„Je m’apelle Jeßnitz“ Das „France Mobil“ versucht in Wolfen Sprachunterricht - aber locker und verspielt
Wie das gehen kann, war beim Besuch des „France Mobil“ am Heinrich-Heine-Gymnasium in Wolfen zu beobachten.

Wolfen/MZ - Vormittags im Klassenzimmer: Mit den Worten „ça va“ begrüßt die junge Frau die Schulklasse vor ihr, die sie mit großen Augen anschaut. Ludivine Aubras wiederholt die Worte „ça va“ daraufhin als Frage, zeigt auf die Schülerinnen und Schüler. Ein paar von ihnen sind schnell und antworten auch mit „ça va“. Ihnen geht es also gut, denn diese beiden Worte bedeuten auf französisch soviel wie „alles okay“.
Ganz in Ordnung ist auch die Stimmung im Heinrich-Heine-Gymnasium in Wolfen beim Besuch der Französin Ludivine Aubras. Sie ist Lektorin des Programms „France Mobil“ und auf einer Mission: deutschen Schülerinnen und Schülern ihre Heimatsprache näherzubringen. Und das eben nicht auf die altbackene Art und Weise - Vokabeln büffeln, Grammatik pauken - sondern leicht, locker und verspielt.
Trotz kleiner Versprecher wird an diesem Vormittag klar: Sprachenunterricht kann Spaß machen
Was mit „ça va“ begonnen hat, geht mit Namen weiter. Die Lektorin zeigt auf sich, dann auf einen Schüler, der dann seinen Namen nennt. Einfach. Es folgt das Alter: Die Lektorin ist 25, die Sechstklässler sind elf oder zwölf Jahre alt. Der nächste Schritt ist der Wohnort. Ludivine Aubras kommt von der Insel La Réunion, vor Madagaskar im Indischen Ozean gelegen. Als sie einen der Schüler fragt, wo er herkommt, antwortet dieser: „Je m’apelle Jeßnitz“, was auf deutsch „ich heiße Jeßnitz“ bedeutet. Und für einige Lacher sorgt.
Trotz kleiner Versprecher wird an diesem Vormittag klar: Sprachenunterricht kann Spaß machen. Das ist auch der Anspruch von Ludivine Aubras und der beiden Französischlehrerinnen des Gymnasiums, die sie eingeladen haben. Denn die Sechstklässler stehen kurz davor, ihre zweite Fremdsprache zu wählen und bei dieser Entscheidung soll die Unterrichtsstunde mit der Lektorin helfen.
Die junge Französin wohnt für die Dauer ihrer Lektorentätigkeit in Leipzig
Ludivine Aubras ist eine von zwölf französischen Lektoren, die mit dem „France Mobil“ in ganz Deutschland unterwegs sind. Das Programm wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk organisiert und angeboten, in Sachsen-Anhalt seit über 20 Jahren. Nach Informationen des Bildungsministeriums in Magdeburg bitten jährlich über 30 Schulen in Sachsen-Anhalt um einen FranceMobil-Besuch im Klassenzimmer.
Die junge Französin wohnt für die Dauer ihrer Lektorentätigkeit in Leipzig, wo sich auch das Institut Français befindet, und kommt dabei gut rum, denn sie ist für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zuständig, am Tag zuvor war sie noch in Wittenberg. In ihrer Heimat studiert sie Germanistik und möchte in Zukunft in Frankreich Deutsch unterrichten.
„Die Schülerinnen sind immer begeistert“, sagt Ludivine Aubras
Am Ende der lockeren 45 Minuten weiten sich die Augen der Schülerinnen und Schüler, als Ludivine Aubras sie unerwarteterweise auf deutsch anspricht. Während der Unterrichtsstunde sprach sie nur auf Französisch mit ihnen. Wie sie die Stunde fanden, fragt die Lektorin. Die Reaktionen: durchgehend positiv.
„Die Schülerinnen sind immer begeistert“, sagt Ludivine Aubras. Ihr ist es wichtig, dass die Kinder Spaß haben beim Herantasten an eine neue, ihnen unbekannte Sprache. Nicht nur weil sie sich für eine neue Sprache entscheiden müssen, sondern weil Völkerverständigung heutzutage einfach dazu gehört. „Auch wenn man die Sprache nicht spricht, kann man einander verstehen. Sprache geht auch ohne Wörter“, sagt die Lektorin. Und macht sich bereit für die nächste Schulklasse, mit der sie nicht deutsch sprechen wird.