Ein Haus der Erinnerung

Von Silke Ungefroren 04.06.2008, 16:19

Bitterfeld/MZ. - Doch es gibt Tage wie Mittwoch, da kommt sie nicht umhin, einen "großen Bahnhof" zu veranstalten. Aber auch das hat sie mit Bravour und vielen Helfern gemeistert.

Der Anlass war natürlich wieder ein besonderer: Das "Palais Javue" in der Bitterfelder Röhrenstraße, eine Wohnanlage für demenzkranke Personen, wurde offiziell seiner Bestimmung übergeben. Für Cornelia Heidrich ist das die nunmehr sechste Wohngemeinschaft für Menschen mit dieser Krankheit, die sie mit "Pflege mobil" betreut. Zu den zahlreichen Gästen bei der Eröffnung gehörten Sachsen-Anhalts Minister für Landesentwicklung und Verkehr, Karl-Heinz

Daehre (CDU), sowie CDU-Landtagsabgeordneter Herbert Hartung.

Beide würdigten das große Engagement der Unternehmerin und die Leistungen, die sie mit ihren Mitarbeitern für ältere und pflegebedürftige Menschen vollbringt. "Jeden kann ein Schicksalsschlag ereilen", sagte Daehre. Deshalb sei es gut zu wissen, dass die Betroffenen dann in Einrichtungen wie diesen betreut werden, ohne ihre Selbständigkeit zu verlieren. Genau das ist das Prinzip bei "Pflege mobil". So haben im neuen Projekt in Bitterfeld, wo bis September 2007 der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) ansässig war, neun Senioren in acht Wohnungen ein neues Zuhause gefunden. Bei der Konzipierung des Gebäudes wurden nicht nur neueste therapeutische Erkenntnisse berücksichtigt. Mindestens genau so wichtig wie nötige Pflegehilfsmittel erachtet Cornelia Heidrich eine vertraute Umgebung für die Leute.

Deshalb wurde jede Wohnung individuell mit eigenen Möbeln, Fotos und Accessoires liebevoll eingerichtet. "Und nur, wie wir uns auch wohl fühlen würden, auch die anderen Räume", sagt die 45-Jährige. Die Patienten sollen sich an ihr Leben erinnern - nicht von ungefähr wurde "Palais Javue" - zu deutsch Haus der Erinnerung - als Name gewählt. "Und durch die 24-Stunden-Betreuung können sie sich sicher und geborgen fühlen." Mit immenser Kraft setzt Cornelia Heidrich in den viereinhalb Jahren ihrer Selbstständigkeit stets neue Ideen in die Tat um, hatte Moderatorin Conny Marquart zur Begrüßung gesagt. Die Entwicklung des Unternehmens mit Sitz in Wolfen belegt das. 2004 mit einer Mitarbeiterin als ambulanter Pflegedienst begonnen, gibt es heute neben den Wohngruppen für Demenzkranke eine Tagespflege, eine Kurzzeitpflege sowie den Kranken- und Behindertenfahrdienst "Medibus".

85 Mitarbeiter beschäftigt Cornelia Heidrich derzeit. Und dabei wird es nicht bleiben, wie Minister Daehre richtig vermutet hatte. Im "Palais Javue" nämlich verwirklichte die Chefin eine weitere Idee: ein Mehrgenerationenkonzept. Im Dachgeschoss ist momentan so etwas wie ein betriebseigener Kindergarten im Entstehen. Bis zu fünf Kindern der Belegschaft sollen hier von einer Tagesmutter betreut werden. Und Cornelia Heidrich ist sich sicher, dass dies auch auf die Bewohner inspirierend wirken wird. Im Erdgeschoss wurde zudem die Begegnungsstätte "Vergissmeinnicht" eingerichtet, die nicht nur, aber vor allem den Senioren der Umgebung offen stehen soll.

Investiert wurden in diese neue Wohnanlage rund 800 000 Euro. Zu erwähnen ist noch, dass - wie in den anderen Wohngruppen - "Pflege mobil" die Pflegeleistungen übernimmt und die Wohnräume vom jeweiligen Besitzer vermietet werden - in diesem Fall von der Palais Javue Vermietungs GmbH.