Dorfkirche Köckern Dorfkirche Köckern: Wieder Glockenklang über Köckern - nach 50 Jahren

Köckern - „Süßer die Glocken nie klingen...“ - für Erwin Drefs wird das alte Weihnachtslied an Heiligabend wahr. Da hat der Mann, der Vorsitzender des Fördervereins Romanische Dorfkirche Köckern ist, keine Zweifel.
Um 15 Uhr am Heiligabend ertönen die Glocken
Denn am Nachmittag diesen Tages werden die Glocken der romanischen Dorfkirche von Köckern nach fast 50 Jahren wieder erklingen. Um 15 Uhr rufen sie die Glebitzscher zur Christvesper und zur Glockenweihe. Und das ist schon ein Ereignis.
„Wir freuen uns jetzt auf Weihnachten. Und ich denke, die Leute warten auch drauf“, sagt er. „Seit 1973 wohne ich in Glebitzsch, ich habe die Glocken bis Dienstag voriger Woche noch nie gehört.“
Verein wurde 2002 gegründet - er bewahrt vieles
Kein Wunder. Die Anlage im Turm ist so alt wie das Gotteshaus selbst und also schlicht und einfach hinüber. Die drei schweren Glocken konnten nicht mehr gefahrlos bewegt werden. Erst jetzt, nach der Sanierung, ist es wieder möglich. Heute kann man sich die abgenutzten Eichenholzjoche, in denen sie hingen, im Vorraum der Kirche angucken.
Der 2002 gegründete Verein hat sie bewahrt. Wie er vieles nicht nur bewahrt sondern wieder hergerichtet hat. Freilich ist es schwierig für die 22 Mitglieder, mit wenig Förderung viel auf die Beine zu stellen.
Mit Herzblut und Enthusiasmus gelingt es. So hat das Gotteshaus neue Fenster, der Dachstuhl ist seit einigen Jahren tiptop und auch das Dach. „Da passiert in den nächsten hundert Jahren nichts“, meint Drefs. Jetzt kann sich der Verein dem Inneren widmen. Der Putz muss erneuert und der hölzerne Altar saniert werden. An Strom fehlt es noch. Und auch die beiden Emporen und die Loge rücken irgendwann in den Fokus.
Nach und nach. Geld muss erstmal wieder her. Die Vereinsmitglieder sind da nimmermüde. Sie organisieren Musiken, Ausstellungen, auch Sammlungen beim Dorffest - alles im kleinen Rahmen, dem 180-Seelen-Ort angemessen.
Für die Sanierung der Glocken gab es keine Förderung
Die Fördermittel sind knapp. Für die Glockenanlage gab es gar keine. Der Verein hatte für die Komplettsanierung rund 15.000 Euro veranschlagt. „Wir haben dann eine reduzierte Variante genommen, die wir jederzeit erweitern können“, sagt Drefs. 5.500 Euro hat der Verein beigetragen, 1.000 kamen von Privatleuten und Gewerbetreibenden aus dem Ort.
Nun können wieder alle drei Glocken zusammen geläutet werden. Die kurze Probe neulich ist gelungen. Was für ein Gefühl! Was für ein Klang! „Ja“, sagt er fröhlich und reibt sich die Hände, „einfach toll. Ich bin begeistert.“
Schatz aus dem Mittelalter
Warum binden sich die Leute überhaupt so eine Bürde auf? Warum mühen sie sich so, schreiben Förderanträge, kabbeln sich mit dem Denkmalschutz, sammeln Geld, organisieren Veranstaltungen? Da muss der Vereinschef nicht überlegen: „Weil wir hier was Wertvolles stehen haben. Es gibt genug Kirchen, die einfallen. Das finden wir schade.“
Zumal das hiesige Bauwerk wirklich einen Schatz aus dem Mittelalter in seinem Turm bewahrt hat: den kompletten Läutsatz. Die älteste Glocke aus dem 13. Jahrhundert ist noch völlig schmucklos, ihre Form ähnelt der eines Bienenkorbes - etwas ganz, ganz besonderes, weiß Drefs. Die anderen kamen wenig später hinzu.
Die älteste Glocke scheppert ein wenig
Am Sonntag, wenn er, Volker Bachmann, Alex Schreiner und Johann Gerber im Turm die Seile ziehen, wird der Klang weit ins Land schallen. „Die älteste Glocke scheppert bisschen“, meint er lachend. „Für unsere Ohren ungewohnt. Historisch eben.“
Dass Erwin Drefs Johann Gerber das Seil der kleinen Glocke übergibt, das hat einen wunderbaren Grund: Johann wird 2018 in der Kirche konfirmiert. Ein Ereignis, das hier lange nicht mehr stattfand. Wie übrigens auch ein Gottesdienst. (mz)
(mz)