Bitterfelder Heimatkünstler Ernst Thronicke Bitterfelder Heimatkünstler Ernst Thronicke: Heimat bedingungslos geliebt

bitterfeld - Am Sonntag wäre Ernst Thronicke 95 Jahre alt geworden. Zwar kann er nicht mehr selbst erleben, wie er und sein Schaffen zu diesem Jubiläum gewürdigt werden, doch sein Lebenswerk wird weitergeführt.
Der Maler, Grafiker und Bitterfelder Heimatkünstler ist am 28. Oktober 2007 im Alter von 87 Jahren gestorben. Das ist gleichzeitig das Gründungsdatum der Stiftung, die seinen Namen trägt. Und die sich seitdem mit großer Hingabe und Engagement um sein Vermächtnis kümmert. Dazu gehören auch die zahlreichen Werke, in denen der Bitterfelder Ehrenbürger weiterlebt. Aus Anlass seines Geburtstages wurde jetzt im Bistro Schiebel in der Bitterfelder Burgstraße die mittlerweile 9. Verkaufsausstellung eröffnet. 90 Bilder und Grafiken sowie zehn Holzskulpturen aus dem Fundus der Ernst-Thronicke-Stiftung werden dort bis zum 9. September 2016 angeboten.
Kunsterzieher an der Erweiterten Oberschule in Bitterfeld
Sie zeigen allesamt, wie bedingungslos der Mann seine Heimat geliebt hat. Stets war er unterwegs, um die Schönheiten für immer festzuhalten und sie für andere sichtbar zu machen. So rettete er auf seine Art auch Zeitzeugen, die später der Abrissbirne weichen mussten - und hat mit seinen Bildern die Erinnerung daran bewahrt.
Am 6. September 1920 in Oberschmon bei Querfurt geboren, lebte Ernst Thronicke schon seit seiner Kindheit bei den Großeltern in Bitterfeld. Später absolvierte er eine Malerlehre. Nach dem Kriegsdienst und Verwundungen studierte er an mehreren Kunstschulen. Nachdem er 1945 Neulehrer geworden war, bildete er sich nicht nur auf dieser Ebene weiter, sondern widmete sich auch der Kunst verstärkt und studierte erneut. Viele lernten ihn persönlich kennen als Kunsterzieher an der Erweiterten Oberschule in Bitterfeld, dem heutigen Gymnasium. Thronicke war an vielen Ausstellungen beteiligt.
Regelmäßig Bilder in der MZ
Nach der Wende veröffentlichte er regelmäßig Bilder in der MZ - immer in Verbindung mit heimatgeschichtlichen Beiträgen, die er gründlich recherchierte, und oft mit Bezug zu aktuellen Ereignissen. „Die Mitteldeutsche Zeitung hat es mir ermöglicht, meine Kunst in die Öffentlichkeit zu bringen“, sagte er damals. Seine größte Kritikerin war seine Frau Erna, mit der er fast 54 Jahre verheiratet war. Deren Tod im März 2000 hat ihn sehr mitgenommen. Als er aufgrund seines Gesundheitszustandes im Pflegeheim lebte und auf den Rollstuhl angewiesen war, kümmerte sich Carola Niczko privat um ihn.
Die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung ist Mitglied des Stiftungsrates der Thronicke-Stiftung und auch für deren Verwaltung zuständig. Der Künstler hat der Stadt Bitterfeld-Wolfen sein gesamtes Vermögen vererbt - mit der Bedingung, dass sein Haus zur Förderung der Malkunst genutzt wird. Und so befinden sich in der Weinbergstraße 21 heute nicht nur der Sitz der Stiftung und der Fundus, sie wird auch vom Verein Kreativ und der Jugendkunstschule mit Leben erfüllt. (mz)

