Bitterfeld: Bitterfeld: Der Grüne unter den Roten weiß, wo der Schuh drückt

ZSCHERNDORF/MZ. - Es ist nicht zu übersehen, das Transparent im Eingangsbereich des Grundstückes von Udo Mölle im Zscherndorfer Beethovenweg. "Nein zur Kellerverfüllung! Wir fordern eine nachhaltige Grundwasserabsenkung", steht da in dicken Lettern geschrieben. "Es ist doch nicht damit getan, die Keller im gesamten Landkreis zuzuschütten, um dem steigenden Grundwasser Herr zu werden. Damit ist weder die Ursache beseitigt noch ist den Leuten geholfen. Denn die Nässe bleibt und greift mehr und mehr das gesamte Mauerwerk an. Hier muss eine politische Entscheidung getroffen werden", sagt der 55-Jährige leidenschaftlich. Und nicht zuletzt aus diesem Grund und weil er als Stadtrat von Sandersdorf-Brehna ganz genau weiß, wo der kommunale Schuh drückt, will er zur anstehenden Landtagswahl für seine Partei, Die Linke, in den Landtag von Sachsen-Anhalt einziehen. An vorderster Front etwas für die Menschen bewegen, das ist sein Ziel.

Der gebürtige Zscherndorfer bezeichnet sich gern selbst als "der Grüne unter den Roten". Und das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass er ein überaus naturverbundener Mensch ist, sondern sich konkret auch für den Naturschutz einsetzt. Insbesondere seine Waldvogelzucht ist ein beredtes Beispiel dafür. Zeisig, Stieglitz, Girlitz und Dompfaff, insgesamt acht Brutpaare, führen in den Volieren ein munteres und sorgenfreies Vogelleben. "Es gibt nämlich viel weniger Waldvögel als allgemein angenommen wird. Und deshalb züchte ich und entlasse den Nachwuchs dann in die Freiheit", sagt der von Jugend an politisch engagierte Zscherndorfer, dem man deshalb gar nicht glauben möchte, dass er nach der Wende mit der Politik erst einmal abgeschlossen hatte.

Doch schon vier Jahre später war es mit der Abstinenz vorbei. Denn mehrere Leute aus der Siedlung waren auf ihn zugegangen und hatten von Problemen berichtet, denen man auf den Grund gehen sollte. Und um dem Ganzen einen "offiziellen Anstrich" zu geben, gründete Udo Mölle gemeinsam mit weiteren 20 Gleichgesinnten die "Parteiunabhängige Bürgerinitiative Zscherndorf", kurz PBZ genannt, die in den Gemeinderat einzog. 1999 saß er dann eine Legislaturperiode lang für die PDS im Kreistag, obwohl er erst ein Jahr später Mitglied wurde. Heute ist Mölle Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtrat von Sandersdorf-Brehna.

Im Falle seiner Wahl in den Landtag will er jene Bundesinitiative unterstützen, die sich für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer einsetzt, die es in der Amtszeit von Helmut Kohl noch gegeben habe. Auch die Bildung liegt dem studierten Grundschullehrer am Herzen. Er möchte sich für ein längeres und integratives Lernen einsetzen und plädiert nicht nur für ein einheitliches Bildungssystem im Bundesmaßstab, sondern vor allem auch dafür, dass der Sekundarschulabschluss auch im Gymnasium gemacht werden kann, sofern die Leistungen fürs Abi nicht mehr reichen. "Eine Rückversetzung an die Sekundarschule, wie das jetzt der Fall ist, empfinden die Kinder als eine persönliche Niederlage", so seine Erfahrung.