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Frau Mangliers hört auf ihr Herz

Von Susann Huster 25.10.2007, 15:40

Thalheim/MZ. - Im Jahr 2002 hatte Brunhilde Mangliers ein Schlüsselerlebnis. Damals besuchte sie eine ältere, todkranke Bekannte im Krankenhaus. Und war geschockt, wie einsam Sterbende heute oft sind. "Dort hatte keiner Zeit für Gespräche", erinnert sich die 57-jährige Thalheimerin an die Situation damals. "Das hat mich betroffen gemacht", sagt sie.

Schon damals reifte in ihr der Wunsch, etwas gegen diese Einsamkeit der Menschen in ihren letzten Lebensmomenten zu tun. Als sie kurz danach in der Zeitung las, dass ehrenamtliche Hospizhelfer gesucht werden, zögerte sie nicht lange. Trotz der Bedenken ihrer Familie wegen der damit verbundenen starken seelischen Belastungen entschloss sie sich nach einer Informationsveranstaltung, diesen Weg einzuschlagen.

Im ersten Grundkurs des gerade neu gegründeten Hospiz Vereins Wolfen ließ sich die couragierte Frau im Jahr 2002 zur Hospizhelferin ausbilden, belegte später noch einen Aufbaukurs. Bereut hat sie dies trotz mancher trauriger Stunden nie. Ihr Credo lautet: "Wenn man etwas tut, muss man auf sein Herz hören." Ihres hat ihr signalisiert, sterbenden Menschen in ihren letzten Stunden beizustehen.

In den vergangenen fünf Jahren hat sie 13 Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet, mit ihnen gebetet, bei ihnen Sitzwache gehalten, ihnen etwas vorgelesen oder einfach zugehört, was die Todgeweihten noch zu sagen hatten. Ihre erste Sterbebegleitung machte Brunhilde Mangliers bei ihrer früheren Grundschullehrerin in Thalheim. "Ich habe gedacht: Sie hat dir das Lesen und Schreiben beigebracht, und jetzt bist Du dran, ihr beizustehen", berichtet die Frau, die inzwischen sogar Vorträge über ihre Hospizarbeit hält.

Sie setzt sich ebenso wie die anderen Ehrenamtlichen im Hospizverein für andere ein, ohne auf die Uhr zu schauen oder Geld zu verlangen. "Viele können das nicht verstehen", sagt die gelernte Chemiefacharbeiterin und Rinderzüchterin.

Doch das Vertrauen und die Dankbarkeit, die ihr von den Sterbenden und deren Angehörigen entgegen gebracht werden, sind für sie immer wieder neue Motivation.

Ein Ausgleich für sie sind die Benefizkonzerte für die Thalheimer Kirche, die sie seit 1996 regelmäßig mit ihrem Sohn René als ehrenamtlichen Organisten organisiert. "Dabei ist schon eine Menge Geld für die Sanierung unserer Kirche zusammen gekommen", sagt sie voller Stolz. Bei diesen Gelegenheiten rezitiert sie auch Gedichte oder trägt Biografien vor.

In einem dritten Ehrenamt arbeitet sie beim Heimatverein ihres Ortes mit, hilft unter anderem bei der Organisation des Weihnachtstreffs oder von Ausstellungen. Brunhilde Mangliers hat einen Wunsch: Das soziale Netz um sterbende Menschen zu stärken. "Wenn jemand geboren wird, sind so viele da. Wenn jemand stirbt, sind die meisten allein", sagt sie und arbeitet mit aller Kraft daran, das zu ändern. Deshalb hat sie der Vorsitzende des Hospizvereins, Fritz Biermann, für die Ehrung "Helfer mit Herz" vorgeschlagen, mit der die MZ und die Kreissparkasse Bitterfeld Ehrenamtliche auszeichnen.