Fasching in Roitzsch Fasching in Roitzsch: Selbst die Kühe drehen durch

Roitzsch/MZ - In Roitzsch ist alles bestens. Alles Rottscher und deshalb ein dreimaliges „Rottscher Hellau“ wert. Der Topf hat seinen Deckel gefunden. Es wird geheiratet auf dem Bauernhof. Das ist der inhaltliche Stoff für die zweite Halbzeit der mittlerweile 22. Session des Roitzscher Carnevalsvereins (RCV).
Noch im November waren die Jecken auf Brautschau gegangen. Denn bei zwei Schwestern auf dem Bauernhof (der Bühne), durfte die eine (Carola Riedel) nur heiraten, wenn auch die andere (Susanne Klugmann) ihren Prinzen gefunden hatte. Es wurde gesucht. Selbst das Internet hielt Einzug auf dem überdimensionalen Bauernhof. Es hat funktioniert. Die Sektkorken können knallen für ein gelungenes Faschings-Hochzeits-Programm.
"Es trinkt der Bauer, es säuft das Pferd"
„Wir machen Karneval für Jedermann“, sagt Ina Lesko, eine der Frauen hinter den Tänzern des Vereins. Der Satz gilt nicht allein für das Publikum, das beim deftigen Bauernspaß mit Kartoffelprinz Franz I. und Kartoffelprinzessin Petra I. voll auf seine Kosten kommt. Karneval beim RCV ist ein Mammutprogramm für alle. Die jugendlichen „Hottentotten“ liefern Sketche, Büttenreden und stellen mit Riedel, Klugmann und dem schrägen Bräutigam Steve Reuscher die Hauptfiguren des Abends. Sie machen die Moderation überflüssig und bieten den Rahmen für die Tänze der Garden.
Die sind immerhin Landesmeister. Die Roitzscher sind stolz auf ihre Tänzerinnen und hofieren sie. Klamauk ist dabei Fehlanzeige. Die Fakten zählen. Die Mädchen und jungen Frauen wirbeln über die Bühne, Tanzmariechen Ronja Frohberg ist nicht zu bremsen. Und auch die Minis nehmen beim Hühnertanz richtig Fahrt auf. Alles wirkt spielerisch leicht. „Es steckt aber so viel Training dahinter“, erzählt Ina Lesko, während RCV-Präsident Michael Brand wieder für geordnete Verhältnisse sorgt.
Das Finale ist nahe
„Es trinkt der Bauer, es säuft das Pferd. Beim RCV ist’s umgekehrt.“ Es darf richtig tief unter die Gürtellinie gehen beim Karneval in Roitzsch. Schlüpfrigkeit ist Pflicht auf dem Bauernhof, wo zwischen Schafen, Hühnern und Kühen über die Vor- und Nachteile der Ehe debattiert wird. Es geht um Schuhe, Frisuren, Hochzeitskleider. Um junge Mädchen und alte Weiber. Alles ist in Bewegung. Und selbst die Kühe drehen durch. Gut - es sind die Männer des Vereins, die unter Regie von Celine Mai das Tanzbein schwingen. Aber das ist den Gästen egal. Die Stimmung passt, das Herz schlägt höher. Philosophische Tiefe erwartet beim Karneval niemand. Zweideutigkeit aber schon.
Die Hochzeitsglocken tönen. Das Finale ist nahe. Die Kartoffelprinzen frohlocken und auch das längst entlassene Kinderprinzenpaar Jonas I. und Sarah I. wäre selig. Die Bauernhochzeit steigt, Saal und Jecken stehen Kopf. „Rottscher Hellau“. Raketen krachen, Narren frohlocken. Die erste große Fete ist gelungen.
Am Sonntag stieg der Kinderfasching, nächsten Sonnabend feiert Roitzsch ab 19 Uhr noch einmal Hochzeit. Danach ist zu Hause Schluss mit lustig. Von der Bildfläche verschwinden werden die Narren dennoch nicht. Sie werden am 23. Februar beim Faschingsumzug in Sandersdorf dabei sein. Am 3. März reihen sich die Roitzscher dann in Köthen zum ersten Mal in den längsten Rosenmontagszug des Landes ein.

