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Brandschutzkonzept Brandschutz in Bitterfeld-Wolfen: Die Stadt stimmt über ein neues Konzept ab

Von Stefan Schröter 06.08.2016, 07:00
Ein Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Bitterfeld.
Ein Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Bitterfeld. Michael Maul

Bitterfeld-Wolfen - Wird der Brandschutz in Bitterfeld-Wolfen reformiert? Eine externe Risikoanalyse steht jetzt zur Abstimmung. Sie schlägt als ideale Option nur noch vier zentrale Standorte für den Brandschutz vor: Bitterfeld, Greppin, Thalheim und Wolfen-Nord. Die Wehren in Reuden, Rödgen Wolfen-Altstadt, Bobbau, Holzweißig, Zschepkau werden als „nicht notwendig“ eingestuft. Sie könnten sich anderen Standorten angliedern.

Die Analyse hat die Stadt in Auftrag gegeben. Sie muss ihr Brandschutzkonzept weiterentwickeln, das sie beim letzten Mal stadtintern hat zusammenstellen lassen. Bisher gilt dabei jede Ortswehr als unantastbar. Wer über Zusammenlegungen laut nachdenkt, macht sich unbeliebt. Das neue Dokument liefert aber genau dafür Vorschläge und Argumente.

300 Feuerwehrmänner weniger im Altkreis Bitterfeld

Und nun? Stadtwehrleiter Uwe Wagner lässt kaum ein gutes Haar an dem neuen Konzept. Er fürchtet, dass Kameraden bei Zusammenlegungen ihren Dienst quittieren und die Überlegungen der Firma Firosec, die das Konzept erstellt hat, damit zum Scheitern verurteilt sind:

„Leider hat man bei der neuen Analyse den Kameraden Mensch übergangen. Der Kamerad gehört in den Ort, in dem er aufgewachsen ist“, wirbt Wagner in den Gremien auch für den Ist-Zustand.

Dass sich aber etwas ändern muss, zeigen die Mitgliederzahlen bei der Feuerwehr. Dem Altkreis Bitterfeld gingen von 2014 auf 2015 über 300 Kameraden verloren.

Ist die Hilfsfrist von Feuerwehren in Gefahr?

Der Landesfeuerwehrverband sieht langfristig die Hilfsfrist von zwölf Minuten in Gefahr. Manch Feuerwehrfachmann betrachtet aber genau deswegen die Zusammenlegungen als unmöglich und die Reform als Gefahr. Denn sie würde weitere Kameraden vergraulen und Probleme verschärfen.

Der Entwurf zur Risikoanalyse wandert derzeit durch Bitterfeld-Wolfens Räte und Ausschüsse. Am Ende entscheidet der Stadtrat über die neue, 133 Seiten dicke, kommunale Arbeitsgrundlage. Stimmt er für das Konzept, dürfte das beispielsweise das endgültige Aus für ein neues Feuerwehrgebäude in Reuden bedeuten.

Stadtrat entschied für Feuerwehren in vergangenen Jahren

Doch solch eine unpopuläre Entscheidung käme zum jetzigen Zeitpunkt überraschend. Die Mehrheit des Stadtrats votierte in den vergangenen Jahren immer im Sinne der Feuerwehr. Nur wenige Räte stellten öffentlich einen Standort in Frage.

So scheiterte 2013 eine angedachte Zusammenlegung der Wachen von Wolfen-Nord und Wolfen-Altstadt. Beispiel Reuden: Die dortigen Feuerwehrleute finden im Stadtrat immer wieder Fürsprecher. Wohlwissend, dass das neue Brandschutzkonzept den Standort Reuden am Stadtrand obsolet machen könnte, forcieren viele Räte dennoch – oder gerade deswegen – einen Neubau.

Finanzen lassen große Reformschritte nicht zu

Die Feuerwehrlobby ist bereits stark in Bitterfeld-Wolfen. Die Kameraden verstehen es, zur richtigen Zeit geballt in den Gremien aufzutauchen und Entscheidungen zu beeinflussen. Ihr Chef, Uwe Wagner, erklärt derzeit in den Ortschaftsräten, dass die Vorschläge in dem externen Konzept unbezahlbar sind.

Klar ist: Angesichts der schlechten Finanzlage der Stadt sind große Reform-Schritte nicht möglich. Kaum jemand sagt hingegen, dass langfristig mit weniger Standorten die Unterhaltungskosten sinken würden.

Kontroverse mit viel Sprengkraft kündigt sich an

Am Ende scheint ein Mittelweg mit Zugeständnissen die realistischste Variante. Zwar stimmten die Ortschaftsräte Bitterfeld und Greppin bereits mehrheitlich für das neue Konzept. Aber beide Standorte kommen in der neuen Risikoanalyse gut weg.

Und das Ja aus Greppin war ein Ja mit Sondervermerk: Die Räte sprachen sich für den Erhalt aller Ortsfeuerwehren als eigenständig aus. Die Debatte dürfte in den nächsten Wochen also noch kontrovers geführt werden. Das neue Papier birgt viel Sprengkraft.

Bereits Ende August soll der Stadtrat entscheiden. Stadtwehrleiter Uwe Wagner bezeichnete den Zeitplan zuletzt als „sportlich“. Einige Gremien sind zudem aktuell ferienbedingt arg dezimiert.

(mz)

Um die künftige Struktur der Feuerwehr und damit ihre Einsatzfähigkeit wird gerungen.
Um die künftige Struktur der Feuerwehr und damit ihre Einsatzfähigkeit wird gerungen.
Archiv/Maul