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Frühkindliche Bildung Frühkindliche Bildung: "Bussi Bär" in Bitterfeld wird zur "Sprach-Kita"

Von Silke Ungefroren 23.02.2021, 13:16
In der Kita „Bussi Bär“ soll Sprache zum Schlüssel der Welt werden.
In der Kita „Bussi Bär“ soll Sprache zum Schlüssel der Welt werden. Kehrer

Bitterfeld - Aufgefallen ist ihr das schon vor etlichen Jahren. „Viele Kinder können nicht mehr richtig sprechen“, sagt Anja Friebe, die Leiterin der Bitterfelder Kita „Bussi Bär“. Damit meint sie nicht unbedingt nur die richtige Aussprache.

„Es fehlt vielfach auch die Lust zum Sprechen“, erklärt sie ihr Empfinden. So beschränke sich die Kommunikation oft auf kurze Sätze oder gar nur einzelne Worte. „Der Redefluss stimmt nicht, das Sprachverständnis insgesamt hat stark abgenommen“, sagt sie.

Natürlich gehöre es für sie und ihr Team schon von jeher zur frühkindlichen Bildung, Sprache und Sprechen zu fördern und Defizite abzubauen. Deshalb bestehe auch schon seit Jahren eine Kooperationsvereinbarung mit einer Logopädie-Praxis.

Für die Laufzeit des Projekts ist eine Förderung mit 50.000 Euro vorgesehen

Um Sprachförderung aber noch intensiver in die tägliche Arbeit integrieren zu können, nimmt die Kita seit diesem Monat und bis Ende 2022 am Bundesprogramm „Sprach-Kita - Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ teil. Gemeinsam mit ihrem Träger Johanniter hatte sich die Einrichtung im September beworben. Das Bundesfamilienministerium fördert damit seit 2016 die alltagsintegrierte sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung. Nun also wurde auch der „Bussi Bär“ darin aufgenommen, für die genannte Laufzeit ist eine Förderung mit 50.000 Euro vorgesehen.

Darüber freuen sich Anja Friebe und ihr Team - insbesondere Julia Wirth, die als Erzieherin die Rolle der Sprachfachkraft übernommen hat und sich dafür weiterbilden wird, um die anderen anleiten zu können. Noch steht das Vorhaben am Anfang - nicht zuletzt wegen Corona. Und die in dieser Zeit erschwerten Bedingungen werden es nicht leichter machen. Noch herrscht Notbetreuung, knapp die Hälfte der 98 Mädchen und Jungen besucht die Kita. Strenge Hygieneregeln sind einzuhalten, die Erzieherinnen arbeiten mit Schutzmaske. Doch eine erste digitale Infoveranstaltung gab es bereits, wie Julia Wirth berichtet. Und Vorstellungen zum Projekt haben sie und die Chefin ebenfalls.

„Kinder lieben Bücher, verlernen aber schnell damit umzugehen“

„Wir sehen uns als Vermittler, Sprache für die Kinder so interessant wie möglich zu machen“, sagt Anja Friebe. Auch in Zusammenarbeit mit den Eltern. Die zunehmende Digitalisierung sieht sie als eine Ursache dafür, dass die Auseinandersetzung mit Worten bei den Jüngsten oft zu kurz kommt. Auf Augenhöhe miteinander sprechen, sich ins Gesicht sehen, gezielt fragen, um Kommunikation anzuregen und zu animieren, selbst zu fragen, Wünsche zu äußern - und als Erwachsene intensiv zuhören: All das soll noch gezielter umgesetzt werden.

Neben den Kosten für Ausbildung und Fachberatung können von der Fördersumme auch Anschaffungen getätigt werden. Da wird im „Bussi Bär“ an spezielle Spiele gedacht, Arbeitsmaterialien, eine Kinderbibliothek. „Kinder lieben Bücher, verlernen aber schnell damit umzugehen“, weiß Friebe. „Wenn ihnen vorgelesen wird, verbinden sie mit Worten Bilder. Dadurch wird die Sprache bunter und auch ihre kleine Welt.“ Sie ist überzeugt davon: „Das werden zwei spannende Jahre, in denen auch wir Erwachsene nur dazulernen können.“ (mz)