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Bitterfeld Bitterfeld: Einen Blick hinter die Kulissen gewagt

Von ULF ROSTALSKY 17.10.2010, 18:33

BITTERFELD/MZ. - Larissa Hammerschmidt ist unsicher. Zögerlich setzt die Zehnjährige aus Bitterfeld die Nadel an. Schwer ist, den Faden so um das Handwerkszeug zu legen, dass ein Knoten und am Ende eine gelungene Naht entsteht. Larissa verarztet unter Anleitung von OP-Schwester Birgit Hess ein Schweinebein. "Weil das Gewebe vom Schwein vergleichbar mit dem menschlichen ist", begründet Beate Schmeil von einem Nahtmaterial-Hersteller die Wahl für den "Patienten", der auch bei Kursen mit Studenten kein anderer ist. Doch Studentin ist Larissa Hammerschmidt noch lange nicht. Aber neugierig. Und deshalb nutzte sie beim Tag der offenen Tür im Bitterfelder Klinikum die Chance auf die Probenaht.

Sie erlebte Medizin zum Anfassen, die für Dr. med. Volker Baumgarten im Gesundheitszentrum vor allen Dingen eine "Medizin im Trend der Zeit" ist. Das sei nicht allein Motto der Veranstaltung, sagt der ärztliche Direktor. Es sei Anspruch des Hauses, den es immer wieder zu vermitteln gelte. Tage der offenen Tür mit der Möglichkeit zum Kulissenblick wären eine sehr gute Plattform dafür. Baumgarten, zugleich Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, demonstriert den Trend der Zeit im OP-Saal.

Mittels hochmoderner Radiofrequenztechnik arbeitet er am Gewebe. Es ist ein Stück Hühnerbrust. Doch das Prinzip sei in echt kein anderes. Der Mediziner schneidet, wie er es bei Mandeloperationen machen würde. Er sucht aber auch bewusst den Dialog mit den Besuchern. "Ich kann Ehen retten", erklärt der Chefarzt sichtlich gut aufgelegt. Die Technik erlaubt das Straffen des Gaumensegels und die Verkleinerung des Zungengrundes. Es ist ein probates Mittel gegen das Schnarchen. "Dann muss ich ja meinen Mann behalten." Elisabeth Gründer nimmt den Spaß des Arztes auf. Der Kontakt ist direkt. Es ist Medizin zum Anfassen, die sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung zieht.

Hannelore und Herbert Arndt beließen es nicht beim Schauen. Am Stand der Klinischen Chemie und Labordiagnostik nutzten sie die Gelegenheit zum "kleinen Blutbild". Alles sei in Ordnung gewesen, der Blutzucker vielleicht etwas zu hoch, gaben sich die Rentner redselig, um gleich darauf am Stand der Tagesklinik für Geriatrie ihr Geschick zu testen. Es geht um Wissen und Konzentration sowie das Gespür für den Moment. "Gar nicht so einfach", erkennt Hannelore Arndt, als sie Holzstapel so umsortieren muss, dass niemals das größere auf dem kleineren Stück zu liegen kommt.

Vielfalt ist Trumpf bei den Tagen der offenen Tür im Klinikum. "Alle Kliniken und Abteilungen sind eingebunden - auch die Technik und der Küchenbereich", bestätigt Elke Reifenscheid, die Pressesprecherin des Gesundheitszentrums. Gut 200 Mitarbeiter wären in die Organisation eingebunden gewesen. "Der ganz normale Krankenhausalltag wird außerdem gewährleistet."

Dass zum Alltag im Klinikum auch die Wahlleistungsstation gehört, ist für Volker Baumgarten ebenfalls ein Trend der Zeit. Die Patienten hätten ganz einfach ein Recht darauf, für sich Leistungen zu wählen, die über das Maß der Kassen hinaus gehen würden. "Dafür haben wir auch die entsprechend ausgestatteten Räumlichkeiten geschaffen", so der Chefarzt. Auf ein großes Herz der Besucher baute indes Silke Seiler. Die Schwester der Kinderklinik betreute den Basar für Kinderkleidung. Der Erlös dient dem guten Zweck. In Bitterfeld wartet man wieder auf ein Kind aus Krisengebieten. Dem möchte die Klinik adäquate Hilfe bieten.