Bitterfeld Bitterfeld: Kaffeesperre beim Handarbeitszirkel
bitterfeld/MZ. - Ein Handarbeitszirkel mit 32 Frauen und keine Tasse Kaffee auf dem Tisch? Eigentlich nicht denkbar, aber so etwas gibt es doch. In Bitterfeld leitet Irmgard Strohschein schon seit 15 Jahren den Zirkel, bei dem die Handarbeit an oberster Stelle steht. "Wenn wir uns auch noch mit Kaffee und Kuchen beschäftigen, bleibt die eigentliche Freizeitbeschäftigung auf der Strecke", weiß die engagierte Frau aus Erfahrung. "Früher haben wir ja auch noch zu allen möglichen Gelegenheiten gebastelt", aber auch das habe man zugunsten der Handarbeit aufgegeben.
Aus diesen Gründen kann man den Frauen in Sachen Stricken, Häkeln und Klöppeln, um nur einige der vielen Techniken zu nennen, nichts vormachen. Die Hardanger-Stickerei stehe dabei ganz oben. Fast 80 Prozent der Frauen des Zirkels beschäftigen sich damit. "Ich selbst habe die Handarbeit schon mit in die Wiege gelegt bekommen." Mit fünf Jahren habe sie schon ihre erste Topflappen gestrickt, denkt Frau Strohschein zurück.
Dadurch, dass man sich mit mehreren Techniken beschäftige, gebe es immer wieder neue Ansatzpunkte und Aufgaben. Unter den vielen Arten der Handarbeit nennt Irmgard Strohschein das Klöppeln als besonders schwierig. Man müsse unwahrscheinlich aufpassen und auch das Material koste heute eine ganze Menge Geld. "Wenn wir etwas brauchen, dann versuchen wir, es gemeinsam als großen Posten zu bestellen." Da könne man ganz schön sparen.
"Wir sind hier eine dufte Truppe", bestätigen die Frauen und man helfe sich in jeder Beziehung. Viele würden sich schon einige Jahre kennen und da bleibe es nicht aus, dass man sich auch persönlich näher kommt. Zweimal im Jahr werden Feste organisiert, bei denen es dann natürlich auch Kaffee und Kuchen gibt, erklärt Frau Strohschein lachend. Auch Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung habe man im Plan. Was den Nachwuchs betrifft, würden sich auch junge Frauen vermehrt für die Handarbeit interessieren. Nur die Zeit sei ein Faktor, der für den "Nachwuchs" schwierig sei. In ihrem neuen Domizil, der ehemaligen Pistorschule in der Bitterfelder Kraftwerksiedlung, fühlen sich die Frauen seit zwei Jahren sehr wohl. Nachdem man dreimal umgezogen sei, habe man hier jetzt eine schöne Bleibe gefunden, meinen sie. "Ich habe hier 1948 schon auf der Schulbank gesessen", erinnert sich eine Frau. Zwei Klassen habe es damals nur gegeben.