Bundesverdienstkreuz geht nach Wolfen Bundesverdienstkreuz geht nach Wolfen: Auszeichnung für Lehrerin des Heinrich-Heine-Gymnasiums

Wolfen - Der Brief mit dem Bundesadler hat Ines Fischer (61) bereits im August erreicht. Sie hat ihn gelesen, sich darüber gewundert - in aller Stille. Hausieren ist sie mit der Post aus dem Berliner Bundespräsidialamt nicht gegangen. An ihrem unterrichtsfreien Tag fuhr die Lehrerin am Wolfener Heinrich-Heine-Gymnasium nach Berlin zu Joachim Gauck. Aus den Händen des Bundespräsidenten empfing sie zum Tag der deutschen Einheit mit 31 weiteren Frauen und Männern das Bundesverdienstkreuz am Bande. MZ-Redakteurin Sylvia Czajka sprach mit Ines Fischer über Stolz, Freude, Engagement und erlebte Bescheidenheit, Ehrlichkeit, auch Sprachlosigkeit.
Berlin, Bundespräsident, Bundesverdienstkreuz - wie war’s?
Fischer: Ich war deutlich gerührt, aber auch stolz. Ein Wirrwarr an Gefühlen stellt sich ein und es ergeben sich Fragen wie: Soll ich die Auszeichnung annehmen? Warum gerade ich?
Tja, warum gerade Sie?
Fischer: Ich habe die Auszeichnung stellvertretend für alle entgegengenommen.
Für alle?
Fischer: Alle, die sich für Toleranz und Demokratie einsetzen - im Großen wie im Kleinen.
Auch das Kleine kann Großes bewirken. Was liegt Ihnen am Herzen?
Fischer: Unsere Schule trägt den Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Und das soll auch künftig so bleiben.
Courage ist nicht nur in Wolfen gefragt, sondern deutschlandweit. Gehört Gauck für Sie auch zu den Mutigen? Wie war das Zusammentreffen?
Fischer: So eine Begegnung erlebt man wohl nur einmal. Joachim Gauck ist kein Schaumschläger, authentisch, einfach eine Persönlichkeit. Und ich finde, er ist in seiner Funktion einfach der Richtige.
Und wie sehen Sie sich? Sind Sie in Ihrer Funktion als Lehrerin die Richtige?
Fischer: Das hofft man natürlich. Ich bin es jedenfalls gern und habe nicht eine Sekunde bereut.
Was heißt es für Sie, Lehrerin zu sein?
Fischer: Vor allem ehrlich zu sein. Die Kinder müssen sich 100 Prozent auf mich verlassen können. Ich bin nicht nur Wissensvermittler, sondern Pädagoge. Ich habe keine Objekte vor mir, sondern Subjekte. Schickt man ein Kind einmal weg, dann kommt es nie wieder zu dir zurück.
Und was gibt der Beruf Ihnen?
Fischer: So viel. Er ist eine Bereicherung fürs Leben. Ich habe keine Zeit, im Hirn alt zu werden.
Was kommt nach dem Berufsleben?
Fischer: Die Familie. Ich werde für sie da sein, so wie sie für mich immer da ist. Vielen Dank. Und vielleicht braucht man mich ja noch als Lehrerin im Ruhestand. (mz)