Enkel grüßen von draußen Enkel grüßen von draußen: In Pflegeheimen von Bitterfeld-Wolfen ist wegen des Corona-Virus' besondere Vorsicht geboten

Wolfen - Es sind schwere Zeiten für die Bewohner der hiesigen Senioren- und Pflegeheime. Die Einrichtungen sind dicht, Besucher können vorerst nicht mehr oder nur eingeschränkt kommen. Bundesweit gilt eine entsprechende Verordnung.
Das Kursana-Domizil mit seinen beiden Häusern in Wolfen und in Bitterfeld ist eines der ersten in der Region gewesen, das so entschieden hat. Zum Schutz der insgesamt 190 Bewohner und der Mitarbeiter, wie die Leiterin der Einrichtung, Ulita Merkel-Kalb, erklärt. „Bis auf medizinisch induzierte Besuche gilt diese Regelung erstmal bis Ostern“, sagt sie.
Sowohl die Senioren als auch ihre Angehörigen würden das verstehen und akzeptieren. „Wer will schon seine Lieben gefährden? Alle haben die Möglichkeit zu telefonieren, zu skypen.“ So hart es ist, sagt eine Pflegerin aus dem Bitterfelder Team. Schließlich gehörten alle Bewohner zur absoluten Risikogruppe.
Wer es körperlich noch kann und will, dem ist auch ein kleiner Einkauf in der Nähe nicht verwehrt
„Bei uns wohnen alte Menschen, Multimorbide, Leute mit Atemwegserkrankungen - da ist Vorsicht geboten.“ Bevor die Entscheidung fiel, die für das gesamte Unternehmen gilt, habe das Team ausführlich mit den Angehörigen und den Betroffenen gesprochen, die Entscheidung erläutert, so Ulita Merkel-Kalb.
Dennoch heißt das nicht Ausgangssperre, denn hier ist keiner in Quarantäne. Was spricht dagegen, sich in den schönen Innenhöfen der Einrichtungen mal niederzulassen, spazieren zu gehen? Und wer es körperlich noch kann und will, dem ist auch ein kleiner Einkauf in der Nähe nicht verwehrt. Noch. Die 24 Mieter indes, die in den zum Kursana-Domizil gehörenden Wohnungen zu Hause sind, so Merkel-Kalb, seien über die Regelung in den beiden Senioren-Einrichtungen informiert, entscheiden aber selbst.
Der Leiterin geht es neben dem Schutz der Senioren freilich vor allem auch um den ihrer Mitarbeiter. Wer, wenn nicht sie, soll pflegen? In den Einrichtungen halte man sich strikt an die Präventionsvorgaben, die in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und anderen Behörden getroffen worden sind, aber „wir sind ein Dienstleister, der Desinfektion hat. Aber die Kassiererin im Geschäft? Hat sie was? Da frag ich mich, was macht die Politik“, so Merkel-Kalb. Keine Firma liefere derzeit Desinfektionsmittel, irgendwann sei auch bei Kursana die Reserve erschöpft.
Große Sorge, dass Schutzkleidung und Desinfektionsmittel bald ausgehen könnten
Genau so sieht Sandra Pohl, Leiterin des Seniorenzentrums Gisander in Sandersdorf, das Problem. 64 Senioren werden hier von 53 Mitarbeitern betreut und gepflegt. Im Moment, sagt sie, sei alles noch da. „Aber es ist sehr schwierig, nachzuordern. Gesundheitsamt, Amt für Verbraucherschutz - alle heben die Hände.“
Ihre große Sorge ist, dass das Team irgendwann im Regen steht, kein Desinfektionsmittel, keine Schutzkleidung mehr da ist. „Wir brauchen das im Alltag. Und jetzt mehr als üblich. Wir haben es ja auch noch mit anderen infektiösen Krankheiten zu tun.“ Konnten vor Tagen noch Beziehungen helfen, laufe das heute nicht mehr.
„Ich habe mir eigentlich eine Regelung erhofft, wie in der Pflege dafür Sorge getragen wird, dass das läuft“, sagt Sandra Pohl in Sorge um ihre Mitarbeiter. Für sie hat sie Lob über Lob. „Sie arbeiten unglaublich gut zusammen. Hier springt einer für den anderen ein, wenn es irgendein Problem gibt mit der Kinderbetreuung oder anderes“, stellt sie fest. „Ich bin sehr stolz und froh.“
Seit Ende vorletzter Woche ist die Anzahl der Besucher eingeschränkt
Dabei aber behielten sie ihr Herz am rechten Fleck, bei der Fürsorge für die älteren Menschen, die bei Gisander zu Hause sind. Da ist auch mehr Zuwendung gefragt. Denn seit Ende vorletzter Woche ist die Anzahl der Besucher eingeschränkt. So, wie es die Regelung der Landesregierung vorgibt.
Jeden Nachmittag konnte bislang jeder Bewohner jeweils einen Besucher empfangen. Der wird zuvor registriert und er muss sich streng an die Hygieneregeln halten. „Für diejenigen, die sonst sehr oft kommen, und für ihre Angehörigen hier ist das natürlich schwer“, sagt die Leiterin. Doch bisher habe sie noch niemanden gehört, der darüber Unverständnis geäußert hätte. (mz)