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Das dritte Leben der alten «Muldeperle»

Von Iris Lademann 22.04.2005, 16:18

Schlaitz/MZ. - "Die ersten Jahre verkehrte es als Stückgutfrachter auf der Oder", erzählt der 44-Jährige. Zum Fahrgastschiff umgebaut worden sei es 1979. Als "MS Jocketa" befuhr es dann fünf Jahre die Talsperre Pöhl.

Der örtliche Naherholungsverband habe sich 1984 dafür stark gemacht, dass der Muldestausee das

Fahrgastschiff als Attraktion hinzubekommt, erinnert sich der Inhaber des Heide-Camps, Walter Berger. Mit der Wende ging es in private Hände. Krankheitsbedingt habe der Inhaber das Schiff nicht mehr führen können. Um die "Muldeperle" der Region zu erhalten, entschlossen sich Berger und die Firma Vettertouristik 2002, das 80-PS-Fahrgastschiff zu erwerben.

Zuerst einmal musste die "Muldeperle" generalüberholt werden, so Berger. Auch die Anlegestellen in Schlaitz, Friedersdorf und Pouch wurden wieder auf Vordermann gebracht. Und als alles fertig war und die "Muldeperle" hätte in See stechen können, kam das Hochwasser. "Der Steg auf Schlaitzer Seite wurde teilweise zerstört. Deshalb war in jenem Jahr keine Fahrt mehr möglich", erinnert sich der Kapitän, der von Hause aus nichts mit der Seefahrt zu tun hat.

Der gebürtige Bitterfelder und gelernte Betonbauer begann 1984 seine Tätigkeit im Naherholungsgebiet Schlaitz als Maschinist und Betriebshandwerker. Zwei Jahre später ergab es sich, dass für die "Muldeperle" ein Bootsmann gesucht wurde. Da habe Förster zugegriffen und 1990 bei der Binnenrederei in Schönebeck einen speziellen Lehrgang belegt.

1993 ging das Schiff in private Hände und Peter Förster wurde Berufskraftfahrer. "Nachdem wir das Schiff 2002 vom Vorgänger gekauft hatten", so Berger, "brauchten wir jemanden, der es fährt." Da habe sich Berger an Förster erinnert.

Improvisieren war für das Jahr 2003 angesagt. "Denn", so Berger, "vor der Anlegestelle in Schlaitz hatte sich bedingt durch das Hochwasser eine Sandbank gebildet." Pouch hieß die Ausweichmöglichkeit. Doch das habe sich als Problem erwiesen. Für die Busse war kein gutes Rankommen und der Weg bis zum Steg zu uneben. Deshalb habe man die Anlegepontons von Pouch geholt und einen Anleger in Schlaitz gebaut.

Doch dieses Provisorium ist mit dem völligen Neubau der Anlegestelle seit dem Frühjahr 2004 Geschichte. Aus Mitteln des Hochwasserfonds wurde ein allen Ansprüchen gerechter Steg mit Schwimmelementen gebaut, der sich dem unterschiedlichen Wasserstand des Stausees anpasst.

Und so kann das einzige Motorboot, das eine Berechtigung für den Muldestausee hat, wieder regelmäßig zu Rundfahrten ablegen. Weshalb die Anlegestellen in Friedersdorf und Pouch nicht mehr angefahren werden, hänge laut Berger ganz einfach damit zusammen, dass diese den Sicherheitsbestimmungen nicht mehr entsprechen.