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Einzelhandel in Bitterfeld-Wolfen Einzelhandel in Bitterfeld-Wolfen: Einigung bei Real-Markt in Reichweite

Von Stefan Schröter 16.05.2014, 09:38
Beim Real in Bitterfeld scheint eine Lösung in Sicht.
Beim Real in Bitterfeld scheint eine Lösung in Sicht. archiv/kehrer Lizenz

Bitterfeld-Wolfen/MZ - Das Aus des Real-Marktes in der Anhaltsiedlung ist vorerst abgewendet. Die Stadt Bitterfeld-Wolfen hat sich mit dem Unternehmen auf einen Vertrag geeinigt, der jetzt per Stadtratsbeschluss abgesegnet wurde. Die Unterzeichnung steht noch aus.

Im Vertrag macht die Verwaltung Real den Weg für die Belebung der benachbarten Halle frei, die seit dem Auszug des Praktiker-Baumarktes 2009 leer steht. „Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Auf der Basis können wir mit der Stadt weiterverhandeln“, sagte Real-Regionalleiter Kai-Oliver Lange auf Nachfrage. Vertraglich soll nun geregelt werden, dass auf der Fläche nun doch zentrenrelevante Sortimente angeboten werden dürfen. Dabei hat die Stadt nach derzeitigem Stand erreicht, dass die zugelassene Verkaufsfläche um 2000 Quadratmeter kleiner wird als von Real angestrebt. Das ist nach Informationen von Stefan Hermann, Geschäftsbereichsleiter Bauwesen und Stadtentwicklung, das Ergebnis nach mehrtägigen Verhandlungen mit dem Unternehmen.

Kette zahlt seit Jahren Miete

Der Standort Anhaltsiedlung solle als Ganzes betrachtet werden. Dabei gelten Real-Markt und die Fläche des ehemaligen Baumarktes künftig als ein Gesamtgebiet, auf dem insgesamt 40 Prozent zentrenrelevante Sortimente zugelassen sind. Zudem soll ein Gutachter eingesetzt werden, der darauf achtet, dass die Umbaumaßnahmen im Sinne des Einzelhandelskonzepts erfolgen.

Der Stadtratsbeschluss zum Vertrag bildet für die Kommune nun die Grundlage für weitere Verhandlungen. Ein Weg, der bisher verbaut war. Streitpunkt zwischen Real und Stadt ist die Vermietung der leeren Halle des früheren Baumarktes. Für sie bezahlt die Kette seit Jahren Miete, obwohl die Fläche nicht bewirtschaftet wird. Das macht den Standort unrentabel. Und so hatte Real immer wieder damit gedroht, den bis Mai 2015 laufenden Mietvertrag nicht zu verlängern.

Zumal die Kommune der Handelskette bislang für die Belebung des leerstehenden Areals ein enges Korsett vorgab und auf ihr Einzelhandelskonzept verwies. Das ließ an dem, Standort keine weiteren Sortimente zu, die der Innenstadt von Bitterfeld vorbehalten sind. Die Stadt wollte verhindern, dass in der Anhaltsiedlung zusätzliche Angebote entstehen und damit Kaufkraft aus dem Zentrum Bitterfelds abgezogen wird.

Dass sich die Verwaltung nun in dieser Frage bewegt, stößt bei der Handelskette auf Gegenliebe: „Bisherige enge Restriktionen sind nicht mehr da“, erklärte Steffen Kump von der Standortentwicklung der Real SB Warenhaus GmbH. Nun könnten sich entweder ein neuer Anbieter oder auch mehrere mit unterschiedlichen Sortimenten ansiedeln.

Woher der Kurs-Wechsel in der Stadtverwaltung kommt, ist unklar. Sie will sich zum Thema Real erst äußern, wenn der städtebauliche Vertrag unterschrieben ist und die Gespräche beendet sind. Allerdings hatte die Handelskette im Vorfeld öffentlich Druck aufgebaut.

Im Juni wieder auf der Tagesordnung?

Und als der Stadtrat am Mittwochabend den Vertrag zwischen Unternehmen und Kommune ohne Gegenstimmen abnickte, war der Beifall im Sitzungssaal groß. Viele der 90 Real-Mitarbeiter saßen im Raum. Zuvor hatte die Stadtverwaltung für ihr Zögern bei der Real-Frage Kritik einstecken müssen. So erklärte André Krillwitz, Fraktionsvorsitzender von Pro-Wolfen: „Wir vermissen eine Willkommenskultur für die Unternehmen.“ Er frage sich zudem, warum immer erst Druck aufgebaut werden müsse, bis etwas passiert.

Guido Kosmehl (FDP) fand noch drastischere Worte: „Wir sollten uns ernsthaft überlegen, ob die Wirtschaftsförderung in der Stadt den Namen verdient.“ Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) entgegnete dem Ratsmitglied: „Ich finde es schlimm, wenn die Verwaltung hier so nieder gemacht wird und ich weiß nicht, ob Ihnen das zusteht. Die Wirtschaftsförderung tut viel und müht sich.“

Nach dem Beschluss im Stadtrat ist der Weg für die Unterzeichnung des Vertrages frei. Das Thema könnte beim nächsten Stadtrat im Juni wieder auf der Tagesordnung stehen.