Gefahr für die Wirtschaft Gefahr für die Wirtschaft: Entwicklung der Bevölkerung in der Region wird zum Risiko

Bitterfeld/Köthen - Die negative Bevölkerungsentwicklung in der Region gefährdet in den kommenden Jahren massiv die Wirtschaft, wie eine Studie zeigt. Doch zuerst zum Positiven: Inzwischen gibt es mehr Leute, die in den Landkreis Anhalt-Bitterfeld ziehen, als Menschen, die ihn verlassen. Allerdings ist diese Entwicklung nicht besonders ausgeprägt. Im gesamten vergangenen Jahr betrug die Differenz ganze 67 Menschen: 5.500 zogen weg, 5.567 zogen her. Diese 67 sind nötig, in der Statistik aber nur ein sprichwörtlicher Tropfen auf den heißen Stein.
Denn neben der Zu- und Abwanderung geht es bei der Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung auch um Geburten und Sterbefälle. Und da sieht es im Landkreis eher düster aus. Inzwischen wohnen weniger als 160.000 Menschen in Anhalt-Bitterfeld. Nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes werden es in sieben Jahren weniger als 150.000 sein und im Jahr 2031 nochmals zehntausend weniger.
Das hohe Durchschnittsalter in Anhalt-Bitterfeld wird hier als besonders problematisch angesehen
Diese Entwicklung wird zur Gefahr für die Unternehmen, die Industrie und somit letztlich auch für die Kommunen. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat in einer neuen Studie die verschiedenen Regionen untersucht und kommt zu einem niederschmetterndem Ergebnis: Nirgendwo in Deutschland ist die Gefährdung der wirtschaftlichen Entwicklung durch eine überalterte Gesellschaft so hoch wie hier.
Die Studienautoren haben die Region „Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg“ als so genannte Raumordnungsregion betrachtet. Das hohe Durchschnittsalter wird hier als besonders problematisch angesehen. „Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg weist zusätzlich hohen Handlungsbedarf bei der Bevölkerungsentwicklung auf“, heißt es in der Studie. Mit anderen Worten: Nirgendwo in Deutschland gefährdet das Fehlen junger Menschen und die fehlende Einwanderung aus anderen Regionen die Entwicklung der Wirtschaft so sehr wie hier.
Zwar gibt es Landkreise, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch mit einem verhältnismäßig größeren Demografie-Problem zu tun haben werden, beispielsweise der Salzlandkreis oder Mansfeld-Südharz. Doch gibt es dort nicht so viele Unternehmen, die dadurch gefährdet werden könnten.
Nur der Altmark wird eine noch schlechtere Prognose gestellt als Anhalt-Bitterfeld
Neben der Demografie haben die Wissenschaftler des IW auch mögliche Gefährdungen in den Regionen durch fehlende Infrastruktur oder die Wirtschaftsstruktur untersucht und bewertet. Im Detail ging es dabei beispielsweise um die Ärztedichte, die Breitbandversorgung oder die Kaufkraft. Dabei schneidet die Region nicht besonders schlecht ab. Doch in der Gesamtbetrachtung reißt die Demografie die Region „Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg“ soweit nach unten, dass sie deutschlandweit an zweitschlechtester Stelle steht - nur der Altmark wird eine noch schlechtere Prognose gestellt.
Durch die schlechte Bevölkerungsentwicklung erwarten die Studienautoren negative Auswirkungen auf die Fachkräftesicherung, auf schlechtere Verbreitung neuer Technologien sowie überdurchschnittlich hohe Versorgungskosten - was letztlich die Gesellschaft zu tragen hat.
Für Arbeitgeber könnte es laut der Studie in einigen Jahren unattraktiv werden, sich in der Region anzusiedeln - weil schlicht die Arbeitskräfte fehlen. Um dem entgegenzuwirken gibt es nur den Weg, als Lebensort attraktiver zu werden und zu einer Alternative zu den Metropolen zu werden. (mz)