Bundesfreiwilligendienst Bundesfreiwilligendienst : Begehrte neue Zivi-Welt
zörbig/MZ - Dieter Honscha ist ein Pionier. Mit ihm startete der Bundesfreiwilligendienst in der Stadt Zörbig. „Ich war der Erste“, sagt der Zörbiger kurz nach Ende seiner Bufdi-Zeit stolz, „damals wusste noch keiner so richtig, wie es geht.“
Der 60-Jährige half seit dem 1. Januar 2012, an der Grundschule den Schulhof zu verschönern. Er räumte Kellergewölbe auf, er packte mit an, wenn Räume für Veranstaltungen hergerichtet werden mussten. Mit der Beschäftigung hat sich für den einstigen Motorenschlosser ein Kreis geschlossen: „Schon früher ging ich auf diese Schule. Im Jahr ’69 bin ich raus und 2012 habe ich hier wieder angefangen“, lacht Honscha. „Ich kenne noch die Zeiten, als die Toiletten auf dem Hof waren.“
Seit wenigen Wochen hat er seinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) beendet, aber seine Arbeit geht weiter. Denn die Stadt beschäftigt ihn auf 20-Stunden- und 451-Euro-Basis als Hausmeister weiter. Ein Erfolg, da Honscha jahrelang arbeitslos war, bis er im Amtsblatt jenes BFD-Angebot entdeckte. „Ich hatte keine Aussicht, etwas anderes zu kriegen und so ist es schön, dass man wieder rauskommt und vor allem gebraucht wird.“
So wie Honscha suchen viele andere ihr Glück im Bundesfreiwilligendienst: „Wir haben einen wirklichen Boom auf die Stellen gehabt. Teilweise von Älteren, teilweise von Leuten, die kein Arbeitslosengeld bekommen oder schon Rentner sind“, fasst Jutta Mädchen aus dem Fachbereich Bürgerdienste und zentrale Verwaltung die Nachfrage in Zörbig zusammen.
Auch in Raguhn-Jeßnitz seien die Bewerber eher älter, zwischen 45 und 65 Jahren alt - was aber kein Nachteil sei. Bürgermeister Eberhard Berger (CDU) meint: „Sie bringen ihre Leistung genau wie die Jungen auch. Für sie ist es ja mitunter günstig, dass sie noch einmal eine Aufgabe bekommen, die sie auf dem ersten Arbeitsmarkt vielleicht nicht mehr kriegen.“
Doch der Verwaltungsaufwand ist hoch: Für alle Bufdis müssen Weiterbildungen organisiert werden. „Das ist nicht einfach“, meint Jutta Mädchen während einer Sozialausschuss-Sitzung in Zörbig.
Deshalb hat man sich in der Stadt Raguhn-Jeßnitz dazu entschieden, eine externe Agentur für die Organisation des Bundesfreiwilligendienstes zu beauftragen, denn: „Für eine eigenständige Handhabung fehlt uns das Personal“, so der Bürgermeister.
Aber Aufwand und Nutzen scheinen für die oft klammen Kommunen in einem guten Verhältnis zu stehen. Schließlich werden die Personalkosten der Bufdis vom Bund übernommen. Das gilt auch für die Weiterbildungen.
Deshalb will jetzt auch die Stadt Sandersdorf-Brehna mit dem Bundesfreiwilligendienst starten. „Wir sind dabei, uns beim Bund registrieren zu lassen und hoffen, dass es noch in diesem Jahr losgeht“, erklärt Bürgermeister Andy Grabner (CDU). „Dass wir bisher noch nicht damit angefangen haben, liegt daran, dass wir für den Verwaltungsaufwand nicht die personellen Ressourcen hatten.“
Sobald die ersten Bufdis in Sandersdorf-Brehna beginnen, wäre Bitterfeld-Wolfen die einzige verbleibende Kommune im Altkreis, die keine Bufdis beschäftigt. Dort teilte Sprecher Michael Mohr auf MZ-Anfrage mit: „Da die Arbeit des Bundesfreiwilligendienstes an strenge Auflagen, besonders in Bezug auf soziale Arbeit, gebunden ist, und die Stadt selbst keine entsprechenden Aufgaben betreut, besteht kein Bedarf an Mitarbeitern des Bundesfreiwilligendienstes.“
In Muldestausee sagt Bürgermeisterin Petra Döring (parteilos) über die Kommunen ohne Bufdis: „Ich kann das gar nicht nachvollziehen. Das ist für uns eine gute Sache und wir freuen uns über jede bewilligte Stelle.“ 17 BFD-ler werden dort zur Zeit über die Gemeinde beschäftigt.