Bitterfeld Bitterfeld: Rumpelstilzchen und arabischer Bauchtanz

WOLFEN/MZ. - Es waren alles Stücke, die von den Anwesenden mit viel Liebe und Enthusiasmus vorgetragen wurden. Bei der deutschen Version von "Streets of London" entstand Gänsehautfeeling, als die Geschichte eines alten Mannes interpretiert wurde, der von der Gesellschaft ausgegrenzt ist. Wegen der erstaunlich großen Beteiligung mussten die kulturellen Darbietungen auf zwei gesonderten Bühnen vorgeführt werden, was vom Publikum eine gewisse Beweglichkeit erforderte. War eine Gruppe fertig, hieß es auch schon: umdrehen, damit die anderen angesehen werden konnten.
Bedenkt man, dass die kleinen und großen Darsteller selbst aufgrund körperlicher oder geistiger Behinderungen in den Einrichtungen der Sonnenlandschule, der Diakonie, der Kästner-Schule sowie der Schule an der Kastanie im Ortsteil Bittefeld betreut werden, kann solch eine Leistung nicht hoch genug bewertet werden. "Wir haben so ungefähr ein Jahr geübt, bis alles geklappt hat", sagt Sybille Richter, die als pädagogische Mitarbeiterin in der Sonnenlandschule tätig ist. Jeder habe sein eigenes Textbuch und kenne seinen Part ganz genau. Auch wenn einmal ein Text nicht sofort parat war, merkte man den kleinen Künstlern die große Anspannung an. Jeder machte seine Sache sehr gut, jedes Stück wurde von den Anwesenden in der Bewegungshalle der Sonnenlandschule mit viel Applaus bedacht.
Auch die vielen bunten Kostüme sind zum großen Teil in eigener Regie entstanden, erklärte Sybille Richter, während ihre Kollegin Andrea Bachsmann, die für die musikalische Seite zuständig war, den Takt angab und die Musik einspielte. "Wir arbeiten unter anderem viel mit Gebärden und sind sehr auf die Lebenspraxis eingestellt", so die Pädagogin.
Was die Mädchen und Jungen leisten, das sei beeindruckend und mache Freude, waren sich die Gäste einig. "Die ersten beiden Kulturfestivals beschäftigten sich mit Malerei", blickte Sybille Richter zurück, nun habe man sich einmal in die musikalische und darstellerische Richtung gewagt. Da hieß es Texte lernen und die einzelnen Bewegungsabläufe einstudieren. Und das alles immer etwa nur eine Stunde am Tag. Daraus resultiere auch die lange Vorbereitungszeit, sagte sie.
Doch für die Sonnenlandschule, die 1991 in Wolfen gegründet wurde und im Jahr 2006 ihr neues Domizil in der ehemaligen Chirurgie des Wolfener Krankenhauses erhielt, und die anderen Einrichtungen der Stadt sei solch ein Festival immer wieder eine Herausforderung. Am Ende hatte jeder, der dabei war, viel Spaß. Ein Essen an der Gulaschkanone und viele spielerische Aktionen beendeten den Tag des 3. Kulturwettstreites, bei dem es keine Sieger, aber auf alle Fälle sehr viele Gewinner gab.