Chemieunfall vor 50 Jahren Chemieunfall vor 50 Jahren: Wird in Bitterfeld zu wenig an das Unglück erinnert?

Bitterfeld - Überlebende des Chemieunglücks wünschen sich eine Gedenktafel zu Ehren der damals Verstorbenen. „Ich möchte einen Ort, an dem ich meine Blumen niederlegen kann“, fordert der Bitterfelder Peter Krüger. Bisher nutzt er ein Stück Straße, die einst zu dem PVC-Werk in Bitterfeld führte. Auch der frühere EKB-Arbeiter Helmut-Jürgen Rothe findet: „Meine Kommilitonen haben mit ihren Händen Leichen ausgegraben. An dieses Ereignis muss stärker erinnert werden.“
Peter Krüger ärgert sich, dass im aktuellen Festjahr 125 Jahre Chemiepark Bitterfeld-Wolfen das Unglück von 1968 unerwähnt bleibt. Warum kommt es nicht vor? „Bei der Planung der Veranstaltungen stand nicht die Historie des Standortes im Vordergrund, sondern zukunftsorientiert die aktuell ansässigen Unternehmen und die hier arbeitenden Menschen“, erklärt Chemiepark-Geschäftsführer Michael Polk. Er kann die Bestrebungen für eine Gedenktafel aber nachvollziehen.
Die Fläche des einstigen PVC-Betriebs soll vermarktet werden und ist daher ungeeignet für eine Gedenktafel
„Der Chemieunfall im Elektrochemischen Kombinat war das folgenschwerste Ereignis für den Chemiestandort und auch für die Stadt.“ Die Fläche des einstigen PVC-Betriebs soll aber vermarktet werden, sei daher ungeeignet für eine Gedenktafel.
Rothe und Krüger sehen ein, dass der abgelegene Unglücksort im Chemiepark ein ungünstiger Standort ist. Beide stellen sich daher alternativ einen zentraleren Platz vor. Krüger habe sich bereits eine Stelle am Robert-Schuman-Platz ausgesucht. Dort befindet sich schon ein Gedenkstein als Erinnerung an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953.
Die AfD-Fraktion im Bitterfeld-Wolfener Stadtrat unterstützt die Gedenktafel-Pläne
Der Oberbürgermeister der Stadt Bitterfeld-Wolfen sagt: „Die Bestrebungen für eine Gedenktafel sind uns bekannt. Zur Realisierung sind jedoch Gespräche zwischen den Beteiligten nötig.“
Die AfD-Fraktion unterstützt die Gedenktafel-Pläne, hat nun einen entsprechenden Antrag für den nächsten Stadtrat gestellt. (mz/stsc)