Erlös des Fastenessens geht an Bedürftige
WOLFEN/MZ/UR. - "Ein Thema, das schon sehr lange Zeit aktuell ist", sagt Pater Fritz Biermann. Er war einer der Ideengeber der Veranstaltung und erinnerte an die Geschichte des Essens, das sehr stark vom Gedanken der Solidarität geprägt sei.
"Als es uns in Deutschland wieder besser ging nach dem Krieg, kam der Anstoß, auch andere am bescheidenen Wohlstand teilhaben zu lassen", so der Pater. Dabei sei es nicht um die großen Einzelspenden gegangen. Es zähle auch heute noch die Gesamtheit, weniger das, was der Einzelne beitragen könne, betont der Kirchenmann, der zum Essen das Rezept für einen einfachen, aber wohlschmeckenden Eintopf beisteuerte. "Schlabberkaps" nennt er das Gericht aus seiner Heimat, dem Münsterland. Wirsing- und Grünkohl, dazu Kartoffeln. "Natürlich auch ein paar Rippchen und Mettenden."
Fritz Biermann macht aus seiner Vorliebe für die deftige Speise keinen Hehl und versteht sie als gute Sache für den Sonntag. Zumal mit ihr niemand darben müsse. Das solle ja auch niemand tun. Denn wer sonntags faste, sündige - auch in der Fastenzeit. So sahen es die Wolfener Katholiken und zeigten Appetit beim Eintopf, der die Grundlage für eine in der Fuhnestadt so bisher nicht erlebte Spendenaktion war.
Das Essen war einfach, praktisch und lecker, vor allen Dingen aber auch ohne großen finanziellen Aufwand herzustellen. "Auf jeden Fall deutlich billiger als der sonst übliche Sonntagsbraten", weiß Pater Biermann. Die Ideen beim Fastenessen: Jeder Gast zahlt für die Speise das, was er gewöhnlich für das Sonntagsmahl auszugeben gedenkt. Das Geld füllte die Spendenbox und geht an das Hilfswerk "Misereor". Damit könne man wirklich Herz zeigen und sehr viel Gutes tun, so Biermann. Denn das an die Kirche angegliederte Hilfswerk habe nur einen sehr kleinen Anteil an Verwaltungskosten. "95 Prozent der Spendengelder kommen am Ende dort an, wo sie gebraucht werden. Das soll ruhig jeder wissen."
Um konkrete Projekte ging es den Wolfenern mit ihrer Aktion nicht unbedingt. Sie wollten sich als Teil eines größeren Ganzen sehen und das Fastenessen auch nicht als Eintagsfliege verstehen. Sicher, sagt Fritz Biermann, könne es die eine oder andere Folgeauflage davon geben. Im Kopf hat er allerdings auch eine ganze andere Geschichte. "Warum sollte es in Wolfen nicht einen Dritte-Welt-Laden geben?" Ihm schwebt vor, Produkte aus Ländern der Dritten Welt zu fairen Preisen zu veräußern. "Das hilft den Leuten vor Ort auch gewaltig weiter." Biermann ist alles andere als Phantast. Er hat an früherer Wirkungsstätte bereits die Partnerschaft zu einer Gemeinde in Nord-Peru mit ins Leben gerufen. So etwas könne man auch hier in Wolfen tun, ist er überzeugt. Zukunftsideen waren am Sonntag jedoch nur die eine Seite der Medaille. Die andere war die durchaus beachtliche Zahl der Teilnehmer am Essen und die Spendensumme. Sehr zufrieden seien sie, betonten die Gastgeber in der Heilig-Kreuz-Kirche.