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Bitterfeld-Wolfen Bitterfeld-Wolfen: Die große Leere

01.04.2011, 18:47

BITTERFELD-WOLFEN/MZ/MM/LÖ. - Eine Aktion, um nicht den Eindruck zu erwecken, nur den ungeliebten Biosprit E 10 loswerden zu wollen, heißt es drinnen. Fast eine Woche habe es keinen Super-Sprit gegeben. "Wir wollen Kraftfahrer darauf hinweisen, dass nicht wir diejenigen sind, die es nicht verkaufen wollen", sagt der Geschäftsführer.

Aber Libyen? Tatsächlich gerieten die von der Deutschen Tamoil GmbH betriebenen Hem-Tankstellen im Zusammenhang mit den heftigen Gefechten im Wüstenstaat unter Druck. Machthaber Muammar al Gaddafi soll nach Erkenntnissen der Bundesregierung über ein kompliziertes Firmengeflecht indirekt auch Tamoil kontrollieren. Das Unternehmen mit Sitz in Elmshorn, das in Deutschland rund 400 Tankstellen unter den Marken Hem, Tamoil und Go betreibt, gehört wie die Holborn Europa GmbH zur niederländischen Oil Invest, die von der staatlichen libyschen Ölfirma NOC kontrolliert wird. Zuletzt hatte die EU Sanktionen gegen libysche Unternehmen auf den Weg gebracht, darunter NOC.

In Bitterfeld wird nun gemutmaßt, dass der Super-Sprit-Mangel damit zusammenhängt - sowohl Kunden als auch der Chef wollen Engpässe in dem Ausmaß an anderen Tankstellen nicht beobachtet haben. "Wir werden nur sehr sporadisch mit Benzin beliefert und das reicht gerade mal einen Tag", heißt es bei Hem. Allerdings bleibt es bei Mutmaßungen über das Warum: Die Tankstelle beziehe Kraftstoff über einen Spediteur - ohne Kenntnis, woher der Sprit stamme.

Total - und damit die räumlich nächste Raffinerie in Leuna - hat laut Sprecher Manuel Fuchs alle Geschäftsbeziehungen zu Gaddafi-Firmen abgebrochen. "Wir halten uns an das EU-Embargo", sagte er. Ob die Bitterfelder Tankstelle überhaupt - im Zweifel über einen Spediteur - von Leuna aus beliefert wurde, blieb aber offen. "Sie kann sich wer weiß wo eindecken."

Tamoil selbst bestreitet indes, dass Gelder nach Libyen gehen. Sie seien schon immer komplett in den Ausbau des deutschen Tankstellennetzes investiert worden. Aus dem Umsatz fließe weder direkt noch indirekt Geld an Personen oder Institutionen, gegen die sich EU-Sanktionen richten, erklärte die Firma in einer Pressemitteilung. Dies werde von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer überwacht. Für Nachfragen war Tamoil am Freitag nicht erreichbar.

"Im Endeffekt ist es mir egal, wo der Sprit herkommt. Hauptsache, der Preis stimmt", sagt Kunde Bernhard Gerndt indes in Bitterfeld. Dort sind am freitag 17 000 Litern Super eingetroffen. Wann er wiederkommt, sagte der Tankzugfahrer allerdings, wisse er nicht.