1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Die Welt zu Gast in Bitterfeld: Peter Hoffmann liest aus seinem neuen Buch über den alten Bahnhof

Vor Abriss und Neubau Die Welt zu Gast in Bitterfeld: Peter Hoffmann liest aus seinem neuen Buch über den alten Bahnhof

Der Autor erzählt im Kreismuseum erstmals Geschichten über die bewegte Historie des Bahnhofsgebäudes. Wie man an Exemplare des nicht frei verkäuftlichen Buches kommt.

Von Robert Martin 19.02.2022, 12:00
Der Bahnhof zum Ende des 19. Jahrhunderts. Auf Postkarten wie dieser wurden historische Ansichten für die Nachwelt bewahrt.
Der Bahnhof zum Ende des 19. Jahrhunderts. Auf Postkarten wie dieser wurden historische Ansichten für die Nachwelt bewahrt. (Repro: Verlag R. Flügel)

Bitterfeld/MZ - Bereits vor Beginn der Lesung wird klar, dass das Interesse an Peter Hoffmanns neuem Buch größer ist als der verfügbare Raum im Bitterfelder Kreismuseum. Mehrere Interessierte müssen vertröstet werden mit der Aussicht auf ein nächstes Mal. Wer Glück hatte und rechtzeitig da war - oder sich in weiser Voraussicht einen Platz reserviert hatte - konnte sich in den kommenden zwei Stunden zurücklehnen und dem Autor lauschen.

Die Lesung war die erste aus dem Buch „Bitterfeld und sein Bahnhof“, das erstmals im Dezember vorgestellt wurde (die MZ berichtete). Den bevorstehenden Abriss des historischen Bitterfelder Bahnhofs, auf den ein futuristischer Neubau folgen wird, hat Peter Hoffmann zum Anlass genommen, die Historie des für die Stadtgeschichte so wichtigen Gebäudes zu erzählen.

Und das auf seine eigene Art. „Ich bin kein Geschichtsschreiber, sondern ein Geschichtenschreiber“, sagt Peter Hoffmann schmunzelnd zu Beginn der Veranstaltung. Und fasst damit zusammen, wie er sein neuestes Werk strukturiert hat. Neben Jahreszahlen, Quellen und Zitaten - dem Einmaleins des Historikers - lebt „Bitterfeld und sein Bahnhof“ von Anekdoten über das Gebäude und die Menschen, die dort arbeiteten.

„Wenn ich noch ein Jahr Zeit gehabt hätte, wären es 500 Seiten geworden“

Eine wirklich interessante Recherche sei das gewesen, erklärt der Autor. Und kommt aus dem Schwärmen gar nicht wieder raus. „Mir haben sehr viele Eisenbahner geholfen“, sagt Hoffmann, der auch selber von 1973 bis 1978 bei der Bahn tätig war. Auch die Archive der Stadt und des Kreismuseums hätten ihm immer offen gestanden. Besonderen Dank spricht er Joachim Gülland und Uwe Holz aus.

Hoffmann liest immer wieder Passagen aus dem Buch, doch vor allem erzählt er Geschichten. Zu jedem Kapitel hat er Anekdoten parat, die es nicht ins 273 Seiten starke Buch geschafft haben. „Wenn ich noch ein Jahr Zeit gehabt hätte, wären es 500 Seiten geworden“, scherzt er und man glaubt es ihm aufs Wort.

Die Lesung beginnt am Anfang der Eisenbahnerzeit mit der Einweihung des Bahnhofs 1857, geht weiter über die Entwicklung des Eisenbahnwesens und die Zeit der Weltkriege bis hin zu den Außenstellen und Fachbereichen, sozialen Belangen und vielen weiteren Details. Interzonenzüge, Lenin in Bitterfeld oder Honeckers Fahrt zur Hasenjagd: Die Welt war oft zu Gast in Bitterfeld.

Peter Hoffmann in seinem Element: dem Geschichtenerzählen.
Peter Hoffmann in seinem Element: dem Geschichtenerzählen.
(Foto: Robert Martin)

Freud und Leid nah beieinander

Auch das schreckliche Unglück von 1977, als auf einem Bahnsteig der Kessel einer Lok explodierte und mehrere Menschen starben, bleibt nicht unerwähnt. Immer wieder geht ein Seufzen durch die Anwesenden, wenn der Autor von tragischen oder auch lustigen Begebenheiten berichtet. Hoffmann bittet seine Zuhörer, zu ergänzen, was auch mehrfach passiert. So entsteht ein teils reger Austausch mit anwesenden Zeitzeugen. Als Hoffmann zum vierten Mal „Haben wir noch ein Weilchen?“ in die Runde fragt, ist bereits klar, dass er noch viele weitere Stunden erzählen könnte. Was auch geplant ist: Nach dem zweiten Abend am Donnerstag ist mindestens eine weitere Lesung angesetzt, über die rechtzeitig informiert werden soll.

Auch sind weitere Buchexemplare in Planung, denn aktuell gibt es nur 300 und die sind bereits vergeben oder versprochen. Da das Buch aus Mitteln der Partnerschaft für Demokratie Bitterfeld-Wolfen aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ finanziert wurde, ist ein klassischer Verkauf ausgeschlossen. Möglich wäre aber der Erwerb zum Selbstkostenpreis, für das die Initiative ab sofort Anmeldungen sammelt.

Interessenten können sich per E-Mail an [email protected] für ein Exemplar anmelden.