Fußballfan aus Gossa Fußballfan aus Gossa: Erinnerung an den DDR-Fußball

Gossa - Denkt er an den Sommer 2015 und speziell an den 18. Juli, bekommt Uwe Sturm Gänsehaut. Dann nämlich laufen im Gröberner Waldstadion die Fußballikonen ganzer Generationen auf. Es spielt der HSV Gröbern - Allstars gegen die DDR-Traditionsnationalmannschaft. Mit dabei sind unter anderem Hans-Jürgen "Dixie" Dörner, Ulf Kirsten, Andreas Thom und Thomas Doll.
Und Sturm, der hat sich für diesen Höhepunkt des Jahres in die Bresche geworfen. Der Gossaer ist fußballfanatisch. Genauer gesagt: Er liebt die Vergangenheit und bewahrt das Andenken an den Spitzenfußball in der einstigen DDR. In seinem Haus am Ortsausgang des kleinen Heideörtchens in Richtung Gröbern fing der heutige Altherrenkicker vor Jahren an, Utensilien um den damaligen DDR-Oberligafußball zu sammeln. „Alles begann 1998“, so Sturm. Heute beherbergt er in seiner privaten Sammlung sehr begehrte Trophäen aus DDR- Meisterschaften, FDGB- Pokalsiegen oder Europapokalpartien. Jetzt, nachdem die Sammlung innerhalb des Gehöfts ein drittes Mal umgezogen und immer wieder aufgepeppt wurde, soll sie so bleiben wie sie ist.
Die ersten eigenen Fußballgläser aus seinem Heimatort Möhlau trafen damals auf gesammelte Gläser seiner Frau Heike. Das war der Grundstein. „Heute bringen mir bekannte Fußballgrößen der DDR ihre beliebtesten Stücke vorbei“, ist Sturm stolz. Während Peter Ducke und Eduard Geyer noch auf sich warten lassen, kam zuletzt Matthias „Atze“ Döschner und brachte einige Stücke alter Dresdner Dynamo-Tage mit. „Es ist mehr als ein Hobby. Ich möchte einfach die Erinnerung an die DDR-Fußballzeit aufrechterhalten“, erklärt Sturm. Zwischen einem Atelier-Fernseher und einem Dominant- Radio lagern die Prunkstücke. Eingerahmt von ein paar Zeha-Fußballschuhen liegt ein schneeweißes Trikot der BSG Stahl Eisenhüttenstadt. „In Eisenhüttenstadt hat man nach der Wende mit der DDR-Vergangenheit abrechnen wollen und alle Fußballutensilien in Containern entsorgt“, erklärte Armin Wiegel als Ex-Stürmer der BSG Stahl am Telefon, bevor er nun mit seinem eigenen Trikot das nahezu einmalige Stück überließ.
Bei der Frage nach dem wertvollsten Sammlerstück kommt Sturm ins Grübeln. „Es sind zweifelsfrei einige Trikots, denn in und mit ihnen wurde Fußballgeschichte geschrieben“. Ob das Nationalmannschaftstrikot von Peter Ducke aus der WM-Qualifikation von 1974 oder das Trikot, mit welchem Lok Leipzigs Kanonier Hans-Bert Matoul im gleichen Jahr mit 20 Toren DDR- Torschützenkönig wurde, Sturm nennt sie alle sein eigen. Und er kennt die Geschichte zu jedem seiner Stücke. Er freut sich über jeden Besucher, betont aber auch: „Fußballer jener Epoche selbst sind mir der liebste Besuch“.
Mittlerweile hat der Sammler sich eingeschränkt, es wird nur das wertvollste archiviert. „Mit 3.000 Gläsern zieht man nicht so einfach um.“ Im Hinterkopf aber ist der nächste Coup schon durchgeplant. Am 9. November kommt Ex- Dynamo Matthias Döschner zu ihm. Dann werden Nägel mit Köpfen gemacht. Denn der große Tag anlässlich des 95. Geburtstags des HSV Gröbern steht bereits. Sturm schaffte es, die Traditionsnationalmannschaft der ehemaligen DDR für das Jubiläum zu rekrutieren. Die ehemaligen Stars werden gegen das Gröberner Altherrenteam auflaufen. Eines ist sich Sturm sicher, wenn Doll, Minge, Steinmann, Kirsten, Kühn oder Thom aufspielen. „Es wird für kleines Geld eine große Fußballparty geben“.
Mit Döschner werden in Kürze letzte Formalitäten geklärt. „Mein größter Wunsch ist obendrein, ein Foto gemeinsam hier auf dem Sofa inmitten meines kleinen Museums“. Es ist anzunehmen, dass die einstigen Fußballgrößen dem Initiator diesen Wunsch nicht ausschlagen werden. (MZ)
