Bitterfeld Bitterfeld: Helfer kommen auf vier Pfoten
BITTERFELD/MZ. - Vier Hunde und viele strahlende Kindergesichter waren fieser Tage in der Bitterfelder Anhaltschule zu entdecken. Die "Helfer auf 4 Pfoten" brachten den Hortkindern an vier Stationen den Umgang mit Hunden nahe. Das Ziel dieses Projektes ist unter anderem, den Kindern Angst vor ungewohnten Situationen mit Hunden zu nehmen und Verständnis für das Lebewesen Hund aufzubringen.
"Gestern haben wir uns zur Vorbereitung einen Film über die zwölf goldenen Regeln angeschaut", berichtet Gudrun Below, Leiterin des Hortes der Anhalt- und Pestalozzigrundschulen. Diese Regeln besagen zum Beispiel, dass man vor Hunden niemals wegrennen sollte, auch nicht, wenn man Angst hat. Denn dann wird man von ihnen als Beute betrachtet.
An der ersten Station wartet Hundeführer Wolfgang Koch und seine Schweizer Schäferhündin Ina. Diese Rasse hat eine aufregende Geschichte. "1933 wurden sie in Deutschland verboten", erzählt Koch. Ihr weißes Fell galt als Fehlfarbe, alle weißen Welpen wurden nach Geburt getötet." So verschwand der Schweizer Schäferhund aus Deutschland. Einige Tiere wurden nach Amerika und Kanada exportiert, wo sie in kürzester Zeit große Popularität erlangten. In den 1970er Jahren begann ihre Rückkehr nach Europa, als erstes in die Schweiz.
Nach einer kurzen Wiederholung der goldenen Regeln dürfen die Kinder mit Ina spielen. Ihr roter Lieblingsball fliegt quer über den Sportplatz der Anhaltschule und kurz danach fegt sie wie ein Wirbelwind hinterher. Jeder will nun den Ball werfen. Wolfgang Koch verschafft sich Gehör und erinnert die Kinder: "Habt ihr denn gestern nicht aufgepasst? Hunde hören viel besser als wir Menschen. Deshalb sind für sie auch eure Rufe viel lauter."
Nach gefühlten hundert Würfen ist Ina müde und legt sich ins Gras, um auszuruhen. "Ina zeigt, dass sie kaputt ist und eine kleine Pause braucht. Auch Hunde haben Bedürfnisse wie wir Menschen", belehrt Koch seine Zuhörer. Vor allem Kinder sollten nun nicht versuchen, sie zum Aufstehen zu zwingen, denn Hunde sehen sie als Spielkameraden, die sich in der Rangfolge auf der gleichen Ebene wie sie befinden, an.
Während Ina nun gemütlich im Gras liegt, gehen die Kinder weiter zur nächsten Station. Hier warten Spike und sein Hundeführer Thomas Jaeger. Auch Spike erholt sich gerade. Ein ungeduldiger Schüler versucht, ihn mit hastigen Handbewegungen zum Aufstehen zu bringen. Das hat der Rottweiler wohl als Bedrohung aufgefasst und springt den Jungen kurzerhand an. Jedoch schon nach einigen Sekunden lässt er ihn auf Befehl von Thomas Jaeger wieder los.
Hunde, die an solchen Veranstaltungen teilnehmen dürfen, müssen einige Prüfungen durchlaufen, die beweisen, dass sie unter anderem stresserprobt, ausgeglichen und kinderlieb sind. Es kann den Kindern so auch bei als gefährlich eingestuften Hunden rein gar nichts passieren. "Warum ist sein Schwanz so klein?" hört man es aus der Gruppe rufen. "Das ist in der Tat selten bei Rottweilern. Seit 1998 werden sie bei uns nur noch mit langem Schwanz, auch Rute genannt, gezüchtet", erklärt der Hundeführer.
Auch von Boxerhündin Jessy sind die Kinder begeistert. Ihr Hundeführer zeigt den Kindern, wie man einen Hund von der Hand füttert. "Haltet das Fressen auf der flachen Hand. Bei Jessy mit ihrer flachen Schnauze ist es kein Problem, aber andere Hunde könnten euch aus Versehen die Hand verletzen", sagt er. Auch hoch halten sollte man das Leckerli besser nicht, denn dann würde jeder Hund hochspringen und könnte seinen Besitzer aus Versehen umwerfen.
An der letzten Station wartet Dobermannhündin Page. Auch sie wird von den Kindern gefüttert. Bei der Frage von Hundeführerin Simone, wer einen eigenen Hund habe, meldet sich Chantal, die nächstes Jahr in die dritte Klasse an der Pestalozzischule kommt, sofort: "Ich habe einen Mischling aus Jack Russel, Spitz und Dackel. Er heißt Max und ist schon fünf Jahre alt!" Sie habe ihm schon viele Kunststückchen beigebracht. "Pfötchen geben, Sitz, Platz und noch viel mehr kann er schon", berichtet sie stolz.
So etwas kann man seinem Hund auch in einem der rund 40 Hundevereine in Sachsen-Anhalt lernen. Dort kann man nicht nur mit seinen Welpen, sondern auch mit den Jungtieren hingehen und sie so auf ihr künftiges Leben als Familienmitglied vorbereiten.
Die "Helfer auf 4 Pfoten" kommen alle aus unterschiedlichen Hundevereinen und arbeiten ehrenamtlich. Durch ihre Besuche lernen die Kinder einen sicheren Umgang mit den Tieren, wozu unter anderem die Kommunikation mit dem Hund gehört. Ihnen wird verdeutlicht, dass sie eine Verantwortung übernehmen. Außerdem verbessert sich der Umgang der Kinder untereinander und ihre persönliche Entwicklung. Die "Helfer auf 4 Pfoten" haben in Sachsen-Anhalt zurzeit zwölf Teams - je einen Hund und seinen Hundeführer. Dazu gehören die unterschiedlichsten Hunderassen - von Boxer bis Schäferhund.