus der Zeitung mussten wir von den anstehenden Bauarbeiten erfahren“, kritisieren sie die Informationspolitik der Landesbehörde. Mit ihnen habe niemand gesprochen. Doch in der Behörde sieht man sich im Recht. Denn Abstimmungen vor Baumaßnahmen erfolgten nur „mit Betreibern von Tank- und Rasthöfen, die direkt an der Autobahn liegen und verkehrlich nur von dort erschlossen werden“. Bei Autohöfen gebe es keine Absprachen, da ihre verkehrliche Erschließung über das nachgeordnete Straßennetz sichergestellt sei. Um von der A9 zum Autohof Thalheim zu kommen, muss man kurz über die B 183 fahren. Für Eichler und seine 20 Mitarbeiter ist das kein Argument. „Der Großteil unserer Gäste kommt von der Autobahn. Die Hälfte davon würde nun wegfallen.“

Auch die Stadt Bitterfeld-Wolfen wurde bisher nicht offiziell über die Baumaßnahme informiert, teilt die Pressestelle mit. „Es ist wichtig, dass Schäden an der Autobahn beseitigt werden. Ein zügiges Voranschreiten der Bauarbeiten wäre wünschenswert, so dass für die betroffenen Unternehmen und die Autofahrer möglichst minimale Belastungen entstehen.“

Eichlers Bauchschmerzen drohen nun chronisch zu werden. Denn 2017 soll die Fahrbahnsanierung Richtung München erfolgen - mit Sperrung der Abfahrt. (mz)