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Dornröschenschlaf beendet Dornröschenschlaf beendet: Ex-Orwo-Casino in Wolfen soll 24-Stunden-Kita werden

Von Michael Maul 09.10.2018, 11:45
Der ehemalige Speisesaal Casino der Filmfabrik Wolfen soll zu einer 24-Stunden-Kindereinrichtung umgebaut werden.
Der ehemalige Speisesaal Casino der Filmfabrik Wolfen soll zu einer 24-Stunden-Kindereinrichtung umgebaut werden. Michael Maul

Wolfen - Seit sich der Schulessenversorger Sodexo im Schuljahr 2016/17 aus dem ehemaligen Casino der Filmfabrik zurückgezogen hat liegt der Komplex neben der Wolfener Feuerwehr im Dornröschenschlaf. Doch nun kommt mit der Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen (WBG) offenbar der sprichwörtliche Prinz, der das Haus wieder erwecken will.

Gehen alle Pläne auf, soll in dem Gebäude 045 eine 24-Stunden-Kindereinrichtung mit 70 Plätzen entstehen. Bis dahin steht vor dem Unternehmen allerdings noch der Weg durch die Behörden sowie der Gang zu den Banken.

Für WBG-Geschäftsführer Jürgen Voigt ist die Idee einer Kindereinrichtung nicht neu. „Wir wollten einige unserer Räume im Verwaltungsgebäude dafür umbauen. Das konnte aber aus verschiedenen Gründen nicht genehmigt werden.“ So seien die Brandschutztüren im Haus aus Sicherheitsgründen oft aus Stahl und sehr massiv.

Geplant ist eine Einrichtung, die 24 Stunden für Eltern und Kinder geöffnet ist

„Aber Stahltüren und kleine Kinderhände passen einfach nicht zusammen.“ Und da quasi vor der Tür eine Immobile leer stand, die sich hervorragend für eine Nutzung als Kita eigne, habe man zugegriffen. „Im Sommer haben wir das Gebäude gekauft, damit es nicht das gleiche Schicksal erleidet wie das Wolfener Kino“, sagt Voigt.

Planerisch liegen die Ideen schon auf dem Tisch, es fehlen aber die Genehmigung und vor allem Finanzierungszusagen und Fördermittel. „Wir sind aber guter Hoffnung, dass die Idee demnächst in die Tat umgesetzt werden kann.“ Vorabsprachen mit den Behörden seien schon getätigt, so Voigt.

Geplant ist eine Einrichtung, deren Tür 24 Stunden für Eltern und Kinder geöffnet ist. Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt übernimmt als Betreiber jeweils von 6 bis 22 Uhr die Betreuung. „Von 22 bis 6 Uhr sind die Eltern selbst für ihre Kinder verantwortlich“, erklärt Sabine Leucht von der AWO.

Sicherheit für Erziehungsberechtigten mit flexiblen Arbeitszeiten

Was heißt das konkret? Eltern, die erst gegen 22 Uhr oder später von Schicht kommen, können ihre Kinder schon vor Arbeitsbeginn abgeben und dann in der Nacht bei ihrem Nachwuchs bleiben. Die dafür notwendigen Voraussetzungen wie Schlafplätze und Sanitäreinrichtungen würden geschaffen.

Damit könnten die Kleinen in Ruhe durchschlafen und die Eltern sich ohne Sorgen auf die Betreuung konzentrieren, sagt Leucht. Das bringe vor allem bei flexiblen Arbeitszeiten in den Unternehmen für die Erziehungsberechtigten eine gewisse Sicherheit. Genügend Firmen gebe es in der Nähe und weitere würden noch hinzu kommen, ist sich Jürgen Voigt sicher.

„Wir haben mit der AWO geplant, die Einrichtung zweisprachig zu führen“

Und noch eine Neuheit hat er: „Wir haben mit der AWO geplant, die Einrichtung zweisprachig zu führen.“ Mindesten sechs Stunden würden die Kinder mit der englischen Sprache vertraut gemacht werden. Entsprechendes Personal stehe bei der AWO bereit.

Für Martina Marczok-Stück (ehemals Weistermeier), die früher im Casino Verantwortung trug, ist die Weiternutzung des Hauses eine gute Nachricht. „Dass jetzt dort, wo früher 500 Arbeiter Platz zum Essen hatten, kleine Kinder betreut werden, finde ich großartig.“ Auch die Stadt Bitterfeld-Wolfen sieht dem Angebot wohlwollend entgegen. Man sei für solche Vorhaben offen, so OB Armin Schenk (CDU). „Wir werden es unseren Bürgern anbieten und sehen, wie es angenommen wird.“ (mz)

Die Arbeiterwohlfahrt trägt neben der Betreuung und Altenpflege auch für verschiedene Kindereinrichtungen die Verantwortung. Das sind die Kita Spatzennest in Wolfen-Nord, die Kita Rotkäppchen in Thalheim sowie die Kita Zwergenland in Greppin. Außerdem wird der Hort der Grundschule Greppin und die Bitterfelder Tafel durch die AWO betreut.

Unter dem Dach des Kreisverbandes sind rund 300 Mitglieder in vier Ortsvereinen organisiert. Der Kreisverband Bitterfeld wurde am 10. April 1991 gegründet.