Alte Tradition Fischer Tom und die Silvesterkarpfen - Am Muldestausee herrscht zum Jahreswechsel Hochbetrieb

Friedersdorf/MZ - Kurz vor dem Jahreswechsel herrscht Hochbetrieb. Dann gehen neben allerhand Räucherware vor allen Dingen Karpfen über den Ladentisch: Frische Ware sind sie allesamt. Manche sind küchenfertig, andere filetiert. „Und sie sind bio.“
Fisch ist in Mode
Fischer Tom Bernau hat seine liebe Not. Mund-Nase-Bedeckung und Brille passen schlecht zum feuchten Mikroklima über den Hälterbottichen des Fischereibetriebs am Muldestausee. Das Glas beschlägt, Bernau putzt und hat dennoch den Überblick. Silvesterkarpfen ist nicht aus der Mode gekommen. Im Gegenteil. Immer mehr Leute greifen bewusst zur Ware aus der Nachbarschaft.
Aus dem Stausee stammen die Karpfen nicht. Das sagt Fischer Bernau geradeheraus. Er holt sie zu Hunderten aus Sachsen. Das Nachbarland ist bundesweit ganz vorn, wenn es um die Aufzucht der Silvesterkarpfen geht. Über kurze Wege kommen die an den Stausee und werden gehältert. 14 Tage im frischen und sauerstoffreichen Wasser sollen sie von möglichem Beigeschmack befreien. „Wir haben genug Auswahl“, meint Bernau, rudert dann aber doch zurück.
Denn die großen und fetten Fische will heute keiner mehr. Hoch im Kurs ständen eher die Exemplare von zwei bis zweieinhalb Kilogramm Lebendgewicht. Die bieten die Grundlage für den Gaumenschmaus zum Jahreswechsel. Wer mehrere Gäste zu bewirten hat, greift häufiger zu. Wie Karlheinz Fritsche. Gleich vier Fische hat der Mann aus Gräfenhainichen ausgesucht. Heute sollen sie zum Mittag munden. Gegessen wird in Familie. „Und einen Fisch bekommen die Nachbarn.“

Doch wie wird der Karpfen zum Leckerbissen? Gebraten, gebacken oder einfach nur gekocht? Tom Bernau hat aus seiner Vorliebe nie ein Geheimnis gemacht. Der Fischer mag den Karpfen blau - also einfach gekocht. „Oder schön gebacken mit viel Butter.“ Doch das ist am Morgen vor dem Silvestertag noch Zukunftsmusik. Erst einmal geht es im Akkord um den Fisch. Karpfen werden in großer Zahl geordert. Die Arbeit schlaucht, ist aber ein willkommener Jahresabschluss im Fischereibetrieb.
Ordentliche Saison
Bernau ist ganz unabhängig vom Silvestergeschäft zufrieden mit der Saison. Er lebt vom guten Ruf und klaren Vorstellungen. Gefischt wird in seinen Gewässern nur so viel, wie auch im Laden verkauft werden kann. „Wir wollen doch auch in ein paar Jahren noch Fische im Stausee haben.“ Dass der sich verändert, hat Bernau längst festgestellt. Nährstoffärmer sei der See. Da wachsen auch die beliebten Zandern nicht mehr so wie noch vor Jahren.