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Geplante Flüchtlingsunterkunft in Roitzsch Geplante Flüchtlingsunterkunft in Roitzsch: Einwohner-Protest formiert sich

Von Stefan Schröter 20.01.2016, 11:09
Ab April sollen in das ehemalige Möbelhaus in der Roitzscher Bebel-Straße Flüchtlinge einziehen.
Ab April sollen in das ehemalige Möbelhaus in der Roitzscher Bebel-Straße Flüchtlinge einziehen. Kehrer Lizenz

Roitzsch - In Roitzsch organisiert sich der Protest gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft weiter. Heute treffen sich Einwohner-Vertreter mit der Sandersdorf-Brehnaer Bürgermeister Andy Grabner (CDU), um über das künftige Vorgehen zu beraten. Diesen Gesprächs-Vorschlag unterbreitete der Bürgermeister am Montag im „Haus am Park“, wo eine Ortschaftsratssitzung kurzerhand in eine Einwohnerfragestunde umgewandelt wurde.

Diesen Termin nutzten spontan knapp 200 Bürger, um ihren Protest gegen die Gemeinschaftsunterkunft an der August-Bebel-Straße Ausdruck zu verleihen. Die hohe Bürgerbeteiligung hatte sich vorher bereits im Internet angedeutet. Ortsbürgermeister Gerhard Jahnke (CDU) hob angesichts des Interesses die Flüchtlingsunterkunft auf die Tagesordnung.

Grabner stellte sich während dieser Fragestunde auf die Seite der Roitzscher und sprach sich gegen die Unterkunft aus. „An dieser Stelle ist eine integrierfähige Lösung nicht zu schaffen.“ Wie er sich nun das weitere Vorgehen dagegen vorstellt, wollte er am Dienstag nicht sagen, um der heutigen Versammlung mit Roitzschern nicht vorzugreifen. Aber bereits am Montag sind Stichworte gefallen wie „Protestschreiben“, „Unterschriftenaktion“ sowie eine weitere Einwohnerfragestunde, sobald es neue Erkenntnisse gibt.

Notwendige Genehmigung kommt zur Sprache

Zur Sprache kam dabei auch noch einmal die notwendige baurechtliche Genehmigung für die Unterkunft. „Der Landrat hat zugesagt, dass diese Sache unter die Lupe genommen wird“, so Grabner am Montag. Das kann er aber noch gar nicht. Denn laut einer aktuellen Aussage aus der Köthener Verwaltung liegt ein Bauantrag von der Bietergemeinschaft LOESER.net und Realzug AG bislang gar nicht vor. Dadurch ist auch unklar, wann die Landkreis-Behörde über den Antrag entscheidet.

Welche Bedenken Bürgermeister Andy Grabner bei der Flüchtlingsunterkunft in Roitzsch hat, lesen Sie auf Seite 2.

Grabner ist derweil der Ansicht, dass die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine Flüchtlingsunterkunft in dem ehemaligen Möbelhaus schwierig sind. Als problematisch erachtet er beispielsweise die notwendige Trinkwasserversorgung sowie die Abwasserregelung für rund 200 Asylsuchende. Aber zu einer Vorhersage, wie schließlich der Landkreis über den ausstehenden Bauantrag befinden wird, wollte sich der Bürgermeister auf MZ-Anfrage nicht hinreißen lassen: „Das kann ich nicht abschätzen.“

Auf dem Grundstück sollen mehrere Wohncontainer platziert werden. Auch Umbauten in dem Möbelhaus stehen an. „Es wird keine Notunterkunft mit Bauzaun. Dort entsteht eine Unterkunft mit mehreren Zimmern, in denen maximal vier Personen wohnen“, erklärt der zuständige Dezernent Bernhard Böddeker vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der sich um die Verteilung der Flüchtlinge kümmern muss.

Gleichzeitig räumte Böddeker ein, dass er ursprünglich auf einen anderen Standort für die neue Flüchtlingsunterkunft gehofft hatte. Nämlich auf das Bavaria-Hotel in Brehna. Aber bei der Abstimmung im Dezember hatte der Vergabeausschuss dieses Angebot nicht mehr zu Auswahl. „Das Objekt stand nicht mehr zur Verfügung“, so Böddeker. „Roitzsch ist jetzt keine ideale Lösung, das sehen wir auch so“, sagt er. Aber am Ende habe es dort das einzige verbleibende Angebot für eine Flüchtlingsunterkunft gegeben.

Roitzscher fühlen sich übergangen

Das schmeckt den Einwohnern absolut nicht. Bei der Fragestunde am Montag wurde wieder deutlich, dass sich bei der Entscheidung zur Flüchtlingsunterkunft viele Roitzscher übergangen fühlten. Und das zum wiederholten Male. So mussten die Bewohner bereits die Pille schlucken, dass trotz lauten Widerstands nebenan eine Hochmülldeponie entsteht. (mz)

Gegen diese Entscheidung des Vergabeausschusses formiert sich jetzt der Protest.
Gegen diese Entscheidung des Vergabeausschusses formiert sich jetzt der Protest.
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