Ehrensache Ehrensache: Ein Meister der Motivation

Bitterfeld/MZ. - Ihre Reihen ab dem zehnten Lebensjahr verstärkend, führt sie der inzwischen 45-Jährige seit 2001 an. Und mit ihm an der Spitze streben die Floriansjünger dem 100. Geburtstag entgegen.
Zünftig gefeiert wird der Geburtstag zwar erst Anfang Juni 2013, doch im Programm - geplant sind zum Beispiel ein Festakt mit um die 100 geladenen Gästen und ein Umzug mit historischer Feuerwehrtechnik - müssen bloß noch kleinere Details ergänzt werden. Eine geheime Verschlusssache ist freilich noch, wie das maßstabgerechte Modell der Domäne, an dem Studenten am Bauhaus Dessau nach in der Anhaltischen Gemäldegalerie Georgium aufgefundenen Plänen arbeiteten, in seiner ganzen Pracht aussieht. Außerdem verspricht Manfred Dreßler, Vorsitzender des Heimatvereins, dem engagierten Wehrleiter anlässlich des Jubiläums zusätzlich "ein paar Überraschungen".
Eine Ankündigung, die in Thomas Moll, der - natürlich für die Wählergemeinschaft Feuerwehr - seit 1996 in der Kommunalpolitik aktiv ist, ein nicht unangenehmes Kribbeln der Vorfreude im Bauch hervorruft.
Er wird das Gefühl noch eine Weile aushalten müssen und dieses Mal keine Chance haben, die leichte Ungewissheit auszuräumen. Für einen Mann, der sich ansonsten nach eigenem Bekunden "zu 110 Prozent einer Sache widmet, bis sie fertig ist", kommt diese Ahnung, dass "irgendwas im Busche ist", gleichwohl fast einer Folter gleich.
Ablenkung wird er demnächst jedoch genug finden. Am Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge sieht er einem straffen Unterricht entgegen. Die Ausbildung zum Zugführer steht bevor. Für den Brandmeister der nächste Abschnitt in der Biografie als Brandschützer, die von nicht wenigen Höhepunkten geprägt ist. Der Umbau einer ausgedienten Gemüsehalle zum neuen Domizil der Wehr gehört in diese Reihe. Und nicht unterschlagen werden darf die Organisation einer schmucken Traditionsfahne, welche die von Motten angegriffene Vorgängerin ersetzte. Ihrer Weihe im Jahr 2010 erteilte sogar Papst Benedikt XVI. in einem Grußschreiben seinen Segen. Die Verbindung zum Vatikan war durch die Läufer des Spendenmarathons "Von Luther zum Papst" bei ihrer Audienz in Rom zustande gekommen.
"Und es gab keinen Retzauer, der nicht für die Fahne spendete", unterstreicht der Chef des Heimatvereins. Kein Wunder, wenn Dreßler und Ortsbürgermeister Friedhard Kolch darin übereinstimmen, dass es nicht zuletzt der Einsatzbereitschaft und Motivationskunst - die Nachwuchsabteilung zählt immerhin 15 Kinder und Jugendliche - von Thomas Moll zu verdanken ist, dass die FFw den Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft bildet. Nach 2002, als das Hochwasser in den 400-Seelen-Ort eindrang, vergrößerten Freunde aus Dachau diesen Kreis weit über die Dorfgrenze hinaus.
"Als die Kameraden aus Bayern damals aus den Fahrzeugen stiegen, verstanden wir uns sofort. Es war noch kein einziges Wort gefallen, da war klar, dass es passte", erinnert sich Thomas Moll. Er ist dankbar dafür, dass seine langjährige Lebensgefährtin Beate Nachtwey sein umtriebiges Wirken - bis zum 100. Geburtstag erscheint allmonatlich im "Raguhner Anzeiger" ein Beitrag zur FFw-Geschichte - mit viel Verständnis begleitet.
"Unsere Frauen wissen eigentlich alle, dass wir in der Wehr ein bisschen verrückt sind", bekennt der gelernte Instandhaltungsmechaniker, der sich als "kleines Rädchen im großen Getriebe" versteht.