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Flüchtlinge im Landkreis Anhalt-Bitterfeld Flüchtlinge im Landkreis Anhalt-Bitterfeld: Gebäude gesucht in Sandersdorf-Brehna

Von Lisa Garn 02.09.2015, 18:07
Uwe Schulze (CDU), Landrat des Kreises Anhalt-Bitterfeld
Uwe Schulze (CDU), Landrat des Kreises Anhalt-Bitterfeld Archiv/Rebsch Lizenz

Sandersdorf-Brehna - Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld will für Asylsuchende zwei neue Gemeinschaftsunterkünfte sowie eine Notunterkunft schaffen. Darüber hat am Mittwoch Landrat Uwe Schulze (CDU) informiert. Damit benötigt der Kreis nun doch mehr neue Unterkünfte als zunächst geplant. Mitte August war noch die Rede von einem weiteren Objekt. „Die Lage entwickelt sich im Galopp. Was vor einem Monat gesagt wurde, ist heute schon Makulatur“, so Schulze.

Vorbereitet werden derzeit die Ausschreibungen. So soll eine Gemeinschaftsunterkunft im Bereich Sandersdorf-Brehna/Osternienburger Land entstehen, für die zweite ist der Raum Köthen/Südliches Anhalt vorgesehen. Die Notunterkunft entsteht in der Stadt Köthen im ehemaligen Gymnasium an der Rüsternbreite. Mit der Festlegung auf Kommunen soll eine gerechtere Verteilung von Flüchtlingen im Landkreis erreicht werden. Denn bisher haben die Städte Bitterfeld-Wolfen, Raguhn-Jeßnitz und die Gemeinde Muldestausee die meisten aufgenommen.

Ausgelegt werden sollen die beiden Gemeinschaftsunterkünfte für jeweils 180 Personen, mit der Option auf eine Kapazitätserweiterung um 25 Prozent. Die Vergabe könnte Ende Oktober erfolgen, bezugsfertig sind sie voraussichtlich im Frühjahr 2016 - abhängig von möglichen Umbauten. Bestehen sollen sie zunächst für fünf Jahre.

In der Notunterkunft in Köthen entstehen Plätze für 100 Asylsuchende. Sie soll möglichst im Oktober bereit stehen. „Es kann jeden Tag passieren, dass von der Zentralen Anlaufstelle plötzlich 100 Flüchtlinge mehr zu uns geschickt werden“, so Schulze. Darauf müsse man vorbereitet sein. „Die Einrichtung ist als temporäres Domizil gedacht.“ Asylsuchende sollen von dort schnellstmöglich in andere Unterbringungen gelangen.

Ob diese neuen Unterkünfte ausreichen, ist jedoch fraglich. „Es kann sein, dass wir in drei Wochen feststellen, dass wir noch eine weitere Unterkunft brauchen. Das hängt davon ab, wie sich die Zahlen entwickeln.“ Dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld wurden seit Beginn dieses Jahres rund 770 neue Asylsuchende zugewiesen. Diese Zahl an Neu-Zuweisungen wird sich nach derzeitiger Prognose auf 2 000 bis 2 200 zum Jahresende erhöhen. Im August nahm der Kreis 189 Menschen auf. Zum Vergleich: 2014 wurden dem Kreis rund 550 Flüchtlinge zugewiesen. Derzeit leben hier rund 1 200 Asylsuchende.

Zwar bleibt das vorrangige Ziel des Landkreises die Unterbringung in Wohnungen. Allerdings kommt er angesichts der Lage nicht ohne weitere Unterkünfte aus. Es sei nicht auszuschließen, dass als letzte Möglichkeit Menschen in Turnhallen, Containern oder Zelten untergebracht werden müssen. Davon sei man momentan aber noch weit entfernt.

Schulze mahnte mehr Unterstützung bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten an. In einigen Kommunen bestehe Nachholbedarf. Zörbig, Sandersdorf-Brehna, Köthen, Aken/Zerbst, Südliches Anhalt und Osternienburger Land haben bislang vergleichsweise und im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl weniger Flüchtlinge aufgenommen als Bitterfeld-Wolfen, Raguhn-Jeßnitz oder Muldestausee. Mit den Bürgermeistern gab es nun Gespräche. Ordnungsamtsleiterin Gabriele Adler verwies darauf, dass mehr Bereitschaft von Vermietern nötig sei, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. „Anbieter von Wohnraum, ob kommunal oder privat, sind dringend aufgerufen, uns bei der Bewältigung stärker zu unterstützen. Es gibt viel freien Wohnraum, der uns aber nicht angeboten wird.“

Sandersdorf-Brehnas Bürgermeister Andy Grabner (CDU) zeigte sich gestern überrascht, dass seine Kommune bei der Ausschreibung für eine Gemeinschaftsunterkunft in Frage kommt. „Mir wäre nicht bekannt, dass es ein größeres Objekt gibt, das geeignet ist.“ Man wolle den Landkreis zwar bei der Unterbringung unterstützen, allerdings habe man zu wenig freie Wohnungen. „100 Personen sollen dezentral untergebracht werden bei uns. Das ist nur nach und nach möglich, weil wir nicht diese großen Kapazitäten haben.“ (mz)

Anbieter von Wohnraum für Flüchtlinge können sich an Sara Hünger vom Ordnungsamt des Landkreises melden unter Tel.: 03493/34 14 73 oder per E-Mail an: [email protected].