1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Bitterfelder Kulturpalast zeigt sich ein letztes Mal im alten Gewand

Abschied mit Frohsinn Bitterfelder Kulturpalast zeigt sich ein letztes Mal im alten Gewand

Am 29. Mai ist die letzte Gelegenheit, das Gebäude von quasi Kopf bis Fuß noch einmal zu durchstreifen und in Erinnerungen zu schwelgen.

12.04.2021, 13:42

Bitterfeld - Mit einem großen Fest wird der Kulturpalast am 29. Mai in die Bauphase verabschiedet. Das erklärt Investor Matthias Goßler, Chef der Sandersdorfer Veranstaltungsagentur Splitter Promotion und künftiger Eigentümer des Hauses. Mitte des Jahres soll der große Umbau des einstigen Musentempels zu einem modernen Veranstaltungsort vor allem für Firmenevents, Empfänge, Messen, Konferenzen, Fortbildungen, Konzerte etc. dann losgehen. Die Bauleute stehen quasi in den Startlöchern.

Derzeit laufen letzte Feinabstimmungen mit den Fördergeldgebern, sagt er, die für das 10,5-Millionen-Euro-Projekt eine riesige Summe bereitstellen. Allein der Bund steuert rund neun Millionen Euro bei. Auch der Chemiepark als vorheriger Eigentümer beteiligt sich finanziell.

Führungen in kleinen Gruppen sollen durch das 1954 eröffnete Gebäude angeboten werden

Das vergangene Jahr, in dem der Veranstaltungsbranche und also auch Goßlers Unternehmen die Hände gebunden waren, sei zumindest für das gewaltige Projekt nützlich gewesen, sagt er. „Das hat uns ermöglicht, das Ganze ruhiger angehen und tiefer in unsere Abläufe dringen zu können.“

Noch einmal also kann man sich an diesem Tag dem besonderen Charme dieses Hauses hingeben. Goßler will, so es möglich ist, Führungen in kleinen Gruppen durch das 1954 eröffnete Gebäude anbieten. Denn er weiß, viele Erinnerungen ranken sich um den Kulturpalast und so manches Herz hängt daran.

Freilich, das Haus wird sich von außen nicht verändern - es bleibt die leuchtend weiße und wichtige Landmarke im Stadtbild. Sogar die Türen und die sage und schreibe 240 Fenster werden nicht erneuert, sie werden aufwendig aufgearbeitet. Das sind nicht nur Auflagen des Denkmalschutzes, für Goßler ist das ein Baustein seines Konzepts und also Herzenssache.

„Die Hinterbühne lässt mein Herz höher schlagen“

„Das macht ja den Charme aus. Und den wollen wir erhalten.“ Die Leute, die hier reinkommen, sollen so schon ein bisschen staunen, meint er, denn hinter den Türen erwartet sie das komplette Gegenteil von Nostalgie - ein modernes, vielfältig nutzbares Gebäude mit top Technik. Denn wer, wenn nicht ein Veranstaltungsmanager, sollte darauf eigens Wert legen?

Goßler ist einer, der in Technik geradezu verliebt ist. „Die Hinterbühne lässt mein Herz höher schlagen“, sagt er beim Öffnen der Tür zum Herzstück des Hauses und lenkt den Blick des Betrachters mit Begeisterung auf all die gewaltigen technischen Details. „Der Bühnenbereich übrigens gleicht dem der Leipziger Oper.“

Drei Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Dann, so hofft er, wird Corona Geschichte sein. Am Konzept hält er fest. Weil er felsenfest davon überzeugt ist. „Regionale Häuser werden für die ortsansässigen Unternehmen eine wachsende Rolle spielen.

Das Verabschiedungsfest vom alten Kulturpalast ist zugleich ein Vorgeschmack auf ein neues Festival

Wir bieten ja vom kleinsten Veranstaltungsraum bis zum Saal für 1.600 Personen das ganze Spektrum für alle Firmen und Veranstaltungsformen“, sagt er. „Freilich auch für hybride Formen - Leute schalten sich zu aus Hamburg oder München, Brüssel oder London. Die Leute müssen nicht mehr um die halbe Welt fliegen. Das macht also auch ökologisch Sinn.“

Das Verabschiedungsfest vom alten Kulturpalast ist zugleich ein Vorgeschmack auf ein neues Festival namens Osten, das 2022 am Kulturpalast über die Bühne gehen soll. Dazu hat sich der Verein Kulturpark, der von Schauspielern und Mitarbeitern des Maxim-Gorki-Theaters Berlin initiiert wurde, in Bitterfeld gegründet. „Mit im Boot sind Stadt, Chemiepark, Landkreis und wir - Splitter Promotion“, erklärt Goßler.

Anliegen der Künstler ist es, den Osten „in seiner fragilen Schönheit, in seiner Einzigartigkeit und seltsamen Kraft“ dazustellen. Dazu, so Goßler, seien die Initiatoren durch ganz Ostdeutschland gezogen, um ein kulturelles Identitätsbauwerk zu finden. „Sie haben den Kupa und uns gefunden“, so Goßler, „super.“

„Wir wollen Motor sein für die Entwicklung der Region“

So einen Monumentalbau, der nach dem Krieg entstanden ist, weiß er, den gibt es heute nur noch hier - in Bitterfeld. All diese Chancen, die sich damit auftun, will er mit seinen Partnern nutzen. „Wir wollen Motor sein für die Entwicklung der Region. Das Projekt Kulturpalast ist ein Baustein für unsere Firma - es erweitert unser Portfolio.“ Und: Das runderneuerte Haus soll unbedingt den Namen „Kupa“ tragen, sagt Goßler. „Ich finde die Abkürzung charmant. Und es ist ja auch ein Palast.“ (mz/Christine Färber)