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Bitterfeld-Wolfen Bitterfeld-Wolfen: Eine Stadt zeigt mit Aktionen deutlich Flagge gegen Gewalt

Von ULF ROSTALSKY 19.09.2010, 15:40

WOLFEN/MZ. - "Wir werden die Welt nicht grundlegend verändern." Das sagen Heidi Mierke und Gerald Brückner, die seit Jahr und Tag in der Initiative gegen Gewalt den Ton mit angeben. "Aber die Leute sensibilisieren und mobilisieren - das können wir."

Mierke und Brückner gehören zu denen, die nicht wegsehen wollten, als die Gewalt 2004 so deutlich wie selten zuvor auch in Wolfen offenbar geworden war. Damals war ein Jugendlicher nach einer Prügelattacke auf dem Schulhof gestorben. Die Initiative gegen Gewalt wurde als "Zusammenschluss ganz normaler Bürger" ins Leben gerufen. Zusammen mit der Stadt organisiert sie den Anti-Gewalt-Tag.

Der erlebte am Sonnabend in und um das städtische Kulturhaus herum seine fünfte Auflage. Grund genug für Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos), von einer guten Tradition zu sprechen. Sie sieht im Anti-Gewalt-Tag allerdings auch eine besondere Veranstaltung für die Jugend und mit der Jugend. Die jungen Leute sollten sich auseinandersetzen mit dem Thema Gewalt und ihr abschwören. Möglichkeiten, die Freizeit sinnvoll zu gestalten, gebe es in der Stadt un im Umfald viele, wie auch bei der Präsentation der Vereine und Einrichtungen ersichtlich wurde.

Gewalt ist für die Rathauschefin ein dehnbarer Begriff, bei dem es längst nicht mehr allein um körperliche Auseinandersetzungen gehe. Petra Wust spannt den Bogen sogar bis zum Vandalismus, der für sie nicht allein ein Ausdruck blinder Zerstörungswut ist. "Die Beseitigung der Schäden kostet sehr viel Geld", sagte sie. Geld, das am Ende zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit fehlen würde.

Bitterfeld-Wolfen, seine Vereine, vor allen Dingen aber der Nachwuchs, hat Flagge gegen Gewalt gezeigt. Dass es sich dabei nicht durchweg um leise Töne handeln muss, lag schnell auf der Hand. Auf der Bühne vor dem Kulturhaus hatten Rapper und Nachwuchsbands ihren großen Auftritt, im Haus selbst gehörte die Bühne den Trommelkids um Orlando Garcia. Mit einer breiten Palette an Angeboten wollten die Macher des Anti-Gewalt-Tages "die Leute hinter dem Ofen vorlocken", wie es Heidi Mierke formulierte.

Und das ist gelungen. Die Palette war breit gefächert: Der Auftritt des Wolfener Ballettensembles gehörte ebenso dazu wie der Soccer-Parcours der Tretschok-Fußballschule oder die Technikschau der Feuerwehr. Einblick in ihre Arbeit gaben außerdem der Fight-Club Bronxx, der Tierschutzverein, die Jugendclubs.

Sportlich ins Zeug legten sich indes die Mitstreiter des "Haus Alltagsbewältigung" des Vereins MitNähe. Ein Kilometer radeln oder laufen für einen Euro: Für Gisela Mosinski ist das eine ganz individuelle Möglichkeit, Flagge gegen Gewalt zu zeigen. Zumal die Einnahmen in Gänze dem Frauenhaus in Wolfen zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Einrichtung kann sich außerdem auf den Erlös von Tombola und Versteigerung freuen, für die Gerald Brückner lautstark die Werbetrommel rührte.

Hinreißende Komik half auch, den Bann zu brechen. Karten für die Herricht-und-Preil-Show wechselten den Besitzer. "Sechs Euro? Reserven sind drin", so der Moderator, der auch Fahrräder und Zubehör unter die Leute bringen wollte.

Trotz ernsten Hintergrunds sollte der Spaß die Oberhand haben beim Anti-Gewalt-Tag. Kinder malten und bastelten und Jugendliche machten dann zu vorgerückter Stunde in der Fuhneaue die Nacht zum Tag. "Rock gegen Gewalt" stand dort auf dem Programm. Das war nichts für zarte Gemüter und längst nichts für Liebhaber eher leiser Töne. Aber der Jugend gefiel es.