Gemeinschaftliches Projekt von Diakonieverein und Abasys Gemeinschaftliches Projekt von Diakonieverein und Abasys: Inklusion steht im Mittelpunkt

Wolfen - „Der erste Hocker, der nicht kippelt“, ruft Vanessa glücklich und zeigt das Qualitätsprodukt. Jugendliche des Diakonievereins Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen und des Bitterfelder Unternehmens Abasys haben es gerade fertiggestellt. Und tatsächlich - absolut nichts muss gespannt oder gar nachgearbeitet werden.
Hier fliegen Späne
Im Berufsbildungsbereich Holz der Wolfener Werkstätten fliegen quasi die Späne. Der Diakonie-Verein und Abasys arbeiten eine Woche lang an einem gemeinsamen Projekt, bei dem das Thema Inklusion im Mittelpunkt steht. Behinderte Jugendliche und junge Leute, die - aus welchen Gründen auch immer - den Sprung in die Ausbildung nicht sofort geschafft haben, stellen hier Holzprodukte her. Und das wohl Wichtigste dabei: Über die gemeinsame Arbeit lernen sie sich kennen - und das auch noch mit Spaß. Sie erfahren, dass man sich aufeinander verlassen muss, wie gegenseitige Hilfe funktioniert, wie es ist, wenn einer sich für den anderen freut. So bauen sich Vorurteile ab, so funktioniert Inklusion.
Spaß bei der Arbeit an den Maschinen
Vanessa Thippe, die derzeit bei Abasys im Projekt Jugendfirma integriert ist und so die Zeit bis zu ihrer Ausbildung überbrückt, ist begeistert. „Das haut menschlich hier voll hin, es macht Spaß“, sagt die zierliche junge Frau, die das Werkzeug schwingt, als hätte sie nie etwas anderes getan. „Und was mir auch gefällt: Wir können hier mehr an Maschinen arbeiten.“ Das mit dem guten Verstehen, das findet auch Anne Wendlandt. Die 23-Jährige, die gern mit dem Werkstoff Holz umgeht und vielleicht mal in der Holzabteilung der Wolfener Werkstätten arbeiten will, meint fröhlich: „Schön ist das Miteinander, das passt alles. Die sind ja ein bisschen anders“, meint sie mit keckem Blick auf Vanessa, die selbstbewusst ihre Piercings trägt und ihren Arbeitsplatz Anne gegenüber hat. „Sonst sind wir ja nur unter uns. Mal schwatzen muss auch sein, das wird nie langweilig.“ Und auch für sie ist es wunderbar, dass sie nun an den Maschinen arbeiten darf. „Das ist interessant.“
Insgesamt sieben Bildungsmodule bietet der Diakonieverein Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen zur Ausbildung der Jugendlichen: Hauswirtschaft, traditionelles Handwerk, Verpackung, Grünanlagenpflege, Holz- und Metallbearbeitung.
Ausgebildet werden in der Einrichtung am Lützowweg in Wolfen Jugendliche in diesen verschiedenen Bildungsmodulen. Je nach Interesse und Fähigkeit können sie wählen, in welchem Bereich sie später in den Wolfener Werkstätten arbeiten wollen.
Im Unternehmen Abasys laufen gegenwärtig vier produktionsorientierte Berufsvorbereitungsmaßnahmen, die vom Jobcenter unterstützt werden. Eine davon ist die Jugendfirma „Simulation einer Jugendfirma mit sozialpädagogischer Betreuung“.
Auch die Ausbilder beider Partner kommen sich so näher, tauschen ihre Erfahrungen aus. Schon vergangenes Jahr, berichtet Bernd Rothe, Pädagogischer Vorstand des Diakonievereins, hat die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen begonnen. Erste Erfahrungen hatten sie davor schon mit einem Projekt mit Q-Cells gewonnen. „Wichtig ist, dass jeder eine Arbeitswelt kennenlernt, die ihm bis dato fremd war. Jeder bringt so seine Begabung, seine Fähigkeit ein und das trägt ja letztlich dazu bei, dass in gemeinsamer Arbeit etwas Sinnvolles entsteht, dass da gar keine Mauern erst aufgebaut werden“, sagt er.
Beitrag zur Berufsfindung
Schade, dass die Projektwoche schon zu Ende ist, meint Ines Schmidt, die bei Abasys die Lehrlinge in der Holzbearbeitung ausbildet. „Das trägt letztlich auch zur Berufsfindung bei. Arbeiten mit Holz, das ist ein rauer Beruf - man hat viel Handarbeit, man muss den Arbeitsschutz einhalten, hat Schutzschuhe an den Füßen, Schmuck ist tabu und vieles mehr. Da kann man dann schon einschätzen: ,Aha, das ist was für mich’ oder nicht“, meint sie.
Für Silvio Fischer jedenfalls ist klar: Das ist sein Ding. Er will in den Wolfener Werkstätten in der Holz-Bearbeitung bleiben. (mz)