Flach und grün Flach und grün: Der Niedrigwasserrekord der Mulde in Anhalt-Bitterfeld ist unterschritten worden

Priorau - Der Regen kam gerade zur rechten Zeit. Nachdem der Wasserstand der Mulde in den vergangenen Tagen immer weiter gesunken war, verzeichnete der Wasserpegel in Priorau am Dienstag und Mittwoch einen neuen Niedrigwasserrekord: 21 Zentimeter. Seit der Pegel 1996 in Betrieb gegangen ist, wurde noch nie solch ein niedriger Wasserstand gemessen. Der Rekord währte dann aber nur einige Stunden, denn es regnete.
Innerhalb weniger Stunden stieg der Pegel wieder um drei Zentimeter. In der offiziellen Statistik dürfte der Rekord daher nicht auftauchen. Warum das so ist, erklärt Franziska Halbing, die sich als Hydrologin beim Landesamt für Hochwasserschutz mit den Gegebenheiten des Flusses auskennt: „In die Statistik fließen nur Tagesmittelwerte ein. Wenn also der Rekord stundenweise unterschritten wird, kann es sein, dass das durch spätere höhere Wasserstände relativiert wird“, so Halbing. Der bisherige Niedrigwasser-Rekord in Priorau stammt aus dem Jahr 2012 und liegt bei 22 Zentimetern.
Wasserkraftwerk in Jeßnitz ist aufgrund von Niedrigwasser ausgefallen
Das Niedrigwasser im Fluss hat dazu geführt, dass das Wasserkraftwerk in Jeßnitz seit Montag ausgefallen ist. „Wenn zu wenig Wasser im Fluss ist, schaltet es sich automatisch aus“, erklärt ein technischer Betreuer der Libelle Wasserkraft GmbH, die das 850-Kilowatt-Werk betreibt. Wann es wieder in Betrieb gehen soll, sei noch unklar.
In den kommenden Tagen dürfte der Wasserstand in der Mulde jedenfalls nicht weiter sinken. Zwar sind am Muldeoberlauf im sächsischen Golzern die seit 108 Jahren geltenden Niedrigwasserrekorde längst gebrochen worden, doch wird dieses Tal durch den dazwischenliegenden Muldestausee ausgeglichen.
Das Niedrigwasser hat zwar kaum direkte Folgen für Anlieger. Auswirkungen sind aber trotzdem deutlich zu sehen. Durch das wenige Wasser und die im Schnitt hohen Temperaturen vermehren sich Algen und Bakterien sehr schnell. Der Fluss erscheint an vielen Stellen grün.
„Die Grundwasserspiegel wird wohl in nächster Zeit noch weiter sinken“
Das LHW geht davon aus, dass eine „Algenmassenentwicklung“ im Muldestausee für die Färbung verantwortlich ist. „Diese Algen werden über den Auslauf aus dem Stausee ausgetragen und in der Mulde bis in den Raum Dessau verdriftet“, erklärt Martina Große-Sudhues vom LHW gegenüber der MZ. Allerdings habe der Landesbetrieb bisher noch keine Proben in der Mulde unterhalb des Stausees genommen.
Auf das Massenwachstum so genannter Blaualgen im Muldestausee hatte aber bereits das Gesundheitsamt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld vor wenigen Wochen aufmerksam gemacht. Bei einer Beprobung waren hohe Konzentrationen von Cyanobakterien gefunden worden. Diese können bläulich erscheinen und werden umgangssprachlich als Blaualgen bezeichnet. Die Behörden warnen in diesem Zusammenhang wegen gesundheitlicher Gefahren vor dem Kontakt.
Auf ein anderes Problem weist LHW-Hydrologin Halbing hin. „Die Grundwasserspiegel wird wohl in nächster Zeit noch weiter sinken.“ Der Regen vom Mittwoch war also der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. (mz)
