Die Städte leeren sich Die Städte leeren sich wegen Corona: Landkreis Anhalt-Bitterfeld und Kommunen im Altkreis Bitterfeld kontrollieren verschärfte Anordnungen der Landesregierung

Bitterfeld - Der Verkehr auf den Straßen scheint wie gewohnt zu rollen. Doch der Schein trügt. Denn das Leben verläuft gerade alles andere als normal. Das zeigt sich vor allem in den verkehrsfreien Zonen.
Auf dem Bitterfelder Marktplatz und in dessen Umfeld ist es gespenstisch ruhig an diesem Montagvormittag. Nur vereinzelt sind Leute unterwegs, auch ein Pärchen mit Kinderwagen. Ab und an rollt ein Radfahrer über das Pflaster. In den geöffneten Bäcker- und Fleischerläden ist nicht viel los, in der Drogerie indes gibt es recht viele Kunden.
Bundesregierung und Länder haben am Sonntagabend die Maßnahmen im Kampf gegen Corona verschärft. Die Bewegungsfreiheit ist enorm eingeschränkt, öffentliche Treffen mit mehr als zwei Personen gelten als verboten - außer in Familie. Einkäufe von Waren des täglichen Bedarfs sind weiterhin gestattet.
Verantwortlich sind die Sicherheitsbehörden, also Landkreis und Polizei
Haben die Menschen Verständnis für diese Regeln, halten sie sie ein? Und wer ist zuständig dafür, das zu kontrollieren? Das ist laut Bitterfeld-Wolfens Stadtsprecherin Katrin Kuhnt klar geregelt. Verantwortlich sind die Sicherheitsbehörden, also Landkreis und Polizei. Natürlich werde die Stadt unterstützend tätig, gleich am Montag haben seitens des Ordnungsamtes die Kontrollen zur Einhaltung der Verfügung begonnen.
„Ziel ist eine starke Präsenz auf den Straßen und Plätzen, um deutlich zu machen, wie wichtig es jetzt ist, soziale Kontakte zu minimieren und die geltenden Vorgaben einzuhalten“, betont Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU). Aber die Kapazitäten der Verwaltungsmitarbeiter seien begrenzt, auch wenn alle verfügbaren Kräfte aus der Kommune dafür eingesetzt werden sollen.
Landkreis hat auf die Situation reagiert und eigene Mitarbeiter geschult
Der Landkreis hat auf die Situation reagiert und eigene Mitarbeiter geschult, die ab sofort die Ordnungsämter der Kommunen unterstützen. Nach MZ-Informationen werden bis zu 20 Landkreismitarbeiter dort im Einsatz sein, wo konkreter Bedarf angemeldet worden war. Das trifft aller Voraussicht nach auch auf die Stadt Sandersdorf-Brehna zu.
„Wir beginnen am Dienstag mit intensiveren Kontrollen“, bestätigt Stadtsprecherin Stefanie Rückauf. Bedarf an Unterstützung wurde außerdem von der Gemeinde Muldestausee signalisiert. „Es geht um Personal und Fahrzeuge“, bestätigt Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos).
Im Gemeindegebiet wird seit geraumer Zeit auf die Einhaltung der eingeschränkten Bewegungsfreiheit und der Schließung von Verkaufseinrichtungen geachtet. „Wir können nicht immer überall sein. Wir kontrollieren unregelmäßig, auch am Abend und am Wochenende“, so Giebler. Seine Erkenntnis: „Die Einwohner gehen vernünftig mit der neuen Lage um.“
In Zörbig mit insgesamt 19 Ortsteilen ist die Kontrolle eine Herausforderung
Still geworden ist es auch in den Straßen von Raguhn-Jeßnitz, sagt dessen Bürgermeister Bernd Marbach (parteilos). Ihm fehle vor allem das Kinderlachen. „Aber wir müssen und werden die Bestimmungen einhalten, so gut es geht.“ Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden schon seit den ersten Ladenschließungen vergangene Woche in regelmäßigen Abständen kontrollieren. Dabei habe es kleinere Verstöße gegeben und seien Verwarnungen ausgesprochen worden.
In Zörbig mit insgesamt 19 Ortsteilen ist die Kontrolle eine Herausforderung. „Wir setzen auf die Mitarbeiter unseres Ordnungsamts und die Vernunft der Menschen“, sagt Bürgermeister Matthias Egert (CDU). Ein Schwerpunkt der Kontrollen liege auf den beliebten Treffpunkten im Stadtgebiet. Dazu gehört nicht zuletzt der Zörbiger Schützenplatz.
„Um diese Zeit sind wir sonst immer an der Ostsee“
Jene, die in Bitterfeld unterwegs sind an jenem Vormittag - wie Monika und Rolf Locher -, finden die Maßnahmen richtig. „Kontakte vermeiden, wo man nur kann“, sagt der Rentner, der einen Tag zuvor Geburtstag hatte. Den „feierte“ er - im Gegensatz zu sonst - allein mit seiner Frau.
Steffi Mainka begeht mit ihrem Mann direkt an diesem Montag ein besonderes Jubiläum: den 35. Hochzeitstag. „Um diese Zeit sind wir sonst immer an der Ostsee“, sagt sie ein bisschen traurig. „Aber es ist nicht zu ändern.“ (mz)